Kirche in Kevelaer „Sonst fliegt uns alles um die Ohren“

KEVELAER · Zölibat, Priestermangel, Geistliche, die krankfeiern: Der Generalvikar sprach über viele Themen.

 Generalvikar Klaus Winterkamp sprach Klartext.

Generalvikar Klaus Winterkamp sprach Klartext.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Im Priesterhaus sprach Klaus Winterkamp zu verschiedenen Themen Klartext: „In unserem Bistum ist vieles zu zentralistisch zugespitzt“, so der Generalvikar. Ein Priester, der wöchentlich eine Krankmeldung einreicht, dem könne man beispielsweise nicht das Amt wegnehmen. Bis ans Lebensende wird dieser noch vergütet, auch wenn er die Heilige Messe quasi nur noch „in seinem Wohnzimmer feiert“. Dies sei ein großes Problem.


 „Egal, ob wir den Zölibat aufheben oder die Weihe der Frau zulassen: Wir können Missbrauch niemals gänzlich verhindern. Sonst wären wir die Insel der Allseeligen, das sind wir aber nicht“, meint Klaus Winterkamp.
Das Hinzuziehen Geistlicher aus der Weltkirche, vor allem aus Indien, sei keine Lösung, die die Wurzel des strukturellen Problems der deutschen Kirche anpackt.

„In manchen Kathedralen spielt einer die Orgel vor sechs Leuten, da muss man sich hinterfragen, ob dies Sinn macht“, wirft der Generalvikar in die Runde der Kreisdekanatsversammlung. „Vor rund 20 Jahren haben sich Bewerber die Köpfe eingeschlagen, heute finden manche Pfarreien keine Ehrenamtler mehr.“

Die priesterliche Lebensform (unter anderem Zölibat), generell Sexualität sowie die Rolle der Frau in Fragen rund um die Macht und Leitung in der Kirche müssten überdacht werden. Hier seien konkrete Ergebnisse gefragt, „sonst fliegt uns das alles um die Ohren“, ist sich Winterkamp sicher.

„Ich glaube nicht, dass es das eine, optimale Leitungssystem gibt“, erklärt der Generalvikar. Dafür sei das Bistum zu individuell und unterschiedlich. Man müsse vor Ort schauen, was Sinn ergibt. Modelle wie in Essen, wo rein ehrenamtliche Kräfte eine Gemeinde leiten, seien vermutlich nicht überall praktikabel.

Unter dem Motto „Hören, was die Menschen zu sagen haben“ durften auch die Anwesenden ihre Anliegen kundtun. Fragen zur Missbrauchs-Thematik, aber auch Fragen zum Wandel der Leitung von Pfarreien brannten den Anwesenden unter den Nägeln.

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