Kevelaer Imbiss-Raub: Vier Jahre Haft und Entzug

Kevelaer · Bewaffnet mit einem Fleischermesser hatte ein 24-jähriger Kevelaerer im Mai dieses Jahres einen Überfall in Winnekendonk verübt. Vor Gericht gab er sich kleinlaut. Der Heroinabhängige muss ins Gefängnis und zur Therapie.

 In Winnekendonk hatte der 24-jährige Kevelaerer diesen Imbiss überfallen. Obwohl er maskiert war, erkannte die Verkäuferin den langjährigen Kunden.

In Winnekendonk hatte der 24-jährige Kevelaerer diesen Imbiss überfallen. Obwohl er maskiert war, erkannte die Verkäuferin den langjährigen Kunden.

Foto: gerhard seybert

Auf die Frage, ob er sich denn vorstellen könne, wie sich sein Opfer fühlte, antwortete der Angeklagte: "Ich glaube, ziemlich beschissen." Ohnehin gab sich der 24-Jährige vor der ersten großen Strafkammer am Landgericht Kleve reumütig und kleinlaut. In kurzen Worten schilderte er die Tat vom Mai dieses Jahres. Den Rest des ersten und einzigen Verhandlungstages verharrte sein Blick bei gesenktem Haupt auf dem Pult der Verteidigung.

Schon bei seiner Verhaftung im August hatte der Kevelaerer noch im Streifenwagen die Tat gestanden. Vor Gericht wiederholte er seine Aussage: Am Abend des 26. Mai habe er mit einem Fleischermesser bewaffnet einen Imbiss im Winnekendonk betreten, die Verkäuferin bedroht und zum Öffnen der Kasse aufgefordert. "Kohle raus" oder "Geld her" will er zwei Mal gerufen haben, so sagt er vor Gericht mit zunehmend leiser werdender Stimme.

Von 350 Euro Beute war die Anklage ausgegangen, 430 bis 450 Euro mochte der Angeklagte nach der Tat gezählt haben, 550 Euro fehlten laut Imbiss-Besitzer. Wie viel Geld tatsächlich geraubt worden war, konnte das Gericht nicht klären. Als erwiesen aber sah Richter Jürgen Ruby die übrigen Einlassungen des Angeklagten an, zumal auch die als Zeugin geladene 42-jährige Verkäuferin den Tathergang übereinstimmend schilderte. Unter Tränen erzählte sie vor Gericht, welche Ängste sie während des Überfalls ausstand und wie sie das Erlebte noch heute beschäftigt.

Obgleich sich der 24-Jährige mit Schal und Baseballkappe zu tarnen versucht hatte, habe sie ihn gleich als langjährigen Kunden erkannt, gab sie an. Die Großmutter des Angeklagten lebt in unmittelbarer Nähe zum Tatort.

Nach dem Überfall habe sie im Reflex das Telefon gegriffen, erzählte die Zeugin. Vor Aufregung sei ihr dann aber nicht einmal mehr die Notrufnummer der Polizei eingefallen.

Reue zeigte der Angeklagte übrigens auch vor der Geschädigten. Vor einigen Wochen hatte er ihr aus der Untersuchungshaft einen Brief geschickt, den holte sie nun zur Überraschung des Richters aus ihrer Tasche hervor. "Für das, was ich gemacht habe, gibt es keine Entschuldigung", schrieb ihr der Angeklagte. "Ich schäme mich dafür, was ich Ihnen angetan habe." Statt einer Annäherung erreichte er jedoch das Gegenteil. Der Brief hatte die Frau nur erneut geängstigt. "Das ging nach hinten los", befanden Anwalt, Richter und Staatsanwalt einhellig. "Hätte ich das doch bloß nie geschrieben", murmelte der 24-Jährige seinem Verteidiger zu.

"Die Erinnerungen an die Geschehnisse waren bei der Zeugin noch deutlich spürbar", befand Richter Ruby in seiner Urteilsbegründung, "das mussten wir berücksichtigen." Für den besonders schweren Raub verurteilte das Gericht den Heroinabhängigen zu vier Jahren Haft und einer baldigen Drogentherapie. Strafmildernd hielt man ihm sein promptes Geständnis im Sommer zugute. Denn ohne seine Aussage hätte die Anklage auf sehr dünnem Eis gestanden.

Das Urteil solle er als Chance verstehen, wandte sich Richter Ruby zuletzt noch einmal an den Angeklagten. "Ich hoffe, dass Sie Ihr Leben in den Griff bekommen", sagte Ruby. "Ich hoffe, das klappt."

(RP)
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