Verlorene Fracht des Schiffs „MSC Zoe“ Hilfe vom Niederrhein für Ameland

KEVELAER/Wesel/AMELAND · Auf keiner anderen Insel finden so viele Ferienlager statt. Daher bewegt viele das Unglück in der Nordsee besonders. Mancher, der sonst dort Urlaub macht, packt beim großen Aufräumen am Strand in den Niederlanden mit an.

 Freiwillige sammeln am Strand der niederländischen Insel Ameland angespülte Waren ein, inzwischen ist fast alles weggeräumt.

Freiwillige sammeln am Strand der niederländischen Insel Ameland angespülte Waren ein, inzwischen ist fast alles weggeräumt.

Foto: dpa/Jan Spoelstra

„Ameland schönes Land, Perle im Meer“ heißt es im legendären Amelandlied von Hubert Janssen aus Kevelaer. Daher tut es dem Geistlichen auch besonders weh, dass die niederländische Insel mit riesigen Mengen von Müll zu kämpfen hat. Wie berichtet sind vom Riesenfrachter „MSC Zoe“ rund 270 Container während eines Sturms ins Meer gerutscht. Auch Gefahrgut soll so ins Wasser geraten sein.

Vieles aus den Containern wird jetzt auch an den Strand in Ameland gespült. Janssen, der das Kinderferienwerk Ameland gründete, hat bereits mehrfach mit Bekannten auf der Insel telefoniert. „Natürlich bin ich sehr daran interessiert, zu erfahren wie die Lage ist“, sagt er. Ihn beunruhigen vor allem die Berichte über Chemikalien und Giftstoffe. „Man muss jetzt abwarten wie sich das entwickelt, es ist aber zu befürchten, dass es auch im Sommer zu Behinderungen am Strand kommt“, sagt er. Er fände es schade, wenn der Tourismus durch das Unglück jetzt einen Einbruch erleben müsste. Immerhin ist Ameland auch für viele Niederrheiner die Kinder- und Ferieninsel schlechthin. Aus zahlreichen Städten und Gemeinden fahren Ferienlager im Sommer auf die Insel, etwa aus Kevelaer, Sevelen oder Wesel.

Viele verfolgen die Ereignisse genau, manche packen sogar gleich mit an wie Walburga Wenzel. Sie fährt als Kochfrau im Weseler Lager mit, war mit ihrem Mann zufällig auf der Insel als das Unglück passierte und meldete sich spontan, um beim Aufräumen am Strand zu helfen. „Es war schlimm und traurig, das alles zu sehen“, erzählt sie. Der Strand war übersät mit Kühlschränken, Fernsehern, Platinen, Stühlen und jede Menge Schuhe. „Viele Helfer sind sogar in die Wellen gelaufen, um Müll aus dem Meer zu ziehen“, berichtet sie.

Besonders ans Herz ging ihr, dass am Strand mehrere Tausend toter Seesterne lagen. „Ich könnte weinen, wenn ich jetzt daran denke“, sagt sie. Sie vermutet, dass das mit den Chemikalien zu tun hat, die auch in den Container gewesen sein sollen. Die Möwen würden einen großen Bogen um die Seesterne machen. In den Dünen und am Strand würden auch zahlreiche Warnschilder stehen, die auf die Gefahr durch Chemikalien hinweisen. Das größte Problem sei auch nicht der große Müll, sondern die kleinen Teile, die jetzt überall durch die Dünen fliegen: Styroporreste, Füllmaterial aus Transportkisten oder Plastiktüten.

Die Inselbewohner sind von der Hilfsbereitschaft der Touristen begeistert. „Es war schon ein tolles Gefühl, zu sehen, wie viele hier angepackt haben“, sagt Anton Kiewitt, auf dessen Hof das Weseler Ferienlager im Sommer untergebracht ist. 150 Tonnen Müll seien gesammelt worden. Momentan seien die Strände sauber. Daher sollte derzeit besser auch keiner mehr zum Helfen kommen. „Doch nach dem nächsten Sturm kann das hier schon wieder anders aussehen“, sagt der Niederländer. Bereits für Dienstag ist der nächste angesagt.

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