Kevelaer Graefenthal kehrt zu Ursprüngen zurück

Kevelaer · Der Förderverein setzt sich dafür ein, dass alle ehemaligen Ausstattungsstücke wieder ins Kloster zurückkommen. Jetzt wurde ein Anfang gemacht. Ein Marienaltar aus Pfalzdorf mit der Inschrift "O Maria hilf" fand einen Platz in der Remise.

 Im alten Chorgestühl (von links): Theo Janßen, Vizevorsitzender des Kirchenvorstandes von St.-Martinus Pfalzdorf, Pfarrer Dr. Heinz-Norbert Hürte und Professor Dr. Hans Buffart, Vorsitzender des Fördervereins Kloster Graefenthal.

Im alten Chorgestühl (von links): Theo Janßen, Vizevorsitzender des Kirchenvorstandes von St.-Martinus Pfalzdorf, Pfarrer Dr. Heinz-Norbert Hürte und Professor Dr. Hans Buffart, Vorsitzender des Fördervereins Kloster Graefenthal.

Die Redewendung "Klappe halten" wurde von Pfarrer Dr. Heinz-Norbert Hürter in der Remise des Klosters Graefenthal anschaulich demonstriert. Er setzte sich, zusammen mit dem Vorsitzenden des Fördervereins Kloster Graefenthal, Professor Dr. Hans Buffart, und dem stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchenvorstandes von St. Martinus Pfalzdorf, Theo Janßen, auf das kleine Stützbrett des kirchlichen Chorgestühls, "Misericordie", zu deutsch "Barmherzigkeit" genannt. Wenn dieser Klappsitz bei Unachtsamkeit herunterfiel, wurde die Andacht der Mönche oder Nonnen gestört. Daher: "Halt die Klappe!"

Diese Chorbank aus Eiche – eine andere befindet sich im Klostergebäude – war eines der Gegenstände, die der Kirchenvorstand der St.-Martinus-Gemeinde Pfalzdorf dem Förderverein Graefenthal als Dauerausleihe überließ. Eine stattliche Anzahl von Freunden des Klosters war gekommen, um der feierlichen Übernahme beizuwohnen.

Im Jahr 1808 wurde die Klosterkirche abgerissen. Wesentliche Ausstattungsstücke wurden auf zahlreiche umliegende Nachbarkirchen, beispielsweise an die St.-Stephanus-Kirche in Kessel oder die St. Vincentius-Kirche in Asperden verteilt. Ein Großteil der sakralen Gegenstände ging an die gerade neu gegründete St.-Martinus-Kirche in Pfalzdorf. Der Förderverein Graefenthal wünschte schon immer, dass einige dieser Teile wieder ihren Weg zurückfinden könnten. Und nun war es soweit. Ein Marienaltar aus Pfalzdorf mit der Inschrift "O Maria hilf", und darin eingelassen die Kopie eines Kreuzbildes aus Donsbrüggen, fand einen Platz in der Remise des Klosters. Dort steht auch ein alter Stuhl, wobei man sich einig ist, dass darauf wohl kaum eine der Zisterzienserinnen gesessen hat.

Später kommen zu dieser Sammlung noch eine wertvolle Wandverkleidung aus Eiche und ein Beichtstuhl hinzu. Wie Michael Urban, 2. Vorsitzender des Fördervereins, erläuterte, plant man langfristig eine Ausstellung, in der alle Teile Graefenthals aus den verschiedenen Kirchengemeinden für einige Zeit zu ihrem Ursprung zurückkommen werden. Der Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Gocher Land, Dr. Hürter, dankte dem Förderverein für seine Initiative und freute sich, dass das Kloster seinen spirituellen Charakter bewahre. Die St.-Martinus-Pfarrgemeinde Pfalzdorf habe im Einverständnis mit den Kunstfachleuten in Münster beschlossen, die Gegenstände ihrem Ursprungsort zurückzugeben.

Um das Leben der Zeit zu verstehen, würden Dokumente nicht ausreichen, unterstrich Professor Dr. Buffart. "Weil wir Menschen aus Fleisch und Blut sind, können wir die früheren Umstände besser begreifen, wenn wir etwas sehen und fühlen können", sagte er. Deshalb mache es Sinn, Gebäude zu restaurieren, Möbel aufzuarbeiten und historische Gegenstände zum Leben zu erwecken. Er dankte der Kirchengemeinde in Pfalzdorf für die überlassenen Ausstellungsstücke, die sie über einen langen Zeitraum gut aufbewahrt hätten. "Wir werden uns bemühen, diese Schätze genauso gut zu pflegen", unterstrich er.

(RP)
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