Kevelaer Kevelaer: Gemischte Bilanz zum Reformationsjubiläum

Kevelaer · In gewisser Weise, das gibt Pfarrerin Karin Dembek zu, ist die Situation paradox. Vor rund 500 Jahren schuf Martin Luther mit der deutschen Übersetzung der Bibel die Grundlage dafür, dass auch breiten Bevölkerungsschichten das Evangelium zugänglich wurde. Jetzt, im Jubiläumsjahr "500 Jahre Reformation", hat die evangelische Geistliche erfahren, dass Luthers Themen "mehr auf das Bildungsbürgertum" zielen. Ihr Rückblick auf die Veranstaltungen, die zum Jubiläum in Kevelaer durchgeführt wurden, fällt somit durchaus zwiespältig aus.

 Karin Dembek mit Martin Luther im Playmobil-Format.

Karin Dembek mit Martin Luther im Playmobil-Format.

Foto: Evers

Das "Sich auf Gott verlassen Können" sei und bleibe modern, resümiert die Seelsorgerin. Die alte Sprache Luthers hingegen sei nicht so nah am heutigen Menschen. Bei manchen Angeboten, etwa der Predigtreihe, sei ein gewisses Vorwissen nötig gewesen, was sich auf die Zusammensetzung des Besucherkreises ausgewirkt habe, der eben im Wesentlichen aus dem schon zitierten Bildungsbürgertum bestanden habe. Während des Gemeindefestes sei auch ein Versuch über Luthers Thesen beim Publikum gescheitert. Wesentlich leichter sei den Leuten bei dieser Feier gefallen, in der Art von Luthers Thesenanschlag von 1517 Wünsche und Anregungen für das Gemeindeleben an die Kirchentür zu schreiben. Neue Gesichter hat die Pfarrerin in dem Gesprächskreis registriert, bei dem es um die Grundsätze der Reformation wie zum Beispiel "sola fide" (allein der Glaube), "sola gratia" (allein die Gnade) und "sola scriptura" (allein die Schrift) ging. Inwieweit sich das Jubiläumsjahr nachhaltig auf mehr Kirchenbesucher auswirke, lasse sich jetzt noch nicht sagen. "Gut war, dass wir uns immer wieder mit den reformatorischen Themen beschäftigt haben", urteilt Karin Dembek. Es sei verdeutlicht worden, wie viel Freiheit das ist, die so geschenkt werde. "Als Gemeinde sind wir immer dann anziehend, wenn wir nicht nur über Strukturen, Finanzen und Personal reden. Es geht darum, das Geschenk der freien Gnade Gottes unter die Menschen zu bekommen."

"Wir können wir Qualität im Gottesdienst entwickeln?" Mit dieser Frage hat sich laut Dembek das Presbyterium befasst. Die Kirchenmusik ist als Wohlfühlfaktor erkannt worden. "Dass wir Tom Löwenthal als Chorleiter gewonnen haben, ist sicherlich ein Ertrag dieses Reformationsjubiläumsjahres." Das Arbeiten mit ihm mache Spaß.

Zu den Katholiken Kevelaers hat die Pfarrerin eine große Nähe festgestellt und Verschränkungen auch wegen des Wallfahrtsjubiläums. Sie erwähnt vor allem den Kontakt zum Pfarreirat von St. Antonius, der bewusst mehr als sonst die Ökumene suche. Von einer "wohlwollenden Nähe vor Ort" spricht Karin Dembek. Zwar bestünden nach wie vor Differenzen, doch sei eine menschliche Nähe zunächst wichtig, um sich austauschen zu können.

(RP)
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