Kevelaer Frische Brötchen direkt an die Haustür

Kevelaer · Ulla Meyer ist mehrere hundert Kilometer pro Woche unterwegs. Als Mitarbeiterin beim "Bäcker von Lüllingen" bringt sie Backwaren zu ihren Kunden. Die freuen sich über den kostenlosen Service.

 Bäckereifachverkäuferin Ulla Meyer (links) macht Kundin Annette Winkels mit frischen Backwaren glücklich.

Bäckereifachverkäuferin Ulla Meyer (links) macht Kundin Annette Winkels mit frischen Backwaren glücklich.

Foto: Jürgen Venn

Es ist kurz nach acht Uhr morgens. Die Sonne scheint. Ein weißer Wagen fährt auf die Südstraße in Kevelaer ein. Am Steuer sitzt Ulla Meyer. Mit ihrem Verkaufswagen macht sie Halt am ersten Bauernhof. Kräftig drückt sie auf die Hupe, das Signal für ihre Kunden, dass frische Brötchen auf sie warten. "Das ist bereits meine vierte Station heute", erklärt sie und wundert sich, dass niemand kommt. Dann entdeckt sie einen Zettel an der Haustür. Ein kurzer Blick, und sie huscht schnell in ihren Verkaufswagen, packt einige Brötchen in die Tüte und legt diese im Hinterhof ab. "Das ist nicht selten. Einige legen auch ganze Körbe heraus, die ich dann befülle." Meyer weiß, was ihre Kunden wünschen.

 Ulla Meyer bringt den Kunden frische Backwaren direkt nach Hause.

Ulla Meyer bringt den Kunden frische Backwaren direkt nach Hause.

Foto: Venn, J. (jven)

Seit dreieinhalb Jahren ist sie auf Verkaufstour im Wagen. Vorher war sie Angestellte bei der Kevelaerer Druckerei "Bercker", die im März 2012 Insolvenz anmelden musste. Die Pleite hatte Meyer früh erkannt und sich um einen neuen Job gekümmert. "Das hat sich abgezeichnet. Da ich gelernte Bäckereifachverkäuferin bin, habe ich mich beim ,Bäcker aus Lüllingen' beworben. Es war aber schon etwas ungewohnt, nach 25 Jahren wieder in diesem Beruf zu arbeiten", erinnert sie sich. Ungewohnt sei auch die erste Fahrt mit dem riesigen Verkaufswagen samt Warenauslade und Verkaufsraum gewesen. "Der Rückspiegel fehlte mir. Das war in der ersten Zeit schon gewöhnungsbedürftig."

Meyers Arbeitstag beginnt bereits um sechs Uhr morgens. Ihre erste Aufgabe: den Wagen mit den frischen Backwaren bestücken. Rund anderthalb Stunden dauere das. Und es kommt eine Menge zusammen. Vom Brötchen über mehrere Brotsorten und verschiedene Kuchen, von Gebäck bis Wurst und Käse reicht das Sortiment, das Meyer fast täglich durch das Gelderland fährt. Und wenn einmal ein Problem auftaucht, "helfen wir Kollegen uns gegenseitig", sagt sie.

An ihrer nächsten Station kann die Verkäuferin dann auch endlich die ersten Kunden begrüßen. Im Kevelaerer Wohngebiet "Berliner Straße" macht sie halt, hupt wieder und öffnet die Warenauslade. Nur wenige Sekunden später kommen die ersten Anwohner aus ihren Häusern. Das Portemonnaie ist griffbereit. Annette Winkels und Irmgard Schneider-Janhsen genießen den Service. "Das ist eine praktische Sache für uns. Außerdem ist Frau Meyer eine sehr angenehme Person", lobt Winkels. Zeit für einen kleinen Plausch sei auch immer drin. "Manchmal, wenn Frau Meyer längst weg ist, stehen wir noch hier draußen und unterhalten uns weiter", sagt Schneider-Janhsen. Trotz ihres engen Zeitplans — immerhin muss Meyer bis zu 40 Stationen anfahren — "unterhält man sich auch ein bisschen. Das ist immer witzig", sagt die Bäckereifachverkäuferin, die auch ein wenig Seelsorge betreibt, wenn es manchen Kunden mal nicht so gut geht. Und der Umgang mit ihren Kunden sei auch das Beste an ihrem Job. "Auch die positiven Rückmeldungen der Kunden tun gut." Bis halb drei Uhr mittags ist sie an diesem Tag unterwegs. Auf ihrer Samstagstour bis nach Goch kann es auch schon mal früher Abend werden, bis Meyer ihren Wagen wieder ausräumen und säubern kann. "Das machen wir Fahrer auch selbst. Wenn noch etwas übrig bleibt, beispielsweise Gebäck, kommt das zurück in die Filialen. Aber meistens ist der Wagen leer", sagt Meyer.

(cad)
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