Kevelaer Guter Unterricht bis zum Abschluss

Kevelaer · Haupt- und Realschule werden ab 2014 aufgelöst. Die letzten Hauptschüler haben ein Recht auf gleichbleibend guten Unterricht. Schon bald wird daher am Schulzentrum kooperiert. Lehrer bewerben sich schon für neue Gesamtschule.

50 Kindern und deren Eltern hat Ralph Lenninger in den vergangenen Monaten etwas versprochen, was eigentlich selbstverständlich sein dürfte: Die Schüler sollen während ihrer Schulzeit bestens betreut und gefördert werden. Über viele Jahre konnte Lenninger solche Zusagen verlässlich erfüllen. Doch nun hat es der Rektor der Hauptschule Kevelaer nicht mehr komplett selbst in der Hand, wie es seinen Schülern in den nächsten Jahren gehen wird. Zum einen, weil er vorhat, im Sommer 2014 in den Ruhestand zu wechseln. Viel wichtiger aber: Die Schule wird (ebenso wie die Realschule) zu Gunsten der Gesamtschule aufgelöst. Vom Schuljahr 2014/15 an wird kein fünftes Schuljahr mehr eingerichtet. Die Bezirksregierung hat versichert, dass es den verbleibenden Schülern an nichts fehlen wird. "Davon gehe ich also aus", sagt Schulleiter Lenninger.

Das Versprechen einzuhalten wird nicht einfach sein. Für einige Jahre werden im Schulzentrum Kevelaer drei Schultypen untergebracht sein: die kleiner werdende Haupt- und die ebenso schrumpfende Realschule — und die von Jahr zu Jahr erheblich wachsende Gesamtschule. Die ist, wie berichtet, neunzügig geplant — sechs Parallelklassen sollen in Kevelaer und drei in Weeze eingerichtet werden. Alle brauchen Räume, Unterrichtsmaterialien und vor allem Lehrer. Kein Schüler darf unter den strukturellen Veränderungen leiden. Jedem Hauptschüler muss ermöglicht werden, an der bisherigen Schulform seinen Abschluss zu machen.

"Ob das bedeutet, dass alle bis zur zehnten Klasse an ihrer gewohnten Schule bleiben können, ist fraglich", meint Lenninger. Auslaufenden Schulen stehen nach einigen Jahren nur noch so wenige Lehrerstellen zu, dass es schwierig wird, alle Fächer samt Differenzierung abzudecken. "In Kevelaer sind wir da natürlich gut aufgestellt, weil wir im Schulzentrum mit den anderen Schulen kooperieren können", sagt Lenninger. Vielleicht wechseln die verbleibenden Jungen und Mädchen aus der Nachbarschaft dann ja nach Kevelaer. Einen "Vorteil" haben Kevelaers Hauptschüler auch: Sie können künftig praktisch nicht mehr sitzenbleiben. Wer jetzt eingeschult wird, hat unter sich keine Klasse mehr. "Aber an der Gesamtschule gibt es ja auch keine Wiederholer", weiß Lenninger. Alle Jugendlichen sollen gefördert und mitgezogen werden. "Einigen wird der Druck aber vermutlich fehlen", meint der Pädagoge. Und hofft, dass die Schüler dennoch Ehrgeiz entwickeln, denn nach der Schulzeit muss der Wechsel in den Beruf gelingen. Worum sich die Hauptschulen traditionell in besonderem Maße kümmern.

Eine erhebliche Umstellung kommt auch auf die Lehrer zu. "Mit Ausnahme einiger weniger, die in Pension gehen, bewerben sich alle für die Gesamtschule", weiß Lenninger. Seine Kollegen brauchen so zumindest den Arbeitsort nicht zu wechseln. Im Realschul-Kollegium ist das Interesse ähnlich groß, versichert Michael Cuypers. Der bisherige Realschul-Chef erarbeitet im Team schon jetzt intensiv das Konzept für die künftige Gesamtschule.

Nach den Ferien werden also letztmals fünfte Klassen an der Hauptschule Kevelaer eingerichtet. Neue Bücher werden aus Kostengründen nicht mehr angeschafft — sie können ja nicht mehr an jüngere Schüler weitergegeben werden. "Der Schulträger hat uns zu dem Thema keine Auflagen erteilt, da sind wir selbst drauf gekommen", sagt der Rektor.

Jetzt freuen sich erst mal alle über die langen Sommerferien — an jeder Schulform.

(RP)
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