Kevelaer Im Bannkreis Picassos

Kevelaer · Pablo Picasso liebte Rembrandt, Frauen und ein vollgestopftes Atelier – dies und anderes lernten die Gewinner der RP-Verlosung gestern während der interessanten Führung durch die Kevelaerer Picasso-Ausstellung.

Ein Schmunzeln zeigt sich auf den Gesichtern, als Renate Wynants-Brocks eine weitere Picasso-Anekdote erzählt. „Er ist öfters auf Schrottplätze gegangen und hat dort Dinge gesammelt“, sagt die Kevelaerer Stadtführerin. Was andere weggeworfen hatten, wurde unter seinen Händen unsterbliche Kunst.

Wie sehr Privates in Picassos Werk einfloss, das lernten gestern die Gewinner der RP-Verlosung während der Führung durch die aktuelle Picasso-Ausstellung in Kevelaer. Lithographien, Collagen, Plakate und Fotografien geben interessante Einblicke in das Werk.

„Er ist nicht direkt mein Lieblingsmaler, aber ich mag ihn sehr“, sagt Anne Strunck aus Straelen. Sie erinnert sich an eine frühere Ausstellung in Düsseldorf, „da waren auch Bilder aus der rosa und blauen Periode zu sehen“.

Stichworte auf dem Block

Den Farbsinn des Meisters zeigen unter anderem die Lithografien mit Ansichten seines vollgestopften Ateliers – mal in leuchtenden Farben, mal düster, wie eine Kathedrale. Wenige Schritte entfernt schaut der „Mann mit dem Goldhelm“, das berühmte, Rembrandt zugeschriebene Porträt aus dem Rahmen. Picasso hat seine eigene Version des Klassikers gezeichnet. Ohne Farbe, allein durch raffinierte Schattierung hat er den Goldglanz des Helms herausgearbeitet. „Er wollte damit zeigen: Das kann ich auch“, sagt Renate Wynants-Brocks, die sich bei ihrer Führung an Stichworten auf einem Block orientiert. „Viele Besucher sind erstaunt, hier Werke zu finden, an die man nicht sofort beim Namen Picasso denkt“, sagt sie.

Karl van de Braak aus Twisteden hat es die Zeichnung der Friedenstaube besonders angetan. „Toll, so ausdrucksstark – und das mit nur fünf Strichen.“ Picasso hatte den Vogel für einen Friedenskongress in Moskau gemalt. Sein Hass auf das Franco-Regime, erzählt Renate Wynants-Brocks, habe ihn zeitweilig in die Reihen der kommunistischen Partei geführt. Als diese ihm allerdings vorschreiben wollte, wie er zu malen habe, trat er wieder aus.

Zum Schluss können die Besucher die Fotografien des Klevers Wilhelm Maywald bewundern, der Picasso im privaten Kreis ablichtete. „Schnappschüsse sind das nicht“, sagt die Führerin. Unverkennbar ist der Hang des Meisters zur Selbstinszenierung.

(RP)
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