Kevelaer Integration auf dem Lande

Kevelaer · Der Caritasverband Geldern-Kevelaer unterstützt das Leader-Projekt „Unser Dorf ist stark durch Vielfalt“ mit Dorfintegrationshelfern. Das Fördervolumen beläuft sich auf 229.000 Euro.

 Die Dorfintegrationshelferinnen (von rechts) Michaela Neuhaus, Jessica Schicks und Saskia Elders.

Die Dorfintegrationshelferinnen (von rechts) Michaela Neuhaus, Jessica Schicks und Saskia Elders.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Auf dem Land ist alles etwas anders, besonders, wenn Fremde zuziehen und fortan zur Dorfgemeinschaft gehören. Ein Projekt zur Integrationshilfe geflüchteter Menschen im ländlichen Raum wurde jetzt durch den Caritasverband Geldern-Kevelaer vorgestellt. Eingebettet in das Leader-Projekt „Unser Dorf ist stark durch Vielfalt“ arbeiten jetzt Caritas-Mitarbeiterinnen in den ländlichen Ortsteilen von Kevelaer, Geldern und Straelen als Dorfintegrationshelfer.

Der offizielle Projektbeginn war am 1. August. Zu einer Informationsveranstaltung – besonders für Vertreter sozialer Einrichtungen und Menschen, die aktiv bei der Integration von Migranten tätig sind – hatte die Caritas ins Kevelaerer Hotel Klostergarten geladen. Die Vorsitzende des Integrationsausschusses des Landtags NRW, Margret Vosseler, betonte in ihrem Grußwort, Integration müsse nachhaltig und verbindlich sein. Die Vereine gerade im ländlichen Raum seien „Kraftzentren“, von wo aus Integration funktioniere.

Der Kevelaerer Bürgermeister, Dominik Pichler, verlas einen Text zur Verdeutlichung der Leader-Strategie, den Simone Schönell, Geschäftsführerin des Vereins Lei.La (Leistende Landschaft) verfasst hatte. Leaderist ein Netzwerk, das die zukunftsfähige Gestaltung des ländlichen Raums in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht zum Ziel hat. Mit Blick auf die Integration der Migranten sollen diese darin unterstützt werden, am Dorfleben aktiv teilzunehmen.

Weiter sollen Arbeitskräfte in der Landwirtschaft an den Ort gebunden werden. Auf dem Land leben immer weniger junge, immer mehr alte Menschen. Daraus könne man auch positive Kraft schöpfen, denn engagierte Senioren seien oft ehrenamtlich tätig, auch in der Integrationshilfe. Gerrit Hermans, Bereichsleiter Soziale Dienste bei der Caritas, ergänzte, für ein Dorf gelte, dass alles nicht so anonym ist wie in der Großstadt. Fremde würden genauer angeschaut, dies sei aber auch ein Potenzial, denn durch persönlichen Austausch könnten alle entdecken, dass gerade in der kulturellen Vielfalt eine Stärke liege. Leader fördert das vorgestellte Projekt, das eine Laufzeit von drei Jahren hat, mit rund 229.000 Euro. Darin enthalten sind die Kosten für die drei Dorfintegrationshelferinnen, die nun ihre Arbeit begonnen haben.

Saskia Elders arbeitet in Walbeck und Pont, Michaela Neuhaus ist für Twisteden und Winnekendonk zuständig, und Jessica Schick hat ihre Arbeit in Herongen bei Straelen aufgenommen. „Kindergärten sind in den Orten oft Dreh- und Angelpunkt für Familien, deshalb richten wir dort erst einmal Sprechstunden ein“, erläuterte Saskia Elders. Mit den Landwirten als möglichen Arbeitgebern werde Kontakt aufgenommen. „In vielen Dörfern gibt es bereits Netzwerke, das möchten wir stärken“, so Michaela Neuhaus. Jessica Schick kommt aus Krefeld und wird, wie sie erklärt, besonders die Unterschiede zur städtischen Integration erkennen.

Dass Integration besonders am Arbeitsplatz funktionieren kann, wurde anschaulich durch den Bericht von Andreas Pellens, Inhaber eines Gartenbaubetriebes in Geldern. Unter seinen 23 fest angestellten Mitarbeitern sind zwölf Migranten unter anderem aus Sri Lanka, Indien, Eritrea, Syrien, Somalia, Benin. „Viele Flüchtlinge sind gut ausgebildete Fachkräfte, sie sitzen in Flüchtlingsheimen und kosten Steuergelder, da können wir sie besser einstellen“, erklärte Andreas Pellens.

Das ist aber nicht immer einfach, wie er an einem Fall schilderte. Einem Flüchtling aus Guinea hatte die Integrationsstelle in Kleve keine Arbeitserlaubnis erteilt, weil er noch nicht lange genug in Deutschland war. Pellens gab nicht auf und erkundigte sich in Duisburg. Dort stellte man fest, dass einfach falsche Daten im System waren, und der Mitarbeiter durfte anfangen zu arbeiten.

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