Kevelaer In Kevelaer hat jedes Kind seinen Platz

Kevelaer · Seit einem Jahr gilt der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Elke Manders, seit zehn Jahren Tagesmutter in Kevelaer, betreut im Auftrag der Stadt Unterdreijährige. Quote im Kreis landesweit Spitze.

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Foto: dpa, Caroline Seidel

Elke Manders ist ein Familienmensch. Sie sitzt auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer und erzählt von ihrem Traumberuf. Seit zehn Jahren betreut sie Kinder unter drei Jahren. Damals gründete sie auf Vorschlag einer Mutter aus der Nachbarschaft eine Loslösegruppe für Kinder, die bald in den Kindergarten kamen. Jule, ihr erstes Tagespflegekind, ist heute zwölf Jahre alt. "Damals war vielleicht eine Mutter von zehn Kindern berufstätig", sagt Manders. "Heute sind ein oder zwei nicht berufstätig." Für die Stadt Kevelaer ist sie als Tagesmutter tätig und betreut zehn Kinder im Jahr.

 Tagesmutter Elke Manders übt den Beruf seit zehn Jahren aus. Jule (12, l.) war vor zehn Jahren bei ihr. Anna (r.) ist drei Jahre alt.

Tagesmutter Elke Manders übt den Beruf seit zehn Jahren aus. Jule (12, l.) war vor zehn Jahren bei ihr. Anna (r.) ist drei Jahre alt.

Foto: Ostermann

Heute jährt sich der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren. "Der Kreis Kleve belegt in NRW einen Spitzenplatz bei der U-3-Betreuung", erklärt Ruth Keuken, Pressesprecherin des Kreises Kleve. "Wir haben eine Betreuungsquote von 57 Prozent." Man habe rechtzeitig mit dem Ausbau der U-3-Plätze in den Kindergärten angefangen, sodass zum Stichtag alle Anfragen bedient werden konnten. Die Kinder, die keinen Platz im Kindergarten erhielten, bekamen einen Platz in der Tagespflege.

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Foto: dpa, Rainer Jensen

In Kevelaer sind das für das Kindergartenjahr 2014/2015 noch 54 Kinder, teilt Marc Buchholz vom Jugendamt der Stadt mit. Es stehen 110 Plätze für Kinder unter drei Jahren in Kindergärten zur Verfügung, 130 Betreuungsplätze bei Tagesmüttern. Der Bedarf zeige, dass Kevelaer noch mehr U-3-Kindergartenplätze anbieten könne, ohne dass die Tagesmütter arbeitslos werden. Weil es ab 2015 auch eine Unterversorgung mit Ü-3-Plätzen gebe, werde man am 4. September im Jugendhilfeausschuss Lösungen vorstellen, wie man den Platzmangel in Zukunft beheben könne. In der Nachbargemeinde Weeze bieten die Kindergärten 54 U-3-Plätze an, teilt die Gemeinde mit. Sie beschäftigt acht Tagesmütter.

Was der Staat für Kinder ausgibt
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Foto: dpa, Arno Burgi

Die Tagespflege wird häufig nur als Betreuungsplatz zweiter Wahl gesehen, wenn kein Platz in der Kita mehr frei war. Doch Elke Manders hat die Erfahrung gemacht, dass Eltern sich auch bewusst für die Tagespflege entscheiden. Sie findet es sogar besser, die Zweijährigen nicht in einen Kindergarten zu geben. "Die familiäre Betreuung garantiert die Fürsorge für die noch kleinen Kinder", sagt sie. Die Tagespflege sei ein Familienbetrieb. "Die Kinder lieben meine Familie." Sie habe auch Kinder von alleinerziehenden Müttern in der Pflege, die so den Familienalltag miterlebten.

"Ich bin keine Auffangstation für Kinder mit berufstätigen Eltern", erklärt Manders. Die 45-Jährige ist selbst Mutter von drei Kindern: Liesa (17), Anna (15) und Tim (11). Mit ihrer eigenen Erfahrung füllt sie ihren Beruf aus. Trotzdem hat sie zusätzliche Qualifikationskurse bei der Stadt absolviert, damit sie als Tagesmutter arbeiten kann. "Ich möchte den Kindern helfen, zu selbstbewussten Menschen zu werden." Zu ihrer Einstellung gehört, dass die Kinder abgeholt werden, wenn sie fertig mit Spielen sind, und nicht, wenn die Eltern ihre Arbeit beenden. Es sei wichtig, dem Kind das so zu sagen.

Die meisten Kinder kommen drei bis viermal die Woche. Die Häufigkeit richtet sich nach den Betreuungszeiten von 20 bis 35 Stunden in der Woche. Die Stadt Kevelaer zahlt je nach Qualifikationsstufe zwischen 3,86 und 4,12 Euro pro Stunde für jedes Kind. Manders findet, dass sie mit ihrem Beruf genug verdient. Der Job als Tagesmutter sei von Anfang an ein Selbstläufer gewesen. Aber sie passt auf, dass sie auch Zeit hat, die sie nur mit ihrer eigenen Familie teilt. Deswegen hat sie Sprechzeiten für die Eltern eingeführt, damit sie nicht immer anrufen, wenn es Probleme gibt. Die Tagesmutter berät fast alle Eltern ihrer Pflegekinder auch, wenn die Kinder ihre Trotzphase haben, trocken werden, bei Essproblemen oder wenn das Kind vom Schnuller entwöhnt werden soll. "Die Eltern schätzen das."

(RP)
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