Kevelaer Internet ohne Stolperfallen

Kevelaer · Die Stadt Kevelaer hat gemeinsam mit dem Kommunalen Rechenzentrum ihren Internetauftritt gründlich überarbeitet. Das Gesetz verlangt, dass die Seiten öffentlicher Einrichtungen „barrierefrei“ sind.

Eine Postkarte aus Kevelaer lässt sich ab sofort viel günstiger verschicken als bisher: Ob Altes Rathaus, Museum oder Heißluftballons – typische Kevelaerer Motive in Form von „ECards“ kann man nun über die neue Internetseite der Stadt an einen Empfänger seiner Wahl mailen. Der Weg zum Kiosk und zum Briefkasten fällt also weg – aber nicht nur in diesem Punkt wurde an Behinderte gedacht. Zum neuen Jahr müssen alle Internetauftritte von Kommunen „barrierefrei“ sein. Gehandicapte Menschen sollen nicht mehr ins Stolpern geraten. Das fordern europaweit verschiedene Anti-Diskriminierungsgesetze.

Die Visitenkarte

„Der Internetauftritt ist heutzutage die Visitenkarte einer Stadt“, findet Bürgermeister Axel Stibi. Selbstverständlich also, dass sie inhaltlich und optisch etwas her machen muss. Im Falle Kevelaers wurde die Silhouette der Stadt (der Wasserturm umrahmt von Kirchen) als Kopf gewählt, auf ein zeitaufwändiges „Intro“ wurde verzichtet. Überhaupt ist technischer Schnickschnack Schnee von gestern: Grafische Elemente wie „Frames“ gibt’s nicht mehr – alle Links sind im selben Fenster zu finden. „Das ist Voraussetzung dafür, dass spezielle Browser, wie sie Blinde und Sehbehinderte verwenden, die Seiten lesen und vorlesen können“, erklärt Klaus Hermsen, der die Hauptarbeit am Projekt trug.

Die Texte sind knapper gefasst und einfacher formuliert als früher. Das deshalb, damit Migranten, die die Sprache nicht ganz so perfekt beherrschen, sich ebenso zurecht finden wie Kinder oder alte Menschen. „Vor Behördendeutsch weitgehend verschont zu bleiben, dürfte im übrigen den meisten Bürgern gut gefallen“, ahnt Andreas Robertz vom Kommunalen Rechenzentrum. Auch motorisch eingeschränkte Nutzer haben einen Vorteil: Der Mausklick muss nicht mehr ganz genau treffen, es genügt schon, in die Nähe des gewünschten Begriffs zu zielen.

Im Test lieferten „Hundesteuer“, „Kirmes“ oder „Abfallkalender“ spontan nützliche Ergebnisse. Wozu die XXL-Darstellung des Bildschirms gut ist, erklärt sich wohl von selbst, über die Rubrik „Hilfe“ erfahren (Seh-)Behinderte, mit welchen technischen Mitteln sie sich die Inhalte der Seiten am besten erschließen. Theaterkarten kann man online bestellen, einen Hund an- oder abmelden und den Stadtwerken den Zählerstand mitteilen. 220 Formulare taugen vorläufig nur zum Ausdrucken und zum Rathaus bringen – es muss noch eine „echte“ Unterschrift geleistet werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort