Kevelaer Helfer gegen den Schmerz

Kevelaer · Der Wettener Arzt Dr. Johannes Horlemann ist in Frankfurt zum Vizepräsidenten der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie wiedergewählt worden. Ende April findet in Kevelaer der 3. Schmerz- und Palliativtag statt.

 Johannes Horlemann, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin, zeigt an welcher Stelle der Schulter eine Schmerztherapie angesetzt wird.

Johannes Horlemann, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin, zeigt an welcher Stelle der Schulter eine Schmerztherapie angesetzt wird.

Foto: gerhard seybert

Zahnschmerzen, 24 Stunden, jeden Tag, zermürbend, so beschreibt Olaf Martin (Name geändert) seinen Alltag. Sein Leidensweg begann vor genau zehn Jahren, als bei einer Operation ein Nerv durchtrennt wurde. Seitdem ist der 46-Jährige Schmerzpatient. Die Gesichtshälfte reagiert auf leichteste Berührungen mit Schmerz, der sich über den ganzen Kopf ausbreitet. Das ging soweit, dass er allen Lebensmut verlor, seine Ehe zerbrach. Die langen Ausfälle auf der Arbeit führten auch zu finanziellen Einbußen. "An gesellschaftliches Leben war nicht mehr zu denken. Die Krankheit steht im Vordergrund", sagt er über sein Schicksal und das vieler Schmerzpatienten.

Zwölf Millionen Migränepatienten gibt es in Deutschland, dazu kommen noch viele mit chronischen Rückenschmerzen, zählt Dr. Johannes Horlemann auf. Der Wettener ist in Frankfurt zum Vizepräsidenten der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin wiedergewählt worden. Das spreche für das Vertrauen, das seine Kollegen in ihn setzen, sagt der Familienvater stolz. Vertrauen, dass ist auch das, was sein Patient Martin ihm entgegenbringt. "Er ist immer da, auch am Wochenende", sagt dieser über Horlemann. Vorangegangen war ein Irrlauf von Arzt zu Arzt. "Ich wurde oft nicht ernst genommen", erinnert er sich.

Von einem Dilemma spricht Horlemann. Er betont aber, dass die Zusammenarbeit sich verbessert habe. Verbessert habe sich auch die Diagnostik, außerdem gibt es neue Medikamente, die länger wirken und besser verträglich sind. Mit Kollegen setzt er sich für mehr Öffentlichkeitsarbeit ein. Mehr als 300 Ärzte aus Deutschland haben sich in Kevelaer auf dem Gebiet schulen lassen. Wobei es einenwichtigen Unterschied gibt, sagt Horlemann. Während Schmerztherapie alle Patienten mit chronischen Schmerzen meint, handelt es sich bei Palliativmedizin um Schmerztherapie für Tumorpatienten.

Angefangen hat Horlemann als Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin. "Zu meiner Zeit gab es das Fach Palliativmedizin nicht." Immer mittwochs unterrichtet der Mediziner als Dozent an der Uni Düsseldorf. Um auf dem Laufendem zu bleiben, besucht er weltweit Kongresse. Um Denkprozesse anzustoßen, berät er Politiker im Bundestag zu Fragen der Schmerztherapie im Gesundheitswesen. Es sei schwierig, das Thema zu vermitteln, wenn derjenige nicht betroffen ist, weiß der Experte. Aber es könne jeden treffen. Die Schmerztherapie sei am Niederrhein aktiv, spricht er für sich und seine Kollegen. Einen Einblick gibt es Ende April zum 3. Kevelaerer Schmerz- und Palliativtag, zu dem sich die "Crème de la Crème" der Fachleute in diesem Bereich angekündigt hat.

(RP/rl)
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