Kevelaer Justus Frantz begeistert im Konzert- und Bühnenhaus

Kevelaer · Dirigent gibt sich in Kevelaer volksnah. Orchester spielt nah am Ideal. Friedensbotschaft als wichtiger Teil des Auftritts.

In der Abschlussveranstaltung der Kevelaerer Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft gastierte Justus Frantz mit dem Barockorchester der Philharmonie der Nationen im Konzert- und Bühnenhaus. Obgleich in den vorderen Reihen noch viele Plätze frei blieben, war der Saal gut gefüllt und das Publikum begrüßte die 14 Musiker mit ihrem 69-jährigen Dirigenten voller Erwartungen. Die Bühne war ganz geöffnet, kein Vorhang störte die Klangentfaltung der Instrumente. Bis auf die drei Cellisten standen die Geiger während des gesamten Konzerts.

Justus Frantz geht es nie nur um Musik, selbst wenn diese als "Universalsprache" gilt, sondern um eine Friedensbotschaft, die auch durch die internationale Zusammensetzung seines Orchesters vermittelt werden soll. Im Gedenken an den kürzlich verstorbenen Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela ließ er die Zuhörer zu Beginn bei "Letzter Frühling" op. 34 Nr.2 von Edvard Grieg aufstehen und erzeugte mit dieser musikalischen, elegischen Klage eine sehr berührende, tiefe Melancholie. Frantz führte selbst durch das Programm und verriet, dass er Weihnachten in Jerusalem feiern werde und dort als Chefdirigent der staatlichen "Israel Sinfonietta" eine große Philharmonie aufbauen wird. Außerdem erwarten ihn neue Aufgaben in China.

Mit dem traditionellen "3. Brandenburgischen Konzert" von Johann Sebastian Bach ließ die Musik im virtuos beschwingten Stil vom ersten Takt an lustvoll durchatmen. Alles glänzte in rhythmischer Brillanz, und im Kopfsatz wetteiferten drei ihrer Klanglage entsprechend in Violinen, Violen und Bässe geteilte Gruppen miteinander. Das folgende als "Suite im alten Stil" bezeichnete Werk "Aus Holbergs Zeit" (op. 40) von Edvard Grieg stellte eine nach dem Vorbild der französischen Suite von neobarocken Elementen und Rhythmen durchzogene Abfolge von Tänzen dar.

In der Pause signierte die international anerkannte Musikkoryphäe Frantz seine CDs und plauderte mit dem sachkundigen Publikum in Kevelaer. Mit einer Gravität, als gelte es, das Thema mit Nachdruck vorzustellen, eröffneten die Streicher die "Serenade" von Peter Tschaikowsky. Das Barockorchester spielte sie majestätisch, so dass durch dieses Hervorheben jede Nuance dem typischen Ideal entsprach. Zwischen sinnlich und schwermütig wurden die Linien der Melodie zusammengefasst. Da übertrug sich das Temperament des Maestros, der am Pult vor den Instrumentalisten agierte. Seine talentierten Musiker reagierten selbst auf geringste Zeichen.

(usp)
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