Kevelaer Gäste sollen zum Gradierwerk pilgern

Kevelaer · Bislang ist die Planung für eine Salzwasser-Verrieselungsanlage in der Hüls nur einigen Kevelaerer Politikern bekannt. Heute soll der Betriebsausschuss nicht-öffentlich den Startschuss für das Projekt in Form einer Jakobsmuschel geben.

 Vision: So oder ähnlich könnte das Gradierwerk in Kevelaer auf der Hüls in Form des Pilgersymbols aussehen.

Vision: So oder ähnlich könnte das Gradierwerk in Kevelaer auf der Hüls in Form des Pilgersymbols aussehen.

Foto: Carla Schnettler

Heute sollen die Mitglieder des Betriebsausschusses der Stadtwerke Kevelaer über ein vieldiskutiertes Projekt entscheiden, das belang allerdings nur nicht-öffentlich diskutiert wird. Auf der Tagesordnung der Sitzung steht die Erteilung eines "Planungsauftrag zur Erstellung eines Gradierwerks". Die Ausschussmitglieder werden einmal mehr hinter verschlossenen Türen beraten. Damit sich die Bürger dennoch eine Vorstellung davon machen können, wie das fälschlicherweise oft auch als "Saline" bezeichnete Bauwerk in der Hüls aussehen könnte, hat die RP ihre Fantasie spielen lassen (siehe Grafik).

Denn die politischen Fraktionen, denen die vorläufige Planung vorliegt, haben von der Verwaltungsspitze einen Maulkorb bekommen: Über die Optik der Salzwasser-Verrieselungsanlage darf nicht gesprochen werden. Schon gar nicht darf die digitale Ansicht aus den Händen gegeben werden. Das gilt auch für den Architekten, der sich an die Weisung hält — schließlich möchte er den Auftrag haben. Da das Wort "Jakobsmuschel" aber hier und da fiel und eine solche Gestaltung tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal wäre, ist klar, dass das Kevelaerer Gradierwerk nicht wie eine überdimensionale Hecke aussehen soll. Sondern — passend zum Wallfahrtsort — wie das international bekannte Symbol fürs Pilgern, eben die Jakobsmuschel.

Die Mehrheit im Stadtentwicklungsausschuss hatte sich kürzlich eindeutig für den Bau der Anlage ausgesprochen. Nicht nur, weil die Kevelaerer und ihre Gäste dann gesunde "Nordseeluft" schnuppern können, sondern auch, weil man sich einen Startschuss für die Entwicklung der großen Freifläche am Stadtrand erhofft. Wie berichtet, ist ein erster Schritt schon (fast) getan: Ein Investor möchte in der Hüls ein Ärztehaus bauen. Mit dem Geld aus dem Grundstücksverkauf soll das Gradierwerk bezahlt werden. Wobei viele Bürger sich gespannt fragen, woher die Ärzte für das Zentrum kommen sollen. Da Facharztstellen nicht frei sind, kann es im Grunde nur um Umsiedlungen gehen.

Grüne und FDP lehnen das Konzept ab. Die Grünen, weil sie nicht daran glauben, dass eine Schnupperanlage Besucher anzieht und allenfalls ein privat finanziertes Bauvorhaben akzeptabel wäre. Einen "Schuss in den Ofen" hatte Stephan Martens das Vorhaben genannt. Die FDP fürchtet, dass das 750 000-Euro-Projekt im Etat der Stadtwerke den Gebührenzahler treffen könnte. Zudem macht FDP-Mitglied Willi Gerats skeptisch, dass aus der Anfrage eines Interessenten für einen Hotelbau nichts geworden ist. Dass die Stadt immer argumentiert, das Bergamt verlange eine Nutzung der Quelle noch in diesem Jahr, wenn die Genehmigung nicht auslaufen soll, lassen die Liberalen nicht gelten. "Da könnte man auch einen Wasserhahn anbringen und Trinkwasser zapfen", findet Fraktionschef Jürgen Hendricks. Wie auch immer: Im Rat am 17. Oktober stehen nicht-öffentlich "Grundstücksangelegenheiten" auf dem Plan. Da dürfte es um die Hüls gehen.

(RP)
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