Kirche in Kevelaer Experten sollen Vorwürfe gegen Bischof Janssen untersuchen

KEVELAER/Hildesheim · Den Vorwürfen gegen den verstorbenen Bischof Heinrich Maria Jansen soll im Bistum Hildesheim weiter nachgegangen werden. Wie mehrfach berichtet, wird dem früheren Wallfahrtsrektor und Ehrenbürger von Kevelaer von zwei mutmaßlichen Opfern Missbrauch vorgeworfen.

 Heinrich Maria Janssen war 1956 Wallfahrtsrektor.

Heinrich Maria Janssen war 1956 Wallfahrtsrektor.

Foto: ap

Dieser Fall ist für das Bistum Hildesheim Anlass, eine Expertengruppe einzusetzen. Bischof Dr. Heiner Wilmer hat vier unabhängige Fachleute beauftragt, mit Betroffenen und weiteren Zeitzeugen zu sprechen sowie in den einschlägigen Akten zu recherchieren. Die Leitung der externen Untersuchung hat die Vorsitzende Richterin am Verwaltungsgericht a. D. und ehemalige niedersächsische Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz übernommen.

Es gibt auch eine Ansprechpartnerin für Personen, die sich als Zeitzeugen äußern oder in anderer Weise Hinweise geben möchten, die für die Untersuchung relevant sein könnten. Dazu können etwa Schilderungen ehemaliger kirchlicher Mitarbeiter gehören, die sich möglicherweise bisher nicht geäußert haben, weil sie dienstrechtliche Konsequenzen fürchteten. Auch Beobachtungen und Einschätzungen von damaligen Gemeindemitgliedern oder von Personen, die beispielsweise in Internaten, Heimen oder im Priesterseminar gewesen sind, werden von der Expertengruppe entgegengenommen.

„Wir möchten eine offene, schonungslose und wissenschaftlich fundierte Aufarbeitung des Unrechts“, sagt der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer.

Den Ausgangspunkt für das Vorhaben bilden die in den Jahren 2015 und 2018 dokumentierten Missbrauchsvorwürfe zweier Betroffener gegen den verstorbenen Bischof Heinrich Maria Janssen. Die Aufarbeitung wird aber deutlich darüber hinausgehen und zeitlich die Jahre 1957 bis 1982 umfassen. Während dieses Zeitraums war Janssen Bischof von Hildesheim.

Es wird um die Frage gehen, welche Rolle die Führungsebene des Bistums im Umgang mit Priestern spielte, die in der Amtszeit Janssens tätig gewesen und des sexuellen Missbrauchs beschuldigt worden sind.

Auch soll geklärt werden, ob es ein Beziehungsgeflecht der mutmaßlichen Täter untereinander gab und ob dieses mögliche Geflecht durch ein bestimmtes Personalmanagement gefördert wurde. Im Fall von Bischof Janssen soll ein Opfer durch den Leiter des Kinderheims Bernwardshofs zu dem Geistlichen gebracht worden sein. Der Leiter ist ein Priester, gegen den es ebenfalls Missbrauchsvorwürfe gibt. Janssen soll den Jungen aufgefordert haben, sich auszuziehen. Danach habe er ihn mit den Worten weggeschickt, er könne ihn nicht gebrauchen.

(zel)
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