Aus dem kirchlichen Leben Auf starken Motoren Glauben erleben

Kevelaer · Zur 38. Motorradwallfahrt brausten mehr als 900 Biker durch Kevelaer und holten sich den Segen Mariens ab. Nach Corona-Pause und Light-Version 2021 war es für Teilnehmer, Zuschauer und Organisatoren wieder eine große Freude.

 Höhepunkt der Motorradwallfahrt war wieder die Lichterfahrt in und rund um Kevelaer.

Höhepunkt der Motorradwallfahrt war wieder die Lichterfahrt in und rund um Kevelaer.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

„Mowa Light“ – das ist vorbei. Die Motorradwallfahrt Kevelaer konnte nach zwei Jahren mit Corona-Einschränkungen wieder „Vollgas“ geben. Mehr als 900 Biker aus Nah und Fern besuchten die Stadt Mariens und holten sich den Segen ab.

Spektakulärer Höhepunkt der Veranstaltung war und ist seit 38 Jahren die Lichterfahrt rund um und durch die Wallfahrtsstadt. Schon bei der Aufstellung auf der Walbecker Straße zu dem gemeinsamen Corso zeigte sich: Hier trifft sich eine riesige Familie, deren gemeinsame Leidenschaft sie verwandt miteinander macht. Das ist eine Welt für sich, in die Zuschauer an diesem Tag Einblick bekommen. „Biker spricht man nicht mit ‚Sie‘ an, Biker duzen sich und werden geduzt“, sagt Bärbel aus Kevelaer und lehnt lässig auf ihrer beeindruckenden Maschine, die sie liebevoll „Moped“ nennt. Sie fährt zusammen mit Lotte, der Tochter einer ehemaligen Nachbarin Bärbels. „Ich war schon als Kind fasziniert von Bärbels Motorrad“, sagt sie. Für beide ist es mehr als ein Hobby. Der Segen ist ihnen wichtig: „Kirche und Schutzengel fahren immer mit, Segen muss sein, gerne mehrmals“, sagt Bärbel.

Beinahe von Anfang an dabei, also nach eigener Aussage so ziemlich der „dienstälteste“ Fahrer, ist Helmut Hessler aus Köln. Seit vielen Jahren ist er auch Mitglied im Mowa-Verein. Auf die Frage, was ihm die Wallfahrt bedeute, ist er gerührt. Es habe viel mit dem Glauben zu tun, zweimal durfte er die Lichterfahrt anführen und das silberne Kreuz vorantragen. Das sei eine große Ehre. Seine Schwester, Ruth Sedivy, fährt seit 20 Jahren auf dem „Sozius“ der Honda Goldwing mit und musste das Kreuz halten. „Dabei habe ich zwar Krämpfe in Armen und Beinen bekommen, aber das war völlig egal“, erzählt sie lachend und voll Begeisterung. Vor Corona gab es auch Motorrad-Wallfahrten mit weit über 1000 Teilnehmern. Die Lichterfahrt entlang ebenso zahlreicher winkender Zuschauer hat für alle etwas mit „Gänsehaut-Feeling“ zu tun. „Das erlebst du in keinem Club, das ist immer ergreifend“, sagt Uwe Dresen aus Wesel. Er ist Mitglied bei den Knoasebikern aus Wetten und nennt sich auch ­„Spike“. Wie viele Teilnehmer hilft er bei der Organisation, zum Beispiel beim Aufbau der Zelte. „Hausmeister“ nennen sie ihn, auf seiner Weste sind kleine Metallplättchen mit den Jahreszahlen von 1999 bis heute aufgenäht – alle seine Teilnahme-Jahre.

 Die Motorradfahrer wurden von vier Seelsorgern gesegnet.

Die Motorradfahrer wurden von vier Seelsorgern gesegnet.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Ganz pünktlich um 20 Uhr startete die Lichterfahrt. Die heißt übrigens so, weil es ganz früher noch keine Pflicht für Motorräder war, mit Licht zu fahren, erklärt Hessler. Licht ist nun Pflicht, aber der Name ist geblieben.

Schon beim Start sammelten sich einige Zuschauer. Es wurde gewunken, die Biker winkten zurück, viele Hupen erklangen. Wer bis zum letzten Motorrad am Rand stehen blieb, musste eine ganze Viertelstunde warten, so viele waren es. Zu sehen waren alle Typen von der Vespa über Oldies mit Beiwagen, schmucke Triker, Quads, Enduros bis zu jeder Menge schwergewichtiger, PS-starker „Raketen“. Die Fahrer trugen teils geschmückte Helme, lächelten hinter dem Visier, hoben noch einmal kurz die Hand, bevor das Vollgas dies nicht mehr erlaubte.

Genau eine Stunde später trafen sie hinter der Basilika ein, wo Wallfahrtsrektor Gregor Kauling zusammen mit drei weiteren Seelsorgern sie erwartete und segnete. „Jedenfalls haben wir in Kevelaer genügend Weihwasser“, sagte Kauling später. Ein Helfer füllte die Weihwasserschalen ständig nach, und die Segnenden standen bald in Pfützen.

Wegen der Baustelle am Kapellenplatz musste in diesem Jahr hinter der Basilika geparkt werden, wo es etwas eng wurde. Bevor im Forum Pax Christi gemeinsam gefeiert wurde, gab es noch eine stimmungsvolle Andacht an der Gnadenkapelle, wo wie jedes Jahr für die tödlich verunglückten Biker gebetet wurde.

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