Kevelaer Gemächliche Gangart bei Oldtimer-Rallye

Kevelaer · RP-Mitarbeiter Marco Büren mischte sich mit seinem aktuellen Gefährt unter die klassischen Karossen.

 Zwischen Kevelaer und Walbeck ist die historische Kolonne auf Waldwegen unterwegs.

Zwischen Kevelaer und Walbeck ist die historische Kolonne auf Waldwegen unterwegs.

Foto: Marco Büren

Verkehrte Welt: Unser Fahrzeug ist mit Baujahr 2006 keines, das im Straßenverkehr Aufsehen erregt. Heute aber, zwischen über 100 Oldtimern, gerät der Kleinwagen zur Attraktion — im negativen Sinne. Kein Oldtimer, kein Applaus. Dabei wollten wir ohnehin außer Konkurrenz antreten und hätten selbst mit dem schönsten Straßen-Veteran nie die Oldtimer-Ausfahrt gewinnen können und wollen.

 .Auf dem Peter-Plümpe-Platz in Kevelaer steht eine BMW Isetta.

.Auf dem Peter-Plümpe-Platz in Kevelaer steht eine BMW Isetta.

Foto: Marco Büren

Ein schöner Tag mit einer Orientierungsfahrt und Rätseln, die unterwegs zu lösen sind, liegt bevor —gute 100 Kilometer ohne Tempohatz. Diese Oldtimer-Rallye kann jeder Wagen im bunten Starterfeld gewinnen: die Familie im Rolls-Royce der 30er Jahre ebenso wie die Vereinskollegen im 50er-Jahre-Mercedes. Von dieser Marke gibt es im Starterfeld übrigens viele.

 Die Hohe Mühle in Uedem war Ort für die Kaffee- und Kuchenpause.

Die Hohe Mühle in Uedem war Ort für die Kaffee- und Kuchenpause.

Foto: Marco Büren

Einer, der es wissen muss, weil er in einem Auto mit Stern unterwegs ist, verrät, warum: "Die Ersatzteilversorgung dieser Marke ist für Oldies bestens. Und selbst Laien kommen mit der Technik der alten Mercedes gut zurecht." Gut zu wissen, falls wir uns doch einmal einen Oldtimer zulegen wollen, denn Schrauber sind wir fürwahr nicht.

 In Issum trafen die Oldtimer zur Mittagspause ein. Dort gab es die Gelegenheit, die alten Autos in Ruhe zu bestaunen.

In Issum trafen die Oldtimer zur Mittagspause ein. Dort gab es die Gelegenheit, die alten Autos in Ruhe zu bestaunen.

Foto: Marco Büren

Anfängerglück ist es daher wohl, dass wir bei einer der Aufgaben unterwegs acht von zwölf Ersatzteilen richtig identifizieren, obwohl wir in unserem Leben noch nie eine Tachowelle oder einen Scheibenwischer-Motor gesehen haben. Besser läuft es da schon beim Zuordnen von Film-Autos und beim Quiz zum Pausenort Issum. Unterwegs bleibt trotz des Studiums der Fahranweisungen genug Zeit, bei heruntergelassenen Scheiben die niederrheinische Landschaft zu genießen. Der Geruch der alten Zeit der Zweitakter und Benzinrösser ohne Katalysator ist unvermeidlich, aber stört nicht weiter. Wer sich darüber echauffiert, dass Oldtimer die Luft verpesten, dem sei gesagt, dass so mancher Oldie kaum drei Wochen im Jahr bewegt wird, wenn man die Tage mit Oldtimer-Rallyes zusammenzählt, die sein Besitzer im Jahr unter die Räder nimmt.

In der Nähe von Lüllingen mischt sich der Qualm der Schotterwege unter den Benzindunst. Die Schlaglochpiste sorgt hinter uns für fiese Geräusche von Metall, das über Steine schabt. Der besorgte Blick in den Rückspiegel offenbart: Der zeitgenössisch tiefergelegte VW-Käfer hinter uns malträtiert sein tief hängendes Kennzeichen. "Das muss ich am Dienstag sowieso entsorgen", sagt der Besitzer mit Blick auf die Tageszulassung seines Wagens.

Andere haben auf der Staubpiste größere Probleme: Der graue Staub passt nicht zum Leder des Cabrios. Sein Fahrer hatte sich strikt geweigert, das Verdeck zu schließen: "Bis das zu ist, bin ich auch an einer Staublunge umgekommen." Elektronik ist bei den Fahrzeugen Mangelware. Und damit ernten wir mit unserem Auto aus der Moderne wieder Kopfschütteln: "Wohl zu faul, die Scheiben zu kurbeln, was?", tönt es zwischendurch. Immerhin verzichten wir auf die Klimaanlage, verraten aber bald wieder durch Piepsen, aus welcher Zeit unser Auto kommt. Kommentar des Fahrers eines MG Roadster aus den Fünziger Jahren: "Wenn ich das Licht anlasse, kann nichts piepen. Ich habe keine Sensoren in den Türen." Das liegt aber auch daran, dass der MG-Roadster nicht einmal Türen hat.

An der Hohen Mühle in Uedem gibt es dann doch noch ein Opfer der Technik: Ein Vorkriegs-Buick aus den USA hat schlappgemacht. Ein weiterer Ami schleppt ihn wieder an. In der Klassiker-Gemeinde hilft man sich, wo man kann. So haben wir bei Kirschstreusel und Kaffee genügend Tipps, um uns fürs nächste Jahr den geeigneten Klassiker zuzulegen. Im Übrigen hätten wir den 76. Platz von 105 erreicht — ausbaufähig, aber für Anfänger in Ordnung, wie man uns sagt.

(buer)
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