Interreligiöse Friedenswallfahrt in Kevelaer Kevelaer gibt den Stummen eine Stimme

Kevelaer · Bei der sechsten Interreligiösen Wallfahrt begleiten besondere Symbole die Veranstaltung in der Marienstadt. An vielen Orten wird man Sprechblasen aus Kreide finden. Vertreter von Christen, Juden und Muslimen machen sich gemeinsam auf den Weg.

 Mit der Interreligiösen Friedenswallfahrt setzt Kevelaer jährlich ein Zeichen für Frieden und Verständigung.

Mit der Interreligiösen Friedenswallfahrt setzt Kevelaer jährlich ein Zeichen für Frieden und Verständigung.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Neue Zeichen in der Stadt Kevelaer? Ja, vielleicht. Sie sind die stummen Vorboten für die Interreligiöse Friedenswallfahrt. Unter dem Leitgedanken „Tu deinen Mund auf für die Stummen“ soll es bereits im Vorfeld an markanten Orten Kreidesymbole mit Sprechblasen geben. Sie machen auf die Interreligiöse Friedenswallfahrt am Sonntag, 30. August, aufmerksam. Auch in Corona-Zeiten bleibt dem interreligiösen Initiativkreis unter Regie der Wallfahrtsleitung dieses Anliegen wichtig und wird immer noch wichtiger. „Zunehmende Spaltung, Missachtung, Hass, vermehrtes des Schweigen und größer werdende Sprachlosigkeit zu vielen aktuellen Themen, die unseren Weltfrieden, den Frieden in unserem Land, in Europa, in uns selbst behindern, gilt es, zu thematisieren an solch einem Tag“, heißt es. Minderheiten, Unterdrückten, Ungewollten, Gehassten, Sprachlos-Gewordenen und Ohnmächtigen eine Stimme zu geben, werde immer wichtiger. „Wir werden schweigend, mit Mund-Nasenschutz, jedoch mit unseren eindrücklichen Sprechblasen-Plakaten durch die Stadt ziehen und so den vielen Stummen in unserer Zeit und Welt das Wort geben,“ erläutert der Rektor der Wallfahrt, Domkapitular Gregor Kauling das Geschehen an diesem besonderen Wallfahrtstag.

Eben deshalb sieht man jetzt im Vorfeld, in diesen Tagen in den Straßen von Kevelaer, an einigen markanten Orten, Kreide-Symbole mit diesen Sprechblasen auf dem Boden. Pastor David Burau von der Evangelischen-Freikirchlichen Gemeinde Kevelaer hatte diese ausdrucksstarke Idee als symbolhaftes Zeichen für die sechste Auflage der Interreligiösen Friedenswallfahrt.

Diese sprechenden Münder seien sozusagen die stillen Verkünder dieser besonderen Wallfahrt in Kevelaer, die in den letzten Jahren immer mit symbolhaften Zeichen kombiniert war. Einmal trugen viele Teilnehmer blaue Friedensschafe unter dem Arm.

Start zur Interreligiösen Friedenswallfahrt ist wie in den Jahren zuvor am Marienplatz um 16 Uhr. Falls bis dahin aufgrund der aktuellen Entwicklungen der steigenden Corona-Infektionen Einzel-Anmelderegularien erforderlich sind, sollten sich die Teilnehmer dort am besten bereits ab 15.30 Uhr einfinden.

Im Marienpark findet die Begrüßung der Teilnehmenden durch die Vertreter der drei abrahamitischen Religionsgemeinschaften statt: Juden, Christen, Muslime. Die Stiftung Aktion pro Humanität (APH) wird als Mitbegründer dieser Wallfahrt im Jahr 2015 zur diesjährigen Intention einen interreligiösen Startimpuls geben und Menschen das Wort geben, die aktuell in der Welt kaum Gehör finden. Menschen im Krieg, im Hunger unter Corona und Terror. In den Projekten der Stiftung in der Welt. Niger, Syrien, Libanon.

Einen ersten Beitrag zum Thema „Tu deinen Mund auf für die Stummen“ spricht dann an dieser ersten Station Ahmad Aweimer, der

Dialog- und Kirchenbeauftragten des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Rassismus und Corona sind seine Intentionen. Die zweite Station an der Antoniuskirche wird thematisch von Pastor David Burau, Freie Evangelische Gemeinde Kevelaer, besetzt. Bei der dritten Station vor dem Rathaus wird Bürgermeister Dominik Pichler ein politisches Statement für die Flüchtlinge an den Außengrenzen Europas abgeben. Kevelaer ist „Sicherer Hafen“ und möchte wie andere Städte in Deutschland geflüchteten Menschen etwa aus dem Lager Moria/Lesbos eine Stimme und eine Perspektive durch Aufnahme geben. Station 4, Annastraße/Ecke Hauptstrasße: hier hören wir von Michael Rubinstein, dem Gemeindedirektor der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf sehr bedrohliche, offen antisemitische Stimmen, die gerade wegen der vielen Stummen in unserer Gesellschaft nicht unthematisiert bleiben dürfen. Er wird begleitet vom Kantor der jüdischen Gemeinde.

An der letzten Station dieser Interreligiösen Friedenswallfahrt bei der Friedenslichtstele auf dem Kapellenplatz wird Basilika-Organist Elmar Lehnen die Teilnehmer musikalisch begrüßen. Der Rektor der Wallfahrt, Domkapitular Gregor Kauling, wird den vielen Menschen in Belarus seine Stimme geben, die ganz aktuell friedlich um politischen Einfluss und gegen Unrecht aufstehen.

Mit auf dem Weg sein wird am Sonntag die Journalistin und Moderatorin Steffi Neu. Sie ist Botschafterin der Stiftung Aktion pro Humanität und wird die Interreligiöse Wallfahrt für den Frieden begleitend moderieren.

Gegen 17.30 Uhr wird die besondere Wallfahrt 2020 zu Ende gehen. Sie wird in Absprache mit der Stadt Kevelaer, nach den aktuellen Coronaschutz-Bedingungen des Landes durchgeführt. Das passiert in enger und zeitnaher Koordination mit dem Ordnungsamt der Stadt.

Alle Teilnehmer der Wallfahrt müssen am Sonntag eine Mund-/Nasenmaske tragen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort