Unbekannte stapeln Pflastersteine in Goch Niersexpress rast in Steinmauer auf Gleisen

Update | Gelderland · Unbekannte haben am Mittwochabend in Goch eine Mauer aus Pflastersteinen auf die Schienen gebaut. Der RE 10 konnte nicht mehr bremsen. Die Strecke war stundenlang gesperrt. Bereits am Dienstag war in Weeze versucht worden, ein Signal in Brand zu setzen.

 Unbekannte stapelten Pflastersteine auf den Gleisen.

Unbekannte stapelten Pflastersteine auf den Gleisen.

Foto: Bundespolizei

Christa Kamaric findet deutliche Worte. „Es geht hier nicht um Dumme-Jungen-Streiche, das ist lebensgefährlich. Wer das getan hat, war sich der Tragweite offenbar gar nicht bewusst“, sagt die Sprecherin der Bundespolizei in Kleve. Zu unglaublich ist der Fall, der sich jetzt auf der Strecke des Niersexpress in Goch ereignete.  Am Mittwochabend  gegen 18.30 Uhr hatten bislang unbekannte Täter Pflastersteine auf die Gleise unterhalb der Bahnüberführung Reuterstraße in Goch-Pfalzdorf gelegt. Die Steine waren über die gesamte Gleisbreite zu einer etwa 50 Zentimeter hohen „Mauer“ gestapelt worden.

Der Lokführer des aus Düsseldorf nach Kleve fahrenden Zuges leitete bei einer Geschwindigkeit von etwa 100 Stundenkilometer eine Schnellbremsung ein, konnte einen Zusammenstoß mit den Steinen jedoch nicht verhindern. Glücklicherweise blieben die etwa 60 Reisenden im Zug unverletzt. „Der Zug hätte entgleisen können“, sagt die Polizeisprecherin.

 Der Vorfall ereignete sich in Höhe des Bahnübergangs Reuterstraße in Goch-Pfalzdorf.

Der Vorfall ereignete sich in Höhe des Bahnübergangs Reuterstraße in Goch-Pfalzdorf.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Da die Unfallstelle nahe des Sportplatzes von Alemannia Pfalzdorf liegt, wo die B-Jugend gerade ein Spiel hatte, nahmen eine Menge Menschen den Vorfall wahr. Zumindest den anschließenden Polizeieinsatz. „Als wir das große Aufgebot an Fahrzeugen sahen, dachten wir erst einmal an einen Suizid. Den hat es in der Umgebung ja schon öfter gegeben“, sagt eine Augenzeugin. Viele Sportler und Anwohner seien auf die Straße getreten, hätten aber nicht herausbekommen, worum es ging. Am Morgen danach war das dann klar: Ein gefährlicher Eingriff in den Bahnverkehr. „Mein Gott, was für Irre es gibt“, sagt die fassungslose Pfalzdorferin.

Die Bundespolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Der Zug blieb erst einmal an der Unfallstelle stehen und die Beamten befragten ausführlich jeden einzelnen Fahrgast. Schließlich war er jetzt möglicher Zeuge einer Straftat. Etwa drei Stunden dauerte die Befragung in Pfalzdorf. Danach konnte der beschädigte Zug nach Kleve weiterfahren.

„Die Fahrgäste sind relativ entspannt geblieben. Wichtig ist vor allem, dass niemand verletzt wurde“, sagt Karin Punghorst, Sprecherin der Nordwestbahn, die den Niersexpress betreibt. Wie hoch der Schaden am Zug ist, sei aktuell noch nicht zu sagen. Der beschädigte Triebwagen ist nach Mettmann in die Werkstatt gebracht worden und wird dort untersucht.

