Rp-Serie Netzwerk Gesundheit (11) Ganzheitlicher Ansatz gegen Burnout

Kevelaer · Die Balance zwischen Arbeit und Privatleben wiederzufinden - das ist das Ziel der therapeutischen Bausteine an der Gelderland-Klinik. Wichtig ist dabei, positive Veränderungen in den Alltag mitzunehmen und erste Erfolge zu erkennen.

GELDERN Das Burnout-Syndrom hat viele Gesichter. "Gemeinsam ist allen Patienten, dass sie sich dauerhaft ausgebrannt fühlen. Die Auslöser für die Erkrankung aber sind mannigfaltig", erklärt Dr. med. Udo Simson, Ärztlicher Direktor der Gelderland-Klinik. Neben einer hohen qualitativen und quantitativen Arbeitsbelastung begünstigen fehlende Anerkennung, ein angespanntes Arbeitsklima, hoher Erwartungsdruck und überhöhte Ansprüche an sich selbst die Entstehung eines Burnout-Syndroms.

So vielfältig die Auslöser der Erkrankung sind, so umfassend ist auch die Behandlung. "In unserer Fachklinik für Psychotherapie und psychosomatische Medizin verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem unterschiedliche therapeutische Bausteine miteinander kombiniert werden", erläutert Dr. Simson den Ablauf einer meist mehrwöchigen Reha-Maßnahme in der Gelderland-Klinik. "Unser Erstgespräch gibt Aufschluss darüber, wie die psychischen Belastungen den Patienten einschränken." Anschließend erfolgt die Therapie, an der verschiedene Berufsgruppen der Klinik mit ihren jeweils eigenen Ansätzen beteiligt sind.

Neben psychotherapeutischen Einzelgesprächen und der Gruppentherapie unter psychotherapeutischer Leitung sind Bewegung, Ernährung, Entspannung, aber auch Kreativität und berufsbezogene Angebote wichtige Behandlungsbausteine. "In unseren Stresskursen beispielsweise geht es darum, belastende Denkmuster aufzudecken und zu hinterfragen", beschreibt Ergotherapeutin Melanie Maubach ihre Arbeit. Oft höre sie Sätze wie "Ich will immer alles selbst machen" oder "Ich will die Kontrolle behalten". Dann suche man gemeinsam nach geeigneten Strategien, um diese Strukturen zu durchbrechen. Dies könne das Hobby sein, für das sich der Patient endlich wieder Zeit nimmt, aber auch neue Interessen oder Muße für Kreatives.

Entscheidend sei, dass Arbeit und Privatleben wieder in Balance gebracht werden. "Uns ist es wichtig, dass die Patienten erste Erfolge sehen. Manchmal reicht schon eine Therapie-Einheit, um Veränderungen zu bewirken. Der Patient beschreibt dann, dass er sich entspannter fühlt, wenn er seine Situation in einem Bild darstellt oder eine Bewerbungssituation in der Gruppe durchspielt."

Ein wesentlicher Ansatz der Behandlung ist es, die positiven Veränderungen in den Alltag mitzunehmen. "In der späteren Transfer-Phase konzentrieren wir uns deshalb auf die Zeit nach dem Aufenthalt", erklärt Ralf Bückers, Leiter des Sozialdienstes. "In der Regel leiten wir schon in Geldern Maßnahmen zur behutsamen beruflichen Wiedereingliederung in die Wege. Bei Bedarf stellen wir außerdem Kontakte zu Beratungsstellen vor Ort her, damit die Patienten die Therapie in heimischer Umgebung weiterführen können. Ist eine Rückkehr in den alten Beruf schwierig, zum Beispiel bei Mobbing, sprechen wir mit den Betroffenen über die Möglichkeit einer Stellenumbesetzung oder Umschulung."

Erfolg bedeutet für die drei Gelderner Therapeuten, wenn sie durch ihre Arbeit den Burnout-Patienten neue Wege aufzeigen konnten. Wie bei diesem Patienten, der ihnen wenige Wochen nach der Behandlung schrieb: "Alles in allem ist noch lange nicht alles gut, aber ich habe in den fünf Wochen viel über mich selbst erfahren. Der Anfang ist gemacht, jetzt ist es an mir, den Weg nach dem ersten Schritt weiterzugehen. Es ist nie zu spät, etwas zu ändern."

Bleibt die Frage zu klären, auf welchem Weg die Patienten zur Behandlung in die Reha-Klinik kommen. In der Regel beantragt der behandelnde Arzt die Maßnahme über den Rentenversicherungsträger oder die Krankenkasse. Bei Bedarf wird ein Vorgespräch in der Gelderland-Klinik angeboten.

Für den Fall, dass eine stationäre Behandlung nicht möglich ist, gibt es einige Plätze zur ganztägig ambulanten Behandlung in der Gelderlandklinik.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort