Kevelaer Experte: "Ein schuldenfreies Kevelaer ist keine Illusion"

Kevelaer · Eberhard Kanski vom Bund der Steuerzahler sieht Einsparmöglichkeiten in der Marienstadt. Dazu müsse es einen Masterplan geben.

Unter dem Titel "Schuldenfreies Kevelaer — eine Utopie?!" hielt am Montagabend der stellvertretende Vorsitzende des Bundes der Steuerzahler Nordrhein Westfalen, Eberhard Kanski, einen Vortrag beim offenen Stammtisch der Kevelaerer Bürger-Vereinigung (KBV) im Hotel "Goldener Löwe".

Zunächst begrüßte der KBV-Vorsitzende Karl Renard die rund 30 Zuhörer: "Besonders freue ich mich, dass von der Verwaltung so viele hier sind — das ist ein gutes Zeichen, denn wir müssen etwas tun." Haushaltsexperte Kanski, bereits seit 20 Jahren immer wieder Gast der Bürgervereinigung, erläuterte zunächst das Thema "Haushaltseinsparungs- und Konsolidierungsmöglichkeiten".

Die zweite Hälfte seines Vortrags bezog sich gezielt auf Kevelaer. Zwar stehe Kevelaer in Sachen Verschuldung besser da als viele andere Kommunen, aber auch hier werde das zurzeit noch vorhandene Eigenkapital nach und nach aufgezehrt.

Danach stellte der Experte in aller Ausführlichkeit Einsparungsmöglichkeiten vor. Einige Beispiele: Eine interkommunale Zusammenarbeit zum Beispiel im Bereich Beschaffung. Streichung freiwerdender Stellen. Privatisierungen. Einsparungen durch bürgerschaftliches Engagement. Anbieterwechsel bei Strom, Telefon, Versicherung. Verkauf nicht mehr benötigter Vermögenswerte wie Grundstücken und viele weitere Ideen.

Generell gelte es, den gesamten Haushalt auf Sparmöglichkeiten abzuklopfen: "Ich will ein großes Wort gelassen aussprechen: Kevelaer braucht einen Masterplan." Sinnvoll sei es zum Beispiel, alle Entscheidungen unter der Prämisse "Keine neuen Schulden machen" zu treffen. Es müsse einen Plan geben, dem sich alle Investitionspläne unterordnen. Es sei Zeit für einen Perspektivenwechsel: schuldenfreies Kevelaer. "Ich habe nicht den Mut, das in Essen oder Oberhausen zu fordern. Aber in einer Stadt mit Ihren Strukturen muss es möglich sein, schuldenfrei zu sein. Wenn es gelingt, einen Masterplan zu entwickeln, wäre ein schuldenfreies Kevelaer keine Illusion". Das Publikum wusste seine Vorschläge zu schätzen. Dennoch wurde auch Kritik laut. Rolf Sturme, langjähriger Leiter der Stadtkasse, resümierte: "Wenn Sie das so verkaufen, ist alles wunderbar, aber nehmen Sie die Praxis dazu. Man muss ja immer schauen, was möglich ist." Kämmerer Ralf Püplichuisen führte weiter aus: "Nicht jeder Vorschlag, der in einer Kommune erfolgreich ist, verspricht in der nächsten Kommune ebenfalls Erfolg." Dennoch waren sich alle Beteiligten einig, dass es sich um eine wichtige Veranstaltung mit interessanten Diskussionspunkten handelte.

(ym)
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