Aktion Frauen bereiten Kirchenstreik vor

Die kfd St. Antonius Kevelaer schließt sich der Aktion Maria 2.0 an. Darin fordern Katholikinnen eine schonungslose Aufklärung von Missbrauch. Eine Woche lang gehen sie nicht in die Kirche, um ein Zeichen zu setzen.

 Birgit Niersmann, Karin Knechten und Hanni Wilde treffen die ersten Vorbereitungen für den 14. Mai. Das weiße Tuch steht für Neuanfang.

Birgit Niersmann, Karin Knechten und Hanni Wilde treffen die ersten Vorbereitungen für den 14. Mai. Das weiße Tuch steht für Neuanfang.

Foto: Bianca Mokwa

Die weißen Tücher und Blumen sind Zeichen für einen Neuanfang. Damit wird der Vorhof der Antonius-Kirche bald gestaltet. Einen Neuanfang, den wünschen sich Frauen für die Katholische Kirche. Mittendrin sind auch Hanni Wilde, Karin Knechten und Birgit Niersmann aus Kevelaer. Sie bereiten alles für den Kirchenstreik vor. In der Woche vom 11. bis 18. Mai werden sie keine Kirche betreten und ihren ehrenamtlichen Dienst in der St. Antonius-Kirche ruhen lassen.

Viele Frauen machen mit an vielen Orten. „Maria 2.0“ nennt sich die Initiative von Frauen aus Münster, die das angestoßen haben. Von Münster zog die Idee Kreise. Frauen setzen sich dabei kritisch mit dem Geschehen in der Katholischen Kirche auseinander. Nicht umsonst lautet der Wortgottesdienst, der Kevelaerer kfd-Frauen „Missbrauch – ohne Folgen? Ohne Konsequenz?“

„Wir wollen, dass Missstände aufgeklärt werden“, sagt Karin Knechten. Priester, denen ein Missbrauch vorgeworfen wird, sollen vor weltliche Gerichte gestellt werden, lautet die Forderung, und vor allem sollen sie nie wieder woanders eingesetzt werden. Es gehe um Vertrauen, sind sich die Frauen einig. Immerhin gebe man seine eigenen Kinder und Enkelkinder in die Obhut der Kirche. Es müsse offen mit dem Thema Missbrauch umgegangen werden, keine Vertuschung. Das sei man auch den nachfolgenden Generationen schuldig. „Wir wollen nicht später hören, damals, als das Thema rund ging, warum habt ihr nichts gemacht?“, erklärt Birgit Niersmann.

Eines stellt Hanni Wilde aber noch klar. „Wir wollen, das Missbrauch ans Tageslicht gebracht wird. Aber wir wollen niemanden vorverurteilen. Es soll kein Generalverdacht gegen Geistliche angestellt werden.“ „Die leiden schon gewaltig darunter“, sagt Birgit Niersmann. Mit der Aktion wolle man nur sagen: „So kann es nicht weiter gehen.“

Andreas Poorten, Pfarrer von St. Antonius Kevelaer, weiß über die Aktion Bescheid. „Sicher werden weniger Frauen in den Gottesdiensten sein, das finde ich schade“, sagt der Geistliche zu der Woche, in der zum Kirchenstreik aufgerufen wird. „Ich glaube, Gottesdienste zu bestreiken, ist nicht das, was uns voranbringt.“ Er unterstütze sehr wohl das Anliegen, was dahintersteht, also Missbrauch innerhalb der Kirche aufzuklären. „Ich finde den Streik nicht sehr zielführend. Aber jeder muss auch seiner Wut und Enttäuschung Ausdruck geben können“, lautet seine Meinung zu der Aktion.

Dass die Kevelaerer Frauen sich der Initiative Maria 2.0 anschließen und ihre Meinung sagen, kommt nicht bei allen gut an. „Die meisten von uns sind aus einer Generation, die noch gelernt hat, den Mund zu halten, sagt die 81-jährige Hanni Wilde. Aber: „Nichts machen, ist immer der falsche Weg“, sagt Karin Knechten. Der Kirche, also ihrer Kirche, den Rücken kehren, weil ihnen Sachen nicht passen, ist für die Frauen übrigens keine Option. „Wenn man rausgeht, hat man nie mehr was zu sagen. Das ist in jedem Verein so. Wir können nur was ändern, wenn wir dabei bleiben“, sagt Hanni Wilde. „Wir wählen nicht den einfachen Weg, Kirche ist so wichtig in unseren Leben“, bestätigt Birgit Niersmann. „Für mich ist Kirche ein Zuhause“, sagt Hanni Wilde.

Es gibt auch diejenigen, die fragen, ob das Engagement der Frauen überhaupt etwas bringt. „Man sieht es doch an den Jugendlichen, die aktuell für den Klimaschutz auf die Straße gehen“, zieht Hanni Wilde den Vergleich. „Da hat einer angefangen und das zieht jetzt Kreise. Irgendwann kann man nicht mehr weghören.“

Mit ihrer Aktion wollen die Kevelaerer Frauen ein Zeichen setzen.

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