Kevelaer Hausbesuch bei der Klarissen-Äbtissin

Kevelaer · Schwester Bernadette feiert heute ihr goldenes Ordensjubiläum. Die 69-Jährige wagt einen Rückblick auf ein Leben, das von Armut, Gehorsam und Ehelosigkeit geprägt ist. Die Tür des Klosters steht für alle Menschen offen.

 Willkommen bei den Klarissen: Schwester Bernadette an der Pforte des Klarissenklosters mitten in der Kevelaerer Innenstadt.

Willkommen bei den Klarissen: Schwester Bernadette an der Pforte des Klarissenklosters mitten in der Kevelaerer Innenstadt.

Foto: Gerhard Seybert

Es gehört ein bisschen Glück dazu, Schwester Bernadette zu erwischen. Die 69-Jährige Äbtissin des Kevelaerer Klarissenklosters ist viel unterwegs. Seit 1991 ist sie Föderationspräsidentin der deutschsprachigen Klarissenklöster, also auch von Klostern in Österreich und Südtirol. Ihre Aufgabe besteht in der Koordinierung, aber auch in der Förderung der Ausbildung junger Schwestern.

Ans Aufhören will sie noch lange nicht denken. "Im Orden gibt es kein Rentenalter", sagt sie und klingt dabei ganz fröhlich. Sie war erst 17 Jahre alt, als ihr Entschluss feststand, ein Leben im Kloster zu verbringen. Am heutigen Samstag feiert Schwester Bernadette ihr goldenes Ordensjubiläum. Vor 50 Jahren hat sie ihr Gelübde abgelegt. Zunächst das erste Gelübde, bevor am 12. April 1967 das ewige Gelübde folgte. "Nach drei Jahren besteht die Möglichkeit den Orden zu verlassen", nennt sie den Unterschied zwischen beiden Gelübden. Auf die Frage, ob sie sich das nicht noch einmal überlegen wollte, muss Schwester Bernadette laut lachen. "Nein, ich habe genau gespürt, das ist der Weg." Wie sie sich denn da so sicher sein konnte? "Eine letzte Sicherheit gibt es nicht. Es ist immer ein Wagnis, das jeden Tag neu eingegangen werden muss", sagt die Ordensschwester. Entschieden hat sie sich mit dem Eintritt ins Kloster für ein Leben in Armut, Gehorsam und Ehelosigkeit. Die Frage, ob das nicht schwierig sei, beantwortet sie mit ihrer Gelassenheit und klingt dabei ausgesprochen zufrieden. "Wissen Sie", sagt Schwester Bernadette, "es ist mal leichter und mal schwerer, ganz wie im normalen Leben." Wer erlebe es nicht, dass der Beruf mal mehr oder weniger Freude macht. Wichtig war ihr immer, dass das Leben im Konvent zeitgemäß ist. Immerhin ist der Klarissenorden ein sehr alter Orden. Er geht zurück auf den Heiligen Franziskus und die Heilige Klara von Assisi. Gegründet wurde das erste Kloster um 1200. "Bei einer so langen Tradition besteht die Gefahr, dass sich Dinge verfestigen, die nebensächlich sind", sagt Schwester Bernadette. Sie hat sich immer für Reformen stark gemacht. Als Beispiel nennt sie, dass die Ordensschwestern in Kevelaer gemeinsam mit den Menschen beten. Das war nicht immer so. Früher beteten die Ordensschwestern unter sich. "Wir haben aber gemerkt, wie sinnvoll es ist, gemeinsam mit den Menschen zu beten. Und die Menschen wollen das auch", sagt die Äbtissin. Beten macht einen wesentlichen Teil ihres Lebens aus. Denn sie hat sich für eine kontemplative Ordensgemeinschaft entschieden. Hauptaufgabe ist das Gebet, die Meditation und nicht wie bei anderen Ordensgemeinschaften die soziale Tätigkeit. Wer meint, dass so ein Leben langweilig ist, den belehrt die Schwester eines Besseren. "Unser Leben ist so lebendig", sprudelt es aus ihr heraus. "Wir haben geregelte Gebets- und Arbeitszeiten, in denen wir uns um Haus und Garten kümmern." Außerdem sind da noch die Menschen, die an die Pforte des Klarissenklosters kommen und um ein Gespräch bitten. Denen öffnet Schwester Bernadette nur zu gerne die Tür. "Glaube ist heute ganz, ganz wichtig und dass wir uns die Zeit nehmen, zuzuhören."

Heute darf Schwester Bernadette sich zurücklehnen und zuhören. Um 13.30 Uhr findet das Pontifikalamt mit Weihbischof Heinrich Janssen in der Kapelle des Klarissenklosters statt. Täglich finden dort um 8 Uhr die Eucharistiefeier und um 17 Uhr die Vesper statt, zu der alle Menschen eingeladen sind. Und wer Schwester Bernadette einmal kennen gelernt hat, der weiß, dass die Einladung von Herzen kommt.

(bimo)
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