Kevelaer Gülle aus Holland für Kevelaers Felder?

Kevelaer · Viele Landwirte am Niederrhein haben so viel Vieh, dass deren Dung für die eigenen Felder zu viel ist. Noch krasser ist das Missverhältnis oft bei den Niederländern. Dann geht die Gülle auf die Reise - oder wird unerlaubt abgekippt.

Erstaunliche Güter werden über unsere Landstraßen gekarrt. Nicht immer sind da große Werte unterwegs - manches muss auch einfach verschwinden. Das trifft zum Beispiel auf die Massen von Gülle zu, die auf den Feldern in geeigneter Portionierung sicher ihren Sinn haben. Doch es gibt zu viel von diesem Flüssigdünger. Vor einiger Zeit hatte die CDU-Fraktion im Kevelaerer Rat einige Fragen zur Gülle gestellt. Nicht zuletzt sorgten sich die Kommunalpolitiker wohl, dass zuviel Nitrat aus den Niederlanden am Niederrhein landet. Im Ausschuss nahm jetzt auf Einladung der Stadt der Leiter vom Klever Haus Riswick Stellung. Die Lehr- und Versuchsanstalt ist eine Einrichtung der Landwirtschaftskammer.

Nitrat in Gülle belastet Grundwasser

Soviel weiß inzwischen wohl jeder Laie: Nitrat belastet unser Grundwasser und stammt insbesondere aus dem Dung von Vieh. Nitrat oder Stickstoff ist ein wichtiger Dünger, zuviel ist aber schlecht. "Der Landwirt muss den Düngebedarf nach den örtlichen Gegebenheiten ermitteln", erklärte Dr. Wilhelm Wehren. Und mehr als 170 Kilo Stickstoff pro Hektar sei nicht erlaubt. Ob der Landwirt diesen durch Natur- oder Kunstdünger, durch Gülle von seinen eigenen oder fremden Tieren deckt, ist seine Sache.

Niederländer wissen nicht wohin mit der Gülle

Das Problem der niederländischen Bauern: Viele haben zu wenig Land, um die Ausscheidungen ihres Viehs komplett auszubringen. Alles, was "übrig" ist, wird Berufskollegen auch jenseits der Grenze angeboten. "Das kann man den Niederländern nicht vorwerfen. Wo sie ihre Gülle auskippen, gibt es auch Abnehmer", stellt Wehren fest. Wobei ein Großteil der stinkenden Brühe, die in Tanklastwagen transportiert wird, nicht am Niederrhein landet, sondern in Regionen mit weniger Vieh.

Grünen-Politiker kritisiert Kontrollen

Ulrich Hünerbein-Ahlers (Grüne) hat Zweifel daran, dass scharf genug hingesehen wird. "In den Niederlanden sind die Kontrollen schärfer, und deshalb kippen die Lohnunternehmer hier die Gülle auf die Felder, bis sie schwarz erscheinen." So will das Wehren nicht stehen lassen: "Es gibt strenge Kontrollen über den Nitratgehalt des Bodens, und bei Verstößen drohen erhebliche Bußgelder", erklärte der Leiter von Haus Riswick. Klar sei aber auch, dass Stichproben durchaus an den "schwarzen Schafen" vorbei gehen können. "Wenn sie einen Verdacht haben, äußern Sie ihn, dann werden wir der Sache nachgehen."

Datenbank für Gülle entsteht

Derzeit entstehe in Nordrhein-Westfalen eine Datenbank, aus der hervorgehe, wie viel Gülle auf welchem Hof anfalle, wohin sie gebracht werde und auch, wie viel aus dem Nachbarland herein komme. "Alle Betriebe müssen ihre Gülle-menge angeben - entweder pro Fuhre oder über bestimmte Zeiträume." Parallel zu dieser Datenbank werde auch die Gülleverordnung neu gefasst. Darin werde zum Beispiel geregelt, wann Gülle ausgebracht werden dürfe und wann nicht. "Bedarfs- und zeitgerecht" muss die Düngung erfolgen, sagt Wehren. Moderne "intelligente" Maschinen könnten dabei helfen. Der Niederrhein, zeigte er auf einer Karte, wurde jahrelang überdüngt, weshalb heute zum Schutz des Trinkwassers deutlich strengere Richtlinien griffen.

Wie groß denn der Anteil der niederländischen Gülle sei, die einfach nur durch den Kreis rolle und anderswo ausgebracht werde, wollte Jürgen Aben (CDU) wissen. Aber das weiß Wehren auch nicht.

(RP)
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