Aktion in Kevelaer Der Festtag für alle Briefmarken-Fans

Zum 49. Grenzlandtauschtag der Philatelisten kamen wieder mehr als 250 Sammler und Händler nach Kevelaer. Trotz Nachwuchssorgen hat das Hobby für viele weiterhin eine große Faszination.

 Johannes Horlemann aus Kevelaer war auch beim Tauschtag dabei.

Johannes Horlemann aus Kevelaer war auch beim Tauschtag dabei.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Die Pinzette in der einen, die Lupe in der anderen Hand, so erkundet der Briefmarkensammler nicht nur das kleine Stück Papier, das einmal als Postwertzeichen auf einem Brief oder einer Postkarte klebte. Er erforscht auch die Geschichte, die es erzählt. „Jede Marke hat eine Biografie“, sagt Dieter Beckers aus Mönchengladbach. Seit drei Jahren kommt er mit Ehefrau Christel zum Grenzlandtauschtag des Briefmarkensammler-Vereins Kevelaer. Seine stattliche Sammlung zählt einige Tausend Stücke, die er selbst akribisch katalogisiert und in Alben geordnet hat. Jede Briefmarke ist mit einer handgeschriebenen Nummer auf einem ganz kleinen gelben oder weißen Zettel versehen.

Zum 49. Mal trafen sich über 250 Philatelisten, Händler und private Sammler, im Konzert- und Bühnenhaus. Schon früh am Ostermontagmorgen herrschte reges Treiben an den Tischen. Es wurde getauscht oder gekauft, nicht nur Briefmarken, sondern auch Münzen  waren im Angebot. „Früher wurde noch viel mehr getauscht. Heute kennen sich viele Sammler untereinander und sind „ausgetauscht““, sagt Helmut Schraets, beim Briefmarkensammler-Verein Kevelaer zuständig für Öffentlichkeitsarbeit.

„Ausgetauscht“ nach einer Stunde war auch Vereinsmitglied Johannes Horlemann. „Hit hard and early, heißt die Devise. Und ich bin froh, dass es diesen schönen Tag hier in Kevelaer gibt“, sagte er und ging nach Hause. Bis vor einigen Jahren organisierte der Verein noch regelmäßig eine zusätzliche große Ausstellung. „Die Sammler aber werden immer älter, jugendliche Nachwuchssammler gibt es nicht so viele“, so Schraets. Dennoch verfügt der Verein, der im vergangenen Jahr seinen 60. Geburtstag feiern konnte, über eine kleine Jugendabteilung, die sich am Tauschtag um die Tombola kümmerte. „Unsere Tombola ist „win-win-win““, erklärt Schraets. Der Käufer bekomme in jedem Fall einen (philatelistischen) Preis, der Verein habe die Einnahme und drittens erhalte wie in jedem Jahr eine Hilfsorganisation für kranke und benachteiligte Kinder einen Teil des Erlöses.

Wer professionell mit Briefmarken handelt, hat sozusagen sein Hobby zum Beruf gemacht. So Marco Makowski, der in Essen eine Münzen- und Briefmarkenhandlung betreibt. „Münzen und Briefmarken erzählen von guten und schlechten Zeiten der Menschen“, sagte er. Die Leidenschaft für das Briefmarkensammeln habe er von seinen Eltern geerbt. Regelmäßig besucht er den Grenzlandtauschtag in Kevelaer. „Ein guter Termin, der Ostermontag. Alle haben frei und Zeit“, betonte er. Der Tauschtag im Konzert- und Bühnenhaus spiegelte ebenfalls gute und weniger gute Zukunftsaussichten der Philatelie.

Der Nachwuchs ist rar und im Zeitalter von E-Mails und Internet wird es immer weniger Briefmarken geben. Dennoch geben einige Sammler ihr Wissen und ihre Begeisterung weiter an Kinder und Enkel. „Unser Enkel ist heute 17, er ging schon in der Grundschule mit Vorkenntnissen in den Sachunterricht, denn die Themen der Briefmarken sind ja beinahe unbegrenzt“, erzählte Dieter Beckers. Wald, Raumfahrt, die Länder der Erde, Politiker, Geschichte, Sport – seine Sammlung, stellvertretend für viele, ist unerschöpflich.

„Ich halte in der Schule meines Enkels auch Vorträge über die Briefmarken. Dann sagen immer alle: da kommt der Briefmarkenopa. Das nehme ich als Kompliment.“

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