Kabarett in Kevelaer Bissige Kommentare zum Klimaschutz

Gernot Voltz war zu Gast beim „Kabarett unterm Dach“ in der öffentlichen Begegnungsstätte Kevelaer. Wortgewandt und witzig sprach er über die „Kunst bei sich zu bleiben, ohne aus der Haut zu fahren“.

 Reißt das Zeitgeschehen humorvoll auf: Gernot Voltz.

Reißt das Zeitgeschehen humorvoll auf: Gernot Voltz.

Foto: Schauplatz

Einen guten Freund und langjährigen Kabarett-Kollegen begrüßte Bruno Schmitz vom Kulturbüro Niederrhein beim „Kabarett unterm Dach“ in Kevelaer. Gernot Voltz beherrscht die „Kunst bei sich zu bleiben, ohne aus der Haut zu fahren“, und dies brachte er in der gemütlichen Atmosphäre im Dachgeschoss der öffentlichen Begegnungsstätte auch seinem Publikum bei. „Dauernd passiert etwas, dauernd ist alles anders“, sagte er und bewies wortgewandt einen scharfsinnigen Blick auf Welt und Gesellschaft, die allmählich ihren Verstand im Internet verliert. Selbst Google fände sein Geld mit der eigenen Suchmaschine nicht mehr. Umso wichtiger sei es heutzutage, für sich selbst die „Spur zu halten“ und Gelassenheit zu üben.

Das mit der Gelassenheit sei in Deutschland aber eine Herausforderung geworden, besonders, wenn man mit der Deutschen Bahn unterwegs sei. „15 Grad Außentemperatur – das ist ein Wintereinbruch und der Zug bleibt auf freier Strecke erst mal stehen“, berichtete er von einer Reise mit dem Zug. Unpünktlichkeit, defekte Toiletten, Platzmangel, Stuttgart 21 – alles kam auf den Tisch.

Keinen Lebensbereich ließ der Kabarettist, Autor und Regisseur aus, seine Parodien brachten das Leben auf den Punkt und das Publikum zum befreienden Lachen: „Liebe ist Zuneigung obwohl man sich schon kennt“, so der erfahrene Ehemann, als er – bekleidet nur mit einem gelben Handtuch – wieder einmal seine Frau verführen möchte. Sie erinnert sich bei seinem Anblick sofort daran, dass die Gelbe Tonne an die Straße gestellt werden muss.

Wer aber sage „Früher war alles besser“ komme nur nicht mit der Gegenwart klar. Diese analysierte er  durchaus bissig und sehr politisch. Fridays for Future sei ohne Zweifel die beste Jugendbewegung aller Zeiten, sagte er und meinte es auch. Er kritisierte Christian Lindner, der es nicht richtig fand, freitags die Schule zu schwänzen. „Wenn man alle Unterrichtsausfälle in Schulen bedenkt, hätten die Demonstranten ruhig den Donnerstag noch dazu nehmen können“, kommentierte Voltz, und die Zuhörer applaudierten.

Auch die Regierung und ihren aktuellen Klimaschutzplan ließ er nicht ungeschoren: „Dieser Klimaschutzplan ist etwa so, wie wenn man einen Oberschenkelhalsbruch mit Kräutertee behandelt.“ Sehr lustig entwarf er ein Szenario, in dem die SPD in ihrer Existenznot ein Medium einlädt, das mit Toten kommunizieren kann. Willy Brandt sollte gerufen werden, aber dann hatten sie versehentlich Willy Millowitsch an der „Strippe“.

Nachdenklich stimmte die Kritik an der Bundeswehr, die wegen Nachwuchssorgen bereits in Kitas Werbung mache. Voltz sang bekannte Kinderlieder mit Werbetexten für den Dienst an der Waffe. Sein rhythmisch musikalisches Talent bewies er auch mit einem redegewaltigen Rap über die Vernunft, die allmählich ausradiert werde. Die schöne Ballade „Wind of Change - Blues“ begleitete er virtuos mit der Mundharmonika. Zum Thema Tod hielt er die „Grabrede der besonderen Art“. Der Anstand sei tot, an seine Stelle seien Shit-Storm und üble Nachrede getreten, die einfach hingenommen würden. Ganz ohne scherzhaften Unterton forderte er mehr Mut zu Respekt und Toleranz untereinander. Die Gentechnologie mahnte er an, insbesondere das Klonen. Er stellte sich vor, Jesus würde geklont aus den DNA-Spuren des Grabtuches: „Wenn Jesus wiederkäme und sähe, was aus seinem Projekt geworden ist, würde er sofort aus der Kirche austreten.“

Zusammenfassend riet der Kabarettist seinem Publikum ob all der Widrigkeiten unserer Zeit die eine Chance zu nutzen, zu lieben oder wenigsten nett zueinander zu sein. Es gab viel Beifall für Gernot Voltz.

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