Kevelaer Förderzentrum schrumpft

Kevelaer · Mehr lern- oder sprachbehinderte Kinder als früher besuchen heute Regelschulen. Die Entwicklung wird sich –politisch gewollt – verstärken. Förderschulen bangen um ihre Zukunft. Zum Beispiel die in Kevelaer.

 Schulleiterin Regina Steiner hat grundsätzlich nichts gegen Inklusion, vermisst aber genügend Förderlehrer. Sie wünscht sich für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf den bestmöglichen Unterricht.

Schulleiterin Regina Steiner hat grundsätzlich nichts gegen Inklusion, vermisst aber genügend Förderlehrer. Sie wünscht sich für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf den bestmöglichen Unterricht.

Foto: Gerhard Seybert

Mehr lern- oder sprachbehinderte Kinder als früher besuchen heute Regelschulen. Die Entwicklung wird sich —politisch gewollt — verstärken. Förderschulen bangen um ihre Zukunft. Zum Beispiel die in Kevelaer.

Wenn Regina Steiner heute "ihre" Kinder zum Start ins neue Schuljahr begrüßt, werden das rund 110 Jungen und Mädchen sein. Deutlich weniger Kinder als in früheren Jahren sind im Förderzentrum der Stadt Kevelaer und der Gemeinde Weeze angemeldet worden, und das liegt nicht nur am Geburtenrückgang.

Die Tendenz ist auch auf das Ziel zurückzuführen, möglichst viele Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Regelschulen aufzunehmen. Diese Inklusion als Folge der UN-Behindertenrechtskonvention, die auch die Bundesregierung übernommen hat, wird dazu führen, dass "Sonderschulen" kleiner werden oder ganz aufgegeben werden müssen (die RP berichtete).

Schwerpunkt Sprache

"Als ich 2005 die Leitung der damaligen Pestalozzischule für Lernbehinderte übernahm, hatten wir 120 Schüler. Dann kam der Schwerpunkt ,Sprache' dazu und wir wurden zum Förderzentrum. Heute besuchen den Bereich ,Lernen' knapp 70, den Bereich Sprachförderung etwa 40 Kinder." In letzterem wird auch in diesem Schuljahr wieder eine neue Eingangsklasse gebildet.

Die Entwicklung hin zum gemeinsamen Unterricht (GU) als Vorstufe zur Inklusion hat schon jetzt dazu geführt, dass viele Lernbehinderte die Hauptschule besuchen, wo sie dann (zusätzlich) von Sonderschulpädagogen unterrichtet werden. An der Hauptschule Kevelaer gehören inzwischen acht Förderschullehrer zum Team, berichtet Rektor Ralph Lenninger. Dennoch müsse ein Großteil der Stunden in den GU-Klassen von Hauptschullehrern geleistet werden, denn Sonderpädagogen sind im Kreis Kleve Mangelware. Die Spezialisten, die Lenninger (und den Kollegen vieler anderer Haupt-und einiger Realschulen) helfen, wurden von schrumpfenden Förderschulen wie der in Kevelaer abgezogen.

Regina Steiner und ihrem Kollegium ist klar, dass ihrer Schulform in den kommenden Jahren große Veränderungen bevorstehen. Wie genau die Landesregierung vorgehen werde, könne sie noch nicht abschätzen. Derzeit würden Eckpunkte definiert und Stellungnahmen erarbeitet — man könne nur abwarten. Was sie ärgert, denn eigentlich möchte die Pädagogin an dem Prozess mitwirken.

"Ich habe im Prinzip nichts gegen Inklusion. Es ist gut, wenn zumindest die Kinder, die Defizite im Lernen, in der Sprache und bei der emotionalen Entwicklung haben, Regelschulen besuchen. Das soll bis zum Jahr 2020 umgesetzt sein. Aber es müssen auch die Strukturen stimmen und genügend Lehrer vorhanden sein." Regina Steiner kann sich Schulverbünde vorstellen oder, mit dem Förderzentrum Teil des Schulzentrums zu werden.

(RP/rl)
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