Heimat entdecken im Gelderland Wo die Party zu Hause ist

Kevelaer · Wer zu Festivals oder zu Konzerten will, kann sich den Weg in die Metropolen sparen. Mittlerweile gibt es genug Angebote im Gelderland. Organisiert von Leuten aus der Region.

Warum findet Parookaville in Weeze statt? Bernd Dicks vom Festivalteam muss nicht lange überlegen. "Ganz einfach, weil wir Weezer sind." Mit seinen Freunden Norbert Bergers und Georg van Wickeren wollte er zeigen, dass auch auf dem platten Land coole Partys stattfinden können. Das Trio organisierte unter anderem Beach-Partys und andere Feste, bis dann mit dem Electro-Dance-Festival der große Wurf gelang: ausverkauft, Auszeichnung als bestes Festival, beste Kritiken von Künstlern und Fans. Die Organisatoren aus der kleinen Gemeinde bekamen das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.

"Unser Glück ist natürlich, dass wir mit dem Airport direkt vor der Haustür ein so tolles Gelände haben", sagt Dicks. Das allein kann aber nicht die Erfolgsformel sein. Denn auch das Bizzare-Festival hat auf dem Flughafen stattgefunden, später dann das Terramoto. Doch die Festivals sind längst Geschichte. Vielleicht, weil diese Veranstaltungen eben nicht von Einheimischen auf die Beine gestellt wurden. Viel Leidenschaft stecke darin, betont auch Dicks immer wieder. Auch bei einem Riesen-Event solle noch Raum für Details sein. So ließen sie beispielsweise Lampen umarrangieren, um die Bäume auf dem Gelände effektiver in Szene zu setzen.

Das Parookaville war ein "Puzzle", das die drei Weezer "am Tisch zusammengesetzt haben", wie der 33-Jährige erläutert hat. Ein 65.000-Quadratmeter-Puzzle als eine Stadt mit Lebensmittelmarkt, mit Kirmes, mit Riesen-Swimmingpool, mit Kirche zum "Heiraten" und "Beichten", mit Postamt, mit Gastro-Meile. Und nicht zuletzt mit fünf Bühnen, die Main-Stage 35 Meter groß, mit namhaften DJs wie Martin Solveig, Felix Jaehn, Steve Aoki, Robin Schulz, Oliver Heldens. Beim nächsten Mal werden es sogar acht Bühnen sein.

Nach dem Erfolg bei der Premiere erweiterten die Organisatoren die Kapazität. Statt 25.000 werden im nächsten Jahr 40.000 Fans kommen. Und für Dicks ist das dann auch ein Erfolg, an dem die ganze Region teilhat. "Weeze und der Kreis Kleve werden so international bekannt. Ich denke, dass wir von so einem Festival dann auch auf ganz anderer Ebene profitieren." Dass Firmen auf den Kreis aufmerksam werden etwa. Oder dass es attraktiv wird, raus aufs Land zu ziehen, weil dort eben doch etwas los ist. Sicher werden gerade die Studenten diese Entwicklung zu schätzen wissen. Gut möglich also, dass auch der Studienstandort Kleve so attraktiver wird.

Auch für die Macher des Geldernsein-Festivals spielt der Begriff "Heimat" durchaus eine große Rolle. "Wir wollten ein Festival vor der eigenen Haustür, wo man mit dem Fahrrad hinfahren, aber zuhause schlafen kann", erklärt Sprecher Roger Bruns. "Von Geldernern für Geldern und Umgebung" könnte das Motto der Veranstaltung lauten, die durch handgemachte Musik besticht und eine große Vielfalt im Rock- und Pop-Segment inklusive härterer Sounds umfasst. Von der Bandauswahl über die Organisation bis hin zu Helfern und Sicherheitspersonal - die gesamte Crew kommt aus Geldern und Umgebung. Dazu die XXL-Bühne und der kristallklar-druckvolle Sound durch Stefan Kosmalla und seine Truppe: Die Veranstaltung hat sich längst in Musikerkreisen positiv herumgesprochen. Auch wenn Soundmann Kosmalla Issumer ist. Also um die Ecke wohnt.

Ebenfalls in Geldern ist das Hallabalooza im Walbecker Waldfreibad eine feste Größe im Kalender geworden. Auch hier punkten die Initiatoren um das musikalische Multi-Talent Michi Weirauch nicht nur durch die malerische Location, sondern auch durch entsprechenden Musikgeschmack, was Qualität auf der Bühne garantiert. Auch hier, wie beim Geldernsein, ist eine Fortsetzung in 2016 geplant. Das Gelderland darf sich wieder mal darauf freuen.

(RP)
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