Kevelaer Jugendherberge wird Flüchtlingsheim

Kevelaer · Völlig überraschend erfuhr die Stadt Kevelaer von der Entscheidung der Bezirksregierung Arnsberg, die Jugendherberge in Schravelen als Übergangsquartier für Flüchtlinge zu nutzen. Buchungen fürs Frühjahr storniert.

 Die Bezirksregierung Arnsberg hat einen Vertrag mit dem Jugendherbergswerk geschlossen mit dem Inhalt, dass die Räumlichkeiten in Schravelen für zunächst zwei Monate als Übergangswohnheim genutzt werden können.

Die Bezirksregierung Arnsberg hat einen Vertrag mit dem Jugendherbergswerk geschlossen mit dem Inhalt, dass die Räumlichkeiten in Schravelen für zunächst zwei Monate als Übergangswohnheim genutzt werden können.

Foto: nik

"Aufnahme nur mit gültigem Mitgliedsausweis" steht an den Türen zur Jugendherberge Kevelaer. Doch nach ihrem Jugendherbergsausweis werden die jungen Leute, die ab heute in Schravelen untergebracht werden sollen, ganz bestimmt nicht gefragt.

 Die Bezirksregierung Arnsberg hat einen Vertrag mit dem Jugendherbergswerk geschlossen mit dem Inhalt, dass die Räumlichkeiten in Schravelen für zunächst zwei Monate als Übergangswohnheim genutzt werden können.

Die Bezirksregierung Arnsberg hat einen Vertrag mit dem Jugendherbergswerk geschlossen mit dem Inhalt, dass die Räumlichkeiten in Schravelen für zunächst zwei Monate als Übergangswohnheim genutzt werden können.

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Die Bezirksregierung Arnsberg hat mit dem Jugendherbergswerk vereinbart, dass das Haus in Schravelen für zunächst zwei Monate als Übergangswohnheim für Flüchtlinge genutzt werden kann. Schulklassen und andere Gäste, die eigentlich kommen wollten, haben Stornierungen zugeschickt bekommen. E-Mails waren gestern laut Internetseite nicht möglich. Anrufe schon - wodurch der kommissarische Leiter Nils Gassel für die RP erreichbar war.

Die erst im Oktober an den Start gegangene "Herbergsmutter" Christel Sauerbier hat die Einrichtung nämlich schon wieder verlassen. Über derlei Interna kann Gassel, der gestern seine neue Stelle antrat, natürlich nichts sagen. Vermutlich wird auch er selbst nicht lange bleiben, denn Gassel lebt eigentlich in Solingen.

"Ich gehe davon aus, dass ich gebeten wurde, den Job zu übernehmen, weil auch in der Herberge in Solingen-Gräfrath drei Monate lang Flüchtlinge untergebracht waren und ich mich deshalb mit dem Thema schon gut auskenne." Sein etwa zehnköpfiges Team werde Schlafplätze bieten und die Menschen mit Mahlzeiten versorgen. "Für die Hygiene, medizinische Versorgung oder Baby-Spezialbedarf sind DRK-Mitarbeiter zuständig." Ob die 135 Betten des Hauses am Waldrand sofort oder erst nach und nach genutzt werden, weiß Gassel nicht. Er sei auf die Maximalzahl an Gästen eingerichtet. Auch, was die nötigen Lebensmittel angehe.

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Nicht viel mehr Konkretes kann auch der Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg, Christoph Söbbeler, mitteilen. "Die sowieso schon sehr angespannte Lage ist zu Jahresbeginn noch schwieriger geworden, da immer mehr Menschen aus dem Kosovo nach Deutschland kommen. Vor zehn Tagen hat der Innenminister die Kommunen um Soforthilfe gebeten, die Bezirksregierung Düsseldorf schlug Kevelaers Jugendherberge vor." Nüchtern betrachtet nachvollziehbar: Die Infrastruktur passt, und im Winter ist das Haus nur wenig gebucht.

Laut Söbbeler ist Schravelen als "Notunterkunft" zunächst bis März gedacht. Dass die Flüchtlinge dann anderswo Platz finden und die "touristische" Saison beginnen kann, sei damit nicht garantiert. Kevelaers Verwaltung und Politik wurden völlig überrumpelt. "Die Information erreichte uns am Karnevalswochenende", erklärt CDU-Fraktionschef Paul Schaffers. Dass die Landesregierung ein Riesenproblem hat, versteht er - aber glücklich seien Politik und Verwaltung mit dieser Entwicklung nicht. Zumal Kevelaer schon genügend "normale" Asylbewerber unterzubringen habe.

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Ludger Holla, Leiter des Fachbereichs Ordnung, hatte eigentlich "eigene" Asylbewerber in der Herberge einquartieren wollen, wenn es nicht mehr anders ginge. Doch die Bezirksregierung hat Fakten geschaffen. Es sei gerade noch die Zeit eingeräumt worden, einen Sicherheitsdienst zu engagieren.

(RP)
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