Kevelaer Fall Kamps: Schaffers spricht von persönlich motivierter Hetze

Kevelaer · Dass die Fraktionen dem Haushalt gestern zustimmten, geriet in der Ratssitzung fast zur Nebensache. Denn CDU-Fraktions-Chef Paul Schaffers sorgte mit einer ungewohnt kritischen Rede für Aufsehen.

Er geißelte mehr als deutlich das Verfahren rund um die Besetzung des Amtes des stellvertretenden Bürgermeisters. Wie berichtet, war der CDU-Kandidat Michael Kamps bei der Wahl durchgefallen, ein bislang einmaliger Vorgang. Schaffers kritisierte hier die Politiker quer durch alle Fraktionen. Denn auch CDU-Leute müssen seinerzeit gegen Kamps gestimmt haben. Parteien würden für sich in Anspruch nehmen, sozial, christlich, hilfsbereit und tolerant zu sein. Doch er habe festgestellt, dass es mit der Offenheit und Toleranz nicht so weit her ist, "wenn man im Schutz der geheimen Wahlkabine über einen Menschen den Stab brechen kann". Kamps sei von der CDU-Fraktion in freier und demokratischer Wahl für den Posten nominiert worden.

"Zugegeben, die Personalie mag den ein oder anderen überrascht haben. Michael Kamps ist jemand, den man eher hemdsärmelig im Hubertuszelt als im Anzug bei einem Orgelkonzert trifft. Er ist niemand, der sich leise zurücknimmt, wenn ihm etwas gegen den Strich geht, und manchmal schießt er in seinem Handeln vor lauter Eifer auch übers Ziel hinaus", so Schaffers, der ergänzte: "Aber er und seine Familie haben ihren Lebensmittelpunkt in Kevelaer, er arbeitet und zahlt Steuern - und er ist ein direkt gewähltes Ratsmitglied, das sich immer tatkräftig für Kevelaerer Belange einsetzt. Es gibt kein Strafverfahren gegen ihn, er hat sich nie persönlich mit Hilfe seines Amtes Vorteile verschafft. Kurzum: ein normaler, engagierter Bürger unserer Stadt, der die Menschen und ihre Anliegen hier kennt."

Was ist da passiert?, frage er sich. "Ich weiß es nicht. Es konnte mir auch bis heute niemand schlüssig beantworten", so Schaffers. Bei Nachfragen rette man sich in die Aussage, man hielte Michael Kamps "für die Aufgabe nicht geeignet". Eine Begründung dafür gebe es nicht. "Und worum ging es nun wirklich? Ich will es ihnen, liebe Hüter des Althergebrachten, ins Stammbuch schreiben: Hier wurde schlicht intolerant und engstirnig gedacht. Oder auch gar nicht, weil die persönlich motivierte Hetze so schön zu den eigenen Vorurteilen passte." Der Abend im Rat habe ihn sprachlos gemacht. "Da ist einiges verbrannt, aber Asche macht ja bekanntlich den Boden fruchtbar für Neues. Daran sollten auch diejenigen denken, die hier gezündelt haben..."

(zel)
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