Kevelaer In Jona-Kita ist Fußball Mädchensache

Kevelaer · Die Weltmeisterschaft ist auch im evangelischen Jona-Kindergarten ein Riesenthema. Um das traditionelle Rollenbild zu hinterfragen, wurde ein Mädchen-Projekt auf die Beine gestellt. Tanz und Turnen sind (vorläufig?) out.

 Kim Vogts übt mit ihren Fußball-Mädchen vom Jona-Kindergarten schon mal das Jubeln.

Kim Vogts übt mit ihren Fußball-Mädchen vom Jona-Kindergarten schon mal das Jubeln.

Foto: Gerhard Seybert

Vermutlich dürfen Samantha, Fee und Emma heute Abend mitgucken. Die Männer hinter dem Bildschirm sehen ja nicht, das die Mädels dabei Deutschland-Fahnen schwenken. Vielleicht tun sie das auch gar nicht, schließlich werden die Kinder des evangelischen Jona-Kindergartens zu Welt-Bürgern erzogen. Aber sportliche Mammutereignisse wie die Fußball-WM sind Anlässe, wo Schwarz-Rot-Gold mal gefeiert werden kann. Die vier- und fünfjährigen Mädchen sind neuerdings Expertinnen, weil Kim Vogts, die Anerkennungspraktikantin ihrer Kita, mit ihnen eine Fußball-AG gegründet hat.

Nicht alle sind begeistert von der Aktion: "Einige Jungs waren ganz schön sauer, weil sie nicht mitmachen dürfen", erzählt Kim schmunzelnd. Denn es ist ein reines Mädchen-Projekt, das sie da aus der Taufe gehoben hat. "Typisch Mädchen, typisch Jungen" hieß das Monatsthema der angehenden Erzieher, das die junge Frau zum Anlass nahm, die WM in die pädagogische Arbeit einzubeziehen. "Ich hab'mit den Kindern über verschiedene Sportarten gesprochen, und wir haben festgestellt, dass Fußball etwas ist, was alle spielen können." Kim Vogts selbst hat übrigens bis vor kurzem beim SV Viktoria Winnekendonk trainiert, ist also Fachfrau.

"Bisher hab' ich nur mit meinem großen Bruder Fußball gespielt", sagt Samantha. Aber der ist Neuntklässler und nimmt die Kleine am Ball vermutlich nicht allzu ernst. Auch Fee hat Pech: Ihr Bruder ist ein Jahr alt und kann gerade mal laufen - was soll man da auf dem Platz erwarten? Seit sich die Kindergarten-Mädels, alle zwischen drei und sechs Jahren alt, intensiv mit Fußball beschäftigen, sind sie für die Jungs ihrer Gruppen etwas interessanter geworden. "Vorher haben Jungs und Mädchen kaum mal miteinander Fußball gespielt", weiß Kim. Die jungen Damen mögen zwar Sport, aber doch lieber nach wie vor Turnen, Tanzen, Reiten.

Seit Projektbeginn ändert sich das. Zumal die Mädchen einen eigenen Schlachtruf haben. Selbst kreierte Trikots mit dem Jona-Wal drauf sorgen für den Mannschaftsgeist, es wurden Fußbälle aus Kleister und WM-Flaggen gebastelt, dazu noch Halsketten und Armbänder. Die Mädchen haben gelernt, wie man sich professionell warm macht und dehnt und welche Übungen für Ausdauer, Schnelligkeit und Torgefährlichkeit gut sind. Die Gruppe hat den Fußballplatz Scholten besucht und dort gelernt, was der Elfmeterpunkt ist und was die Ecke. Auf einer Foto-Wand sind alle Erkenntnisse in Bildern festgehalten.

"Jetzt, wo es losgeht mit der WM, interessieren sich plötzlich alle für Fußball", stellt die angehende Erzieherin fest. Die Jungs sowieso - und finden es zum Teil ganz schön ungerecht, dass diesmal nur die Mädels berücksichtigt werden. Eltern, die ihre Töchter bei ihrem neuen Hobby bewundern wollen, sind eingeladen, am 3. Juli an einem Kindergarten-Fußballturnier teilzunehmen.

(RP)
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