Kevelaer Experimente am Schlossgraben

Kevelaer · Angehende Abiturienten haben für einen Tag den Lernort gewechselt. Sie beschäftigen sich ganz praktisch mit Biologie, Physik und Chemie. Die Stiftung Jugend und Schlösser hat sie nach Wissen eingeladen.

 Die Gocher Schüler forschten drinnen und draußen: Hier nehmen einige von ihnen eine Gewässerprobe aus der Niers, die später untersucht werden soll.

Die Gocher Schüler forschten drinnen und draußen: Hier nehmen einige von ihnen eine Gewässerprobe aus der Niers, die später untersucht werden soll.

Foto: Gerhard Seybert

Feste Schuhe mussten sie anhaben, kalte Hände ignorieren und ganz viel Spaß am Experimentieren mitbringen. Kein Problem für die angehenden Abiturienten, die sich jetzt auf dem Gelände von Schloss Wissen zu einem Workshop trafen. Eingeladen hatte die Gocher Schüler die Stiftung Jugend und Schlösser, die gemeinsam mit der Landesinitiative "NeanderLab" einen MINT-Projekttag veranstaltete (Mint steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Dabei ging es darum, das Interesse von Schülern an Naturwissenschaften zu beleben und nebenbei die besonderen Bedürfnisse der Eigentümer herrschaftlicher Adelssitze zu beleuchten. Denn historische Gebäude zu erhalten ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die nur mit modernen Methoden zu bewältigen ist.

Samira, Yannec und die anderen Schüler der Jahrgangsstufen elf und zwölf stehen mit Keschern und Bechergläsern am Schlossgraben. Die ersten haben schon "Beute" gemacht: In der Wasserprobe zappeln Kleinlebewesen, die sie im Laufe des Tages näher kennenlernen werden. Dabei helfen ihnen Biolehrer Hans-Peter Böving und Dr. Heinz-Albert Becker vom zdi-Zentrum NeanderLab in Mettmann. Auch ein von der Gräfte abgeschiedener Tümpel dient den Jugendlichen als Forschungsgegenstand. Sämtliche Proben nehmen sie mit in ihr provisorisches Labor in der Remise.

An langen, etwas wackeligen Holztischen — das macht das Mikroskopieren etwas schwierig — haben die Biologen und Chemiker ihre Versuchsanordnungen aufgebaut. Einmal geht's um die Bestimmung der Gewässerqualität mittels Reagenzien, nebenan erkennen die Schüler anhand der 50-fachen Vergrößerung, welche Tierchen da in den Wassertropfen wimmeln. Bestimmungsbücher helfen ihnen, sich festzulegen: Niklas erkennt einen Wurm, Adrian ist allerdings sicher, dass es sich um die Larve der Eintagsfliege handelt.

Michael Wilfert, ebenfalls für NeanderLab im Einsatz, macht die Schüler auf Wasserflöhe und Mückenlarven aufmerksam. Ein großer Artenreichtum weist auf gesundes Wasser hin, erfahren die Schüler. Den Beweis erbringen sie chemisch, indem sie pH-Wert, Nitrit-, Nitrat- und Ammoniumgehalt untersuchen.

In Schloss Wissen spielt Wasser eine große Rolle. Hausherr Raphael von Loe erklärt den Schülern den Zusammenhang zwischen den Feuchtigkeitsschäden in der kapelle und der zeitweise trocken liegenden hölzernen Gründung des Gebäudes. Auch die Teile eines Walskeletts, die an einer Wand hängen, haben natürlich mit Wasser zu tun. Ob sich das riesige Tier vor etwa 8000 Jahren in den Rhein verschwommen hat oder mit der letzten Eiