Kevelaer Himmlische Poststelle in der Marienstadt

Kevelaer · Im Dezember bekommt Andrea Honselaer immer viele Briefe. Die sind aber nicht für sie, sondern für das Christkind. Weil das aber an Weihnachten sehr beschäftigt ist, greift sie ihm unter die Arme.

 Das Christkind in Kevelaer heißt Andrea Honselaer. Auch in diesem Jahr hat sie wieder viel Post von Kindern bekommen.

Das Christkind in Kevelaer heißt Andrea Honselaer. Auch in diesem Jahr hat sie wieder viel Post von Kindern bekommen.

Foto: Gerhard Seybert

1992 hat Andrea Honselaer den ersten Brief an das Christkind geöffnet. Das ist 20 Jahre her. Seitdem ist die Mitarbeiterin des Kevelaerer Verkehrsbüros die "Sekretärin" des Christkinds. Und damit hat sie alle Hände voll zu tun. Jeden Tag geht sie zum Briefkasten auf dem Kevelaerer Krippenmarkt und nimmt die Weihnachtspost heraus. "In diesem Jahr bekommen wir aber auch sehr viele Briefe per Post, also von Kindern, die nicht in Kevelaer und Umgebung wohnen", sagt Honselaer.

Die Zuschriften sind unterschiedlich. Sowohl in ihrer Gestaltung als auch in Bezug auf ihren Inhalt. "Die meisten Briefe bekomme ich von Kindern, die gerade lesen und schreiben gelernt haben", sagt die 42-Jährige. Aber auch jüngere Absender sind dabei. "Kindergartenkinder lassen zum Beispiel ihre Eltern oder Großeltern etwas schreiben. Viele malen aber auch ein Bild", erzählt Honselaer. Manchmal bekommt sie sogar Post von den großen Kindern — den Erwachsenen. Die haben weniger Wünsche, dafür meistens etwas auf der Seele. In den Briefen äußern die Kinder ihre Wünsche für das große Fest. Auf der Wunschliste stehen Klassiker wie Puppen, Technikspielzeug und Schmuck.

"Doch der Trend geht weg vom Wunsch nach materiellen Gütern", sagt Honselaer. Viele Jungen und Mädchen bitten das Christkind mittlerweile um Gesundheit oder darum, dass es allen Menschen auf der Welt gutgeht. Die Möhre für den Hasen wird auch nicht vergessen. Natürlich seien solche Briefe auch immer durch das soziale Umfeld geprägt. Aber es werde deutlich, dass die Kinder immer weniger nur an sich, sondern verstärkt an andere denken. "Manche wollen auch einfach Oma und Opa im Himmel grüßen", sagt Honselaer.

Bei Hunderten von Zuschriften ist es Andrea Honselaer nicht möglich, alle Briefe persönlich zu beantworten. "Es gibt eine Art Standardbrief, den ein Großteil der Kinder zugesendet bekommt", sagt sie. Allerdings werde auch der jedes Jahr neu verfasst und mit einem neuen Briefkopf versehen. Kinder, die sich in ihren Briefen ans Christkind den Kummer von der Seele schreiben oder einen ganz besonderen Text verfassen, bekommen eine persönliche Antwort von der Christkind-Vertretung. Die Briefe vom Christkind werden maschinell erstellt. Der Umschlag wird von Hand beschriftet und weihnachtlich verziert.

Viele Kinder schreiben Andrea Honselaer, also dem Christkind, jedes Jahr. Interessant ist für die Mitarbeiterin des Verkehrsbüros zu sehen, wie die Kinder älter werden. Nicht nur ihre Texte, auch ihre Wünsche verändern sich im Laufe der Zeit. Im Keller gibt es ein riesiges Archiv. "Da bewahre ich alle Briefe der vergangenen 20 Jahre auf. Und die werden auch niemals vernichtet", verspricht sie.

(RP/ac)
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