Kevelaer Immer mehr Zeitarbeiter wohnen hier

Kevelaer · In der Region mieten oder kaufen niederländische Arbeitnehmerüberlassungen Häuser, um dort ihre ausländischen Beschäftigten unterzubringen. In Goch gibt es dafür Kritik, in Weeze am Flughafen sei die Situation kein Problem.

 Auch am Europaring am Flughafen wohnen viele Beschäftigte aus Osteuropa.

Auch am Europaring am Flughafen wohnen viele Beschäftigte aus Osteuropa.

Foto: Seybert

Der ältere Herr, den die Rheinische Post in Asperden anspricht, kennt sich bestens aus. Ohne lange überlegen zu müssen kann er vier, fünf Adressen nennen, an denen rumänische Zeitarbeiter wohnen. Oder besser: Untergebracht sind, denn die Lebensbedingungen dieser Menschen seien besorgniserregend. Nach Aussage einer Rumänin, die mit der RP sprach, müssen einige ihrer Landsleute zu fünft in einem Zimmer schlafen. Angemietet haben sie von der Zeitarbeitsfirma, bei der sie beschäftigt sind, ein Bett. Für eine solche Schlafstelle in oft maroden oder schimmligen Wohnungen bezahlen sie 200 Euro und mehr. Genau das ist es, was den Asperdener in Rage bringt: "Die Menschen, die aus dem Armenhaus Europas zu uns kommen, wollen Geld verdienen, um ihre Familien zu unterstützen. Aber diejenigen, die damit großen Reibach machen, die hab' ich gefressen."

Ein Gocher Makler, dessen rumänische Mitarbeiterin ihm Tag für Tag die Geschichten der Leiharbeiter erzählt, möchte, wie er versichert, den Menschen helfen. "Die Firmen mieten hier Wohnungen an oder kaufen alte Häuser, weil das viel billiger ist, als den Arbeitskräften in den Niederlanden Wohnraum anzubieten. So werden die Männer zum Beispiel morgens früh über die Grenze gekarrt, um dort zum Beispiel in Schlachtereien als Ausbeiner zu arbeiten. Jobs, für die Deutsche oder Niederländer kaum mehr zu finden sind." Der Gocher ist sicher, dass die Leute schon in Rumänien angeworben werden. "Die kommen meist aus kleinen Dörfern, haben kein Internet, glauben alles, was ihnen erzählt wird", berichtet die Kollegin. "Sie hören, dass sie Geld verdienen können, und lassen sich darauf ein. Mehr als den Mindestlohn bekommen sie nicht, müssen dem Uitzendbureau davon noch Geld für Miete und oft auch für das genutzte Fahrzeug geben."

Auch am Airport Weeze leben seit einigen Jahren in den früheren Soldatenunterkünften zahlreiche Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen. Etwa 1000 Menschen, zumeist aus Osteuropa, wohnen hier.

 Dieses Gebäude ist keine Pension mehr, jetzt leben dort Zeitarbeiter.

Dieses Gebäude ist keine Pension mehr, jetzt leben dort Zeitarbeiter.

Foto: nik

Im Unterschied zu Goch sind die Häuser hier nicht angekauft, sondern werden von der Flughafen-Gesellschaft vermietet. Es geht dabei um den Bereich am Europa-Ring. Auch hier sind Zeitarbeitsfirmen die Mieter.

Wo früher Soldatenfamilien lebten, seien pro Reihenhaus sechs Mitarbeiter untergebracht, hatte ein Verantwortlicher einer Zeitarbeitsfirma vor einiger Zeit im RP-Gespräch erläutert. Küche und Wohnzimmer nutzen sie gemeinsam, außerdem gibt es jeweils drei Schlafzimmer. Kühlschrank, Waschmaschine und Trockner sowie Mikrowelle seien Standard. Die Männer und Frauen, die aus Polen, Tschechien und der Slowakei stammen, arbeiten im Lager, im Versand, montieren Gegenstände, fahren Gabelstapler. Zumeist in den Niederlanden. Mit Kleinbussen werden sie dorthin gebracht.

 In Hülm neben der Schule wurde aus einer Gaststätte ein Schlafquartier.

In Hülm neben der Schule wurde aus einer Gaststätte ein Schlafquartier.

Foto: Anja Settnik

Beschwerden habe es bislang keine gegeben, so Flughafensprecher Holger Terhorst. Die Unternehmen hätten alles gut organisiert. Ähnlich sieht das die Gemeinde Weeze. "Dort hatten wir bisher noch keine Probleme", sagt Kämmerer Johannes Peters. Dort sei alles vernünftig geregelt, die Firmen würden dafür sorgen, dass alles geregelt abläuft. Es seien auch Aufenthaltsräume eingerichtet worden, in denen sich die Arbeiter in der Freizeit treffen können. Das Gelände wirke aufgeräumt, Müll sei kein Problem. Ohnehin liegt das Areal am Flughafen weitab von anderer Wohnbebauung, daher bekommen die meisten Weezer vermutlich kaum etwas von den Arbeitern mit, die dort wohnen. Diese sorgten auch für keine Probleme, weil jemandem, der auffällig werde, die sofortige Kündigung drohe.

(RP)
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