Tradition Immer mehr Interesse am Gang zum Gottesdienst im Stall

Kevelaer · Die Pfarrgemeinde St. Marien Kevelaer hatte zum Bethlehemgang zum Hof der Familie Ermers auf Keylaer geladen. Zur Eucharistiefeier dort waren mehr als 150 Menschen gekommen.

Der Weg zum Stall in Bethlehem führte Maria und Josef durch Dunkelheit und Ungewissheit. Sie waren in höchster Not, denn Maria war hochschwanger und hatte noch keinen Ort, an dem sie ihr Kind zur Welt bringen konnte. Um die Geschichte von Jesu Geburt in einem abgelegenen Stall in Bethlehem nachzuspüren mit allen Sinnen, hatte die Pfarrgemeinde St. Marien Kevelaer zu einem abendlichen Bethlehemgang geladen. „Maria und Josef wussten nicht, wohin der Weg sie führte, wir aber haben Glück und wissen schon, dass wir eine Herberge im Stall der Familie Ermers haben werden“, sagte Kaplan Christoph Schwerhoff zur Begrüßung der Teilnehmer an der Gnadenkapelle. Trotz des nasskalten Nieselregens waren etwa 50 Menschen, darunter zahlreiche junge Familien mit Kleinkindern, bereit, den 45-minütigen Fußweg zum Ermers-Hof auf Keylaer zu gehen.

 Der Kuhstall von Familie Ermers bot die wunderbare Kulisse für die Andacht im Anschluss an den Bethlehemgang.

Der Kuhstall von Familie Ermers bot die wunderbare Kulisse für die Andacht im Anschluss an den Bethlehemgang.

Foto: Thomas Binn (binn)

Nach einer kurzen Andacht mit einer Lesung der Geburtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium ging es zügig los. Viele kannten den Weg bereits, denn der Bethlehemgang gehört seit vielen Jahren mit zum spirituellen Angebot der Wallfahrtsgemeinde.

Wie Christoph Schwerhoff erläuterte, richtet er sich besonders an Familien mit künftigen Kommunionkindern. Deren Taschenlampen erhellten den Weg, der außerhalb der Stadtgrenze tatsächlich zeitweise sehr dunkel und für Ortsunkundige durchaus ungewiss war. Bei Ankunft im Ermerschen Stall warteten dort bereits noch einmal etwa 100 Teilnehmer, die per Auto oder zu Fuß aus der Nachbarschaft gekommen waren. „Es werden jedes Jahr mehr“, sagte Margit Ermers. Seit 15 Jahren ist sie zusammen mit Ehemann Johannes und der ganzen Familie Gastgeberin der Messfeier im Stall. War es für Maria und Josef wahrscheinlich ein kleiner Stall, in dem nur ein Ochse und ein Esel, vielleicht noch eine Handvoll Schafe standen, so war es nun eine große Halle mit etwa 200 Kühen. Diese schauten interessiert zu und begeisterten besonders die vielen Kinder, die dabei waren. Übereinandergestapelte Strohballen trennten ein größeres Areal zur Eucharistiefeier innerhalb des Stalls ab.

Ausgehend von der Geschichte des zwölfjährigen Jesus, der ohne das Wissen seiner Eltern im Tempel war „mitten unter den Lehrern, ihnen zuhörend und fragend“, predigte Kaplan Schwerhoff von der „Sache, für die man alles stehen und liegen lässt“. Jesus sei so „gefesselt“ gewesen von den Themen, über die er im Tempel sprach, dass er nicht daran gedacht hatte, dass seine Eltern sich sorgten und ihn drei Tage lang suchten. Der Tempel war zudem für Jesus das zu Hause: „Ich muss in dem sein, das meines Vaters ist.“ (Lk 2,49).

Dazu erzählte der Kaplan noch die Geschichte von Papst Benedikt, der, als er noch Kardinal war, einmal eine Messe einfach mittendrin verließ, weil im „eine gute Idee“ für ein Buch, an dem er gerade schrieb, gekommen sei. Weiter führte Schwerhoff aus, von Jesus könne man auch lernen, überall dort Heimat zu finden, wo die Menschen sind, die einem viel bedeuten, zum Beispiel Freunde und Familie. So wies er auf das Fest der Heiligen Familie, das die Kirche an diesem Tag und mit dieser Messfeier begehe. Fürbitten und Segenswünsche richteten sich besonders an die anwesenden Familien mit ihren Kindern.

Auch ohne instrumentale Begleitung wurden viele Weihnachtslieder gesungen.

Nach dem Gottesdienst standen große Gefäße mit warmen Getränken bereit, alle Familienmitglieder des Hofes halfen mit, sie auszuschenken. Getränke und Plätzchen waren Spenden der Familie Ermers und der Pfarrgemeinde St. Marien. Keiner ging sofort nach Hause, alle genossen die ganz besondere Atmosphäre im Stall und die Gegenwart der Tiere, die völlig entspannt das Geschehen beäugten.

„Wir machen das gerne, auch wegen der Gemeinschaft, die durch den gemeinsamen Weg und das Zusammensein hier entsteht“, sagte Margit Ermers.

Gerade die Familien mit kleinen Kindern fühlten sich sichtlich wohl. „Wir kommen auch weil wir Nachbarn sind“, sagte Anja Baumanns, Mutter von drei Kindern.

Ihr Ehemann Stefan sei schon als Kind bei dieser Veranstaltung dabei gewesen. Es sei eine schöne Tradition für die Gemeinschaft.

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