Kevelaer Frühlingserwachen im Winter

Kevelaer · Rosen blühen, Vögel singen, Grasfrösche springen – in diesem milden Winter lassen sich für die Jahreszeit erstaunliche Beobachtungen in der Natur machen. Erste Pollen fliegen ebenfalls schon.

 Bauhof-Leiter Johannes Baaken und Sohn Raphael (4) staunen über die blühenden Forsythien an der Römerstraße.

Bauhof-Leiter Johannes Baaken und Sohn Raphael (4) staunen über die blühenden Forsythien an der Römerstraße.

Foto: Jürgen venn

Rosen blühen, Vögel singen, Grasfrösche springen — in diesem milden Winter lassen sich für die Jahreszeit erstaunliche Beobachtungen in der Natur machen. Erste Pollen fliegen ebenfalls schon.

"Die Natur steht Kopf", sagt Johannes Baaken, der Leiter des Kevelaerer Bauhofs. Eigentlich würden seine Leute in diesen Wochen Straßenbäume schneiden. Aber das geht nicht, denn die Bäume "bluten" bei Verletzung — die Winterstarre ist noch nicht eingekehrt. "Die Pflanzen sind der Zeit vier bis fünf Wochen voraus", weiß Baaken, dessen Stadtgärtner ebenfalls staunen, was es Anfang Januar schon alles zu bestaunen gibt.

Baaken und seine Kollegen beobachten, was auch der Hobbygärtner registriert: Die Krokusse sprießen, auch Tulpen und Narzissen zeigen schon recht lange Stängel. Sogar die Magnolien, die sonst das Ende des Winters einläuten, haben bereits dicke Knospen. Wer Allergiker ist, muss jetzt schon mit erstem Nasen- oder Augenjucken rechnen: Die Pollen der Haselnuss fliegen.

"Im Normalfall würden wir jetzt den Ahorn schneiden, aber das müssen wir aufschieben. Ich hoffe, dass noch mal richtig Frost kommt, aber vorläufig ist der nicht angekündigt", erklärt Baaken. Sträucher an Straßenrändern, in Parks und auf Spielplätzen müssen noch gestutzt werden. "Durch den vielen Regen sind zudem die Flächen so aufgeweicht, dass wir mit schwerem Gerät gar nicht arbeiten können." Langeweile hätten die Bauhofmitarbeiter dennoch nicht. In den vergangenen Tagen hatten sie gut damit zu tun, den Kevelaerer Marathon vorzubereiten und die Wege von Zweigen zu befreien, die der Wind abgerissen hatte. Und in der kommenden Woche wird die Weihnachts-Deko abgebaut.

Ungewöhnliches lässt sich auch in der Tierwelt beobachten: Vögel singen, Grasfrösche springen, Fledermäuse erwachen aus dem Winterschlaf. Die Tierwelt passe sich an die Klimaveränderungen an, erklärt Hermann-Josef Windeln vom Nabu Gelderland. In der Summe ändere sich aber wenig. Die Zugvögel bleiben länger und ziehen später gen Süden. Gleichzeitig nehme aber die Population der Fernzugvögel ab, da ihnen die Singvögel bereits die Nahrung weggefressen haben.

Von denen überleben mehr, wenn der Frost ausbleibt und es nicht schneit. Nagetiere vermehren sich bei milden Temperaturen verstärkt, die Population wächst deswegen aber nicht zwingend. Denn wenn mehr Mäuse auf den schneefreien Feldern unterwegs sind, finden Greifvögel und Schleiereulen gleichzeitig mehr Nahrung. Die Populationen dieser seltenen Arten erholt sich dadurch.

Im Tierpark Weeze wirken sich die milden Temperaturen nicht unmittelbar auf die Tiere aus — "aber der hohe Pegel der Niers", sagt Klaus Immel, Vorsitzender des Fördervereins Tierpark. Die Hirsche ziehen sich vom Fluss zurück.

(RP/rl)
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