Kevelaer Facebook: Lehrer sind keine Freunde
Kevelaer · Die Bezirksregierung rät Pädagogen, in sozialen Netzwerken auf Distanz zu den Schülern zu gehen - oder zu bleiben.
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Den Schulleitern Michael Cuypers und Renate Timmermann könnte man aufgrund ihres Alters vorwerfen, dass sie soziale Netzwerke im Internet verteufeln, weil sie sowieso nicht zu der Generation gehören, die mit einem Computer groß geworden ist. Aber damit tut man ihnen gewaltiges Unrecht.
"Ich nutze Facebook nicht", sagt Cuypers, Rektor der Gesamtschule Kevelaer/Weeze, "weil ich glaube, dass auf diesem Weg die professionelle Distanz zwischen Lehrern und Schülern überschritten wird." Allein schon im Begriff "Facebook-Freunde" sieht Cuypers ein Problem: "Das ,befreundet sein' deutet schon an, dass hier ein privater Umgang gepflegt wird, und das sollte wegen der persönlichen Distanz nicht der Fall sein." Und Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, mahnt: "Die Kommunikation über soziale Netzwerke kann eine Lehrer-Schüler-Beziehung auf Augenhöhe vorgaukeln, die in der Realität nicht besteht." Vor allem Schulnoten sollten zwischen Pädagogen und ihren Schutzbefohlenen dort gar nicht diskutiert werden. Die Bezirksregierung geht in ihrer Empfehlung noch weiter.

Die zehn häufigsten Facebook-Typen
Renate Timmermann, Schulleiterin der Städtischen Gemeinschaftshauptschule Kevelaer, nutzt Facebook, wie auch ihr Kollege Michael Cuypers, ebenfalls nicht. Damit kommt sie der Richtlinie der Bezirksregierung Düsseldorf entgegen. Sie weist an, dass Lehrer am besten nicht in Facebook oder anderen sozialen Netzwerken aktiv sein sollten. Zumindest sollten sie im Falle von Facebook Freundschaftsanfragen von Schülern abgelehnt werden und keine Kommentare zu Schüler-Erlebnissen, von denen im Internet bericht wird, verfassen. Michael Cuypers weiß, dass man keinem Kollegen befehlen kann, sein bisheriges Facebook-Profil zu löschen, aber er weiß auch: "Gerade Neulinge im Lehrerberuf haben noch nicht das Rollenverständnis, wie sie es noch bis vor kurzem gewohnt waren. Man kommuniziert ja nun nicht mehr mit Studienkollegen, sondern gibt sich auch seiner Schülerschaft preis. Die muss und darf nicht alles über mich als Lehrer wissen."

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Grundsätzlich steht außer Frage, dass der Umgang mit sozialen Netzwerken auch im Unterricht thematisiert wird. Im Vordergrund stehe die Absicht, Schüler auf Gefahren, aber auch Möglichkeiten der Nutzung von Facebook & Co. aufmerksam zu machen. "Es gibt sicher auch Bereiche, in denen Facebook für den Unterricht von Nutzen sein kann", sagt Renate Timmermann, "aber es wird bei uns an der Schule zur Zeit nicht als Medium genutzt. " Michael Cuypers berichtet davon, dass sich Schüler und auch Eltern außerhalb des Unterrichtes in Facebook-Gruppen austauschen. "Diese Art der Kommunikation kann ich nicht verteufeln - im Gegenteil", sagt Cuypers. Auch Erich Jännert, stellvertretender Schulleiter der Gesamtschule Mittelkreis in Goch, sieht in Facebook nicht nur ein Teufelswerk. Er ist mit mehreren seiner Schüler bei Facebook befreundet. "Ich sehe das gelassen", sagt Jännert, "man kann die Netzwerke aus dem Schulalltag nicht wegdiskutieren. Sie gehören einfach dazu."

Was alle 60 Sekunden im Internet passiert
Aber es gibt auch Beispiele, die viele Pädagogen zum weiteren Nachdenken angeregt haben und von denen Renate Timmermann berichten kann: "Es ist schon passiert, dass Schüler bei Facebook Lehrer angemeldet haben, obwohl diese gar nichts davon wussten."