Kevelaer Kommt gut an: Erzieher aus Syrien

Kevelaer · Im Jona-Kindergarten arbeitet der 26-jährige Ahmad. Dass er Muslim ist und der Kindergarten evangelisch, sei kein Problem, sagt die Pfarrerin. Denn alle wollen doch nur das eine: Frieden.

 Ahmad mit Kindern im Jona-Kindergarten.

Ahmad mit Kindern im Jona-Kindergarten.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Ein Ball, mehrere Jungs, ein Torwart, und mittendrin der 26-Jährige Ahmad Ibrahim. Fußballspielen, Malen, Trösten, das gehört alles zum Job von Ahmad Ibrahim. Der 26-Jährige arbeitet im Jona-Kindergarten und möchte Erzieher werden.

Dass er Muslim ist und im evangelischen Kindergarten arbeitet, damit hat Pfarrerin Karin Dembek kein Problem. „Sicher hatten Eltern auch Vorbehalte, ein Moslem, ein Flüchtling“, sagt die Pfarrerin. „Aber wir sind damit offen umgegangen, haben informiert. Wobei ich das von Anfang an sehr positiv gesehen habe. Ahmad bringt sich gut ins Team ein, er ist absolut zuverlässig, hilfsbereit und lernwillig“, sagt Dembek. Gegenüber der Eingangstür hängen Zettel, auf denen Ibrahim seine Lebensgeschichte erzählt, als Information für die Eltern.

Vor zwei Jahren und vier Monaten flüchtete er aus seiner Heimat Syrien, weil dort Krieg ist. Aktuell ist im evangelischen Kindergarten die biblische Geschichte von Abraham dran. Heike Seehausen, Erzieherin im Jona-Kindergarten, findet das sehr passend. Auf einer Karte ist die Route nachgezeichnet worden, die Ahmad von Syrien nach Deutschland nahm. „Auch Abraham wurde losgeschickt“, sagt Seehausen. „Alle Freunde hinter sich lassend in ein fremdes Land, in dem man nicht weiß, was auf einen zukommt, in dem man niemanden kennt, vielleicht nicht einmal deren Sprache spricht und nicht alles versteht“, heißt es in den Ausführungen zur biblischen Geschichte. Auch das erinnert stark an das, was in Ibrahims Leben passierte. Im Eingangsbereich hängen die Texte von Abrahams und Ahmads Weg nebeneinander.

„Abraham wird auch als Urvater der Muslime verehrt“, schlägt die evangelische Pfarrerin Karin Dembek den Bogen. Und für den Syrer ist es kein Problem, die christlichen Feste, wie Weihnachten, mit den Kindern zu feiern.

Eigentlich hatte Ahmad vor, in seiner Heimat zu studieren. Er wollte Lehrer werden. Der Krieg sei dazwischen gekommen. Seine Eltern leben in der Nähe von Aleppo. In Deutschland hat er neue Pläne gefasst. Er möchte Sozialpädagogik studieren. „Ich möchte gerne mit Kindern arbeiten“, sagt der 26-Jährige. Das Praktikum ist ein erster Weg dahin. 2019 will er seine Ausbildung zum Erzieher starten. Seiner Mutter in Syrien hat er von seiner Arbeit im Kindergarten erzählt. „Sie findet das sehr schön“, sagt er. Er hat auch den Kindern viel aus seiner Heimat erzählt. Etwa, dass seine Eltern Oliven ernten. Bis zum 30. September wird er im Jona-Kindergarten arbeiten. Danach wird er sich Zeit nehmen, um zu lernen. Er möchte die Prüfung B2 in der deutschen Sprache ablegen. Dafür müsse er noch viel üben, viel schreiben und viel lesen. Die Kinder haben darauf Rücksicht genommen. „,Ist nicht schlimm, wir sprechen langsam mit dir, Ahmad’, haben sie gesagt“, sagt der Syrer über seine erste Zeit im Kindergarten. Das ist aber schon eine Weile her. Keine Spur von Berührungsängsten bei den Kleinen. Und bei den Erwachsenen? „Ängste gibt es immer. Ich glaube, dass man sich kennen muss, um gut miteinander umgehen zu können“, sagt Pfarrerin Karin Dembek.

Übrigens ist Ibrahim nicht der einzige Mann, der sich im Jona-Kindergarten um die Kinder kümmert. „Wir haben das Glück, gleich zwei männliche Bezugspersonen zu haben“, sagt Heike Seehausen. Florian Treutler hat seine Prüfung zum staatlich anerkannten Erzieher bestanden und bleibt dem Kindergarten erhalten. „Für die Jungs ist das toll“, sagt Seehausen. „Denn Männer haben eine andere Ruhe“, sagt sie. Vielleicht wird auch öfters mal zum Fußball gegriffen statt zur Bastelschere. Über Spielermangel kann sich Ibrahim nicht beklagen.

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