Gelderntag Geschichte: So bunt, spannend, lebendig

Gelderland · Es naht ein Spektakel für jeden, der sich auch nur ansatzweise für Historisches interessiert. Erst ein bunter Strauß von Veranstaltungen in einer „Woche der Geschichte“, dann ein großes Fest auf dem Marktplatz. Anlass ist der „Gelderntag“.

 Dieses berühmte Bild aus einem mittelalterlichen Gebetbuch wird auf dem Markt lebendig.

Dieses berühmte Bild aus einem mittelalterlichen Gebetbuch wird auf dem Markt lebendig.

Foto: Stichting Gebroeders van Limburg

Der „Gelderntag“ – den Begriff umgibt etwas Salbungsvolles. Die Aura ehrwürdigen Expertentums betreffend die regionale Geschichte. Sehr respektabel. Und, nun ja, vielleicht ein bisschen angestaubt.

Aber dieses Jahr ist alles anders: Was der „Historische Verein für Geldern und Umgegend“ zusammen mit vielen Vereinen und Institutionen auf die Beine gestellt hat, ist ein Programm für jedermann. Ein prall gefülltes, buntes, spannendes Paket von Führungen, Ausstellungen, Vorträgen und Veranstaltungen, gekrönt von einem großen Fest für alle auf dem Marktplatz.

Die Veranstaltungsorte der „Woche der Geschichte“ vom 31. August bis zum 7. September reichen von Weeze bis Aldekerk. Von der Ausstellung über die Hexenverfolgung in Straelen über eine Kirchturmbesteigung in Nieukerk – ausdrücklich nur für Schwindelfreie! – bis zur Kinder-Erkundungstour durch unterirdische Kasematten unterm Gelderner Mühlenturm dürfte wirklich für jeden etwas dabei sein.

„Wir hoffen natürlich, durch die Vielfalt der Veranstaltungen sehr viele unterschiedliche Menschen ansprechen zu können“, sagt Gerd Halmanns, Vorsitzender des Historischen Vereins. „Es ist wirklich eine ganze Menge. Und das alles ist für jeden und jede kostenfrei.“

Die Menschen sollen sehen: „Wir haben hier in Geldern eine besonders spannende und lebendige Geschichte, für die es sich auf jeden Fall lohnt, sich zu interessieren“, ergänzt sein Mitstreiter Bernhard Keuck.

In Vorträgen geht es ums „Geschichte(n) machen“, um „Henker, Ketzer, Hexenjäger“ im 17. Jahrhundert in Straelen oder um Weeze im Kaiserreich. Eine Ausstellung „Vom Kloster Nazareth bis zum Kapuzinertor“ spielt auf die Archäologischen Funde auf der Baustelle für den neuen Einkaufskomplex in Gelderns City an.

Junge Leute sind eingebunden: Es gibt Angebote für Kinder. Und Schülergruppen führen zu Stolpersteinen oder zeigen im Gelderner Rathaus Rathausfoyer eine Ausstellung zu den 1960erJahren.

Andere Führungen bringen Besucher zu Sehenswürdigkeiten, in die Kirchen oder hinter die Kulissen des Kreis-Archivs. Einiges ist jetzt schon angelaufen. Zum Beispiel die Ausstellung „Fünf Kirchen, eine Geschichte“ in der St.-Maria-Magdalena-Kirche in Geldern.

Das große Geschichtsfest zum eigentlichen „Gelderntag“ ist am Samstag, 8. September, auf dem Gelderner Marktplatz. Um 11 Uhr geht es los. Es gibt Gruppen zu bestaunen, die Kelten und Germanen darstellen oder altes Handwerk präsentieren. Es gibt ein Bühnenprogrammm, mittelalterliche Musik, spielerische Kinder-Angebote und Ausstellungen und Führungen zu historischen Themen. Die „Stichting Gebroeders van Limburg“ wird ein berühmtes mittelalterliches Bildnis, das Januar-Bild aus dem Stundenbuch des Herzogs von Berry, mit echten Menschen, Kostümen und Requisiten zum Leben erwecken, und Geschichtsvereine stellen sich vor.

 Das Weezer Foto ist kurz vor dem Ersten Weltkrieg entstanden. Es zeigt "Jan den Düwel" (mit Gewehr) und seine Frau "Teun den Engel" (mit Schippe). Beide hatten auf der Grenze zwischen Weeze und Well eine Herberge, wo Obdachlose nächtigten, sich Schmuggler trafen, aber auch Bürger aus Weeze und Well sich zu einem Schnäpschen trafen. Am Tisch sitzen links Gerhard Halmanns (mein Opa) und Heinrich Looschelders, beide Wirte aus Weeze. Die übrigen Personen sind Bürger aus Well.  Anders als es heutige Vorstellungen von "Schmugglerromantik" nahelegen, war das ein sehr hartes und gefährliches Geschäft, bei dem es sogar manchmal auch Todesopfer unter Schmugglern wie unter Zöllnern gab.

Das Weezer Foto ist kurz vor dem Ersten Weltkrieg entstanden. Es zeigt "Jan den Düwel" (mit Gewehr) und seine Frau "Teun den Engel" (mit Schippe). Beide hatten auf der Grenze zwischen Weeze und Well eine Herberge, wo Obdachlose nächtigten, sich Schmuggler trafen, aber auch Bürger aus Weeze und Well sich zu einem Schnäpschen trafen. Am Tisch sitzen links Gerhard Halmanns (mein Opa) und Heinrich Looschelders, beide Wirte aus Weeze. Die übrigen Personen sind Bürger aus Well. Anders als es heutige Vorstellungen von "Schmugglerromantik" nahelegen, war das ein sehr hartes und gefährliches Geschäft, bei dem es sogar manchmal auch Todesopfer unter Schmugglern wie unter Zöllnern gab.

Foto: Historischer Verein für Geldern und Umgegend
 Bernhard Keuck (links) und Gerd Halmanns vom Historischen Verein für Geldern und Umgegend.

Bernhard Keuck (links) und Gerd Halmanns vom Historischen Verein für Geldern und Umgegend.

Foto: Sina Zehrfeld

Etwa zwei Jahre hat der Verein für die Vorbereitung des ganzen Projektes gebraucht, gemeinsam mit vielen Akteuren. „Es ist uns wichtig, dass wir sehr viele Veranstaltungen in Kooperation mit denen machen, die sich um Geschichte kümmern“, sagt Gerd Halmanns. Unterstützung kommt auch von Sponsoren. Reichen wird das aber nicht, um das ganze Programm zu finanzieren. „Wir werden ein bisschen an die Vereinsreserven gehen“, sagt Gerd Halmanns. Warum es sich für einen Verein trotzdem lohnt, so etwas zu stemmen: „Weil es Spaß macht, Geschichte zu erleben“, sagt er.

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