Kevelaer Gymnasiasten spielen "Frühlings Erwachen"

Kevelaer · Um die Probleme des Erwachsenwerdens, um Sexualität und Moral geht es in Frank Wedekinds Stück. Die Theater-AG des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums führt es in der kommenden Woche auf.

 Cora Litwinski (links) und Johanna Roßmann bei einer der letzen Proben vor der Aufführung.

Cora Litwinski (links) und Johanna Roßmann bei einer der letzen Proben vor der Aufführung.

Foto: Seybert

"Eine Kindertragödie" nannte Frank Wedekind sein Stück "Frühlings Erwachen" im Untertitel. Nun sind es zwar eher Jugendliche als Kinder, die das Theaterstück auf die Kevelaerer Bühne bringen werden, aber einen besonderen Zugang zum Thema dürften sie haben, die Kardinal-von-Galen-Gymnasiasten. Die Probleme des Erwachsenwerdens und insbesondere der Sexualität stehen im Zentrum von "Frühlings Erwachen", das am Mittwoch und Donnerstag, 10. und 11. September, im Bühnenhaus aufgeführt wird. Es gibt noch Karten für beide Abende - Einlass um 19 Uhr, Beginn um 19.30 Uhr.

Philipp Brux, der das Stück gemeinsam mit dem Kollegen Dr. Alexander Refflinghaus mit den Schülern einübt, weiß, dass er den Jugendlichen damit einiges abverlangt. "Aber sie wussten ja, worauf sie sich einließen, und wollten es so", sagt er. Die Moralvorstellungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts waren sicher andere als diejenigen, mit denen heutige junge Leute zu tun haben, aber über Intimes so offen - vor hunderten Zuhörern auf der Bühne - zu reden dürfte einige schon Überwindung kosten. "Es ist toll zu sehen, wie die Schüler, vorwiegend die Mädchen, den Jüngeren bei Verständnisfragen schon mal auf die Sprünge helfen", stellt Brüx schmunzelnd fest.

Die Theater-AG am Kevelaerer Gymnasium schafft es immer wieder, ein Schauspiel zu erarbeiten und aufzuführen. "Wir debattieren immer wochenlang über die Auswahl des Stückes und dann über die Besetzung der Rollen. Die tatsächlichen Proben beginnen dann immer erst nach Weihnachten", berichtet der Lehrer. Katrin Boland, ebenfalls Kollegin und unter anderem mit der Pressearbeit befasst, findet bewundernswert, wie stark die Schüler sich in die anspruchsvolle Aufgabe reinknien. "Und das, obwohl sie ja schon reichlich Nachmittagsunterricht haben." Sogar junge Leute, die im Frühsommer bereits Abitur gemacht haben, sind dabei - und das ist in jedem Jahr so.

Klassische Literatur in der Langform ist heute vorwiegend ein Thema für die Oberstufe, die seit "G 8" ja mit Klasse 10 beginnt. "Vorher werden Novellen gelesen", erklärt Deutschlehrerin Boland. Die Schüler, die an der Theater-AG teilnehmen, tun dies komplett freiwillig. Sie lernen auswendig, üben gut verständliches Reden, den passenden Ausdruck, die richtigen Bewegungen. Und sie kümmern sich auch selbst um Bühnenbild, Technik und Kostüme. Philipp Brüx berichtet, dass auch einige Lehrer mitspielen, denn auch diese Spezies kommt in dem Stück vor. Eher alberne Gestalten sind das im übrigen, denen vor allem die Frage, ob ein Fenster geöffnet werden darf oder nicht, unter den Nägeln brennt. "Da haben die Kollegen natürlich Spaß dran", weiß Brüx. Den Schulleiter stellt allerdings ein (echter) Abiturient dar.

Nicht nur die älteren Schüler engagieren sich am Kevelaerer Gymnasium musisch. Es gibt auch eine jüngere Theatergruppe, die schon Fünft- und Sechstklässler besuchen, und die bekannte Musical-AG, die ebenfalls regelmäßig eigene Werke auf die Bühne bringt. Während die Musical-Karten immer ruckzuck vergriffen sind, läuft der Verkauf für die Theater-Tickets immer etwas schleppend an. Schade!

(RP)
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