Den Tatzeitpunkt kann die Polizei recht genau einschätzen. Der Zug rammte die Mauer um 18.30 Uhr. Kurz zuvor war noch ein Zug aus der Gegenrichtung gekommen. Da hatten noch keine Steine auf der Strecke gelegen. „Die Unbekannten müssen die Mauer innerhalb von Minuten errichtet haben“, so die Sprecherin der Bundespolizei. Die dicken Pflastersteine hätten in der Nähe gelegen. Oben auf die Mauer sollen die Unbekannten auch noch einen Vorschlaghammer gelegt haben.

Wegen des Vorfalls war der Bahnverkehr auf der Strecke an dem Abend massiv gestört. Zwei Züge fielen komplett aus, insgesamt entstanden 811 Minuten Verspätung. Es gab einen Ersatzverkehr mit Bussen zwischen Kleve und Krefeld. Die Bundespolizei hat Ermittlungen wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr aufgenommen.

Zudem wird geprüft, ob es zu einem Zusammenhang zu einem Fall von Vandalismus vom Dienstag gibt. Da hatten, wie berichtet, Unbekannte ein Kabel in Weeze auf die Gleise gelegt. Das Kabel hatte der Zug durchtrennt, daraufhin musste die Strecke zeitweise gesperrt werden. Außerdem hatten die Täter offenbar versucht, ein Signal in Brand zu setzen. Die Bundespolizei hatte Brandspuren am Erdungskabel der Anlage gefunden.

„Es ist natürlich Teil der Ermittlungen, dass wir jetzt prüfen, ob die Taten zusammenhängen“, erläutert Christa Kamaric. Diese Art von Vorfällen sei neu für die Strecke. „Wir hoffen, dass jemand etwas beobachtet hat.“ Am Donnerstag waren noch einmal Beamte draußen, um sich den Unfallort noch einmal bei Tageslicht genau anzusehen.

Die Bundespolizei will jetzt verstärkt mit Streifen an der Strecke unterwegs sein. Denn es handle sich um ernste Vorfälle, die schlimme Folgen haben können. Das sieht auch Karin Punghorst von der Nordwestbahn so. „Wer so etwas macht, bringt sich und andere in Gefahr.“

Ein Sprecher der Bahn berichtete, dass es solche Fälle auf den Strecken leider immer mal wieder gebe. Einen besonders extremen Fall habe es vor einiger Zeit gegeben. Da hatten die Täter Schaufensterpuppen auf die Gleise gelegt. Der Lokführer hatte daraufhin gedacht, er hätte Menschen überfahren.

Für die Fälle in Goch und Weeze  werden Zeugen gesucht. Sie sollten sich unter 02821  74510 bei der Bundespolizeiinspektion Kleve melden.

Eine erneute Streckensperrung am Donnerstagmorgen ab kurz vor fünf Uhr hatte übrigens nichts mit Vandalismus zu tun. Ein Stellwerk in Kevelaer war anscheinend defekt.   In beide Richtungen fielen mehrre Züge aus. Die Probleme seien bis 7.41 Uhr behoben worden.

Auch am Donnerstagmorgen meldete das Portal Zuginfo NRW wieder ein defektes Stellwerk in Kevelaer. Die Störung gab es bereits am frühen Morgen um 4.52 Uhr. Daher war die Strecke zwischen Weeze und Geldern erneut für einige Zeit dicht. Vier Züge Richtung Weeze fielen aus, drei Züge in die andere Richtung. Da die Störung so früh am Morgen war und der Zug nachts in Kleve parkt, um nach Düsseldorf starten zu können, fielen zwei Zugverbindungen in die Landeshauptstadt auch komplett aus.

Ein Ersatzverkehr hätte man in der Kürze der Zeit nicht einrichten können, so eine Sprecherin der Nordwestbahn. Die Probleme seien aber glücklicherweise bis 7.41 Uhr behoben werden können, so dass der Niersexpress zur Zeit, wenn die Schüler ihn nutzen, wieder normal gefahren sei.

Grund für die Störung sei hier ein Fehler im Rechner des Stellwerks gewesen, so ein Sprecher der Deutschen Bahn.

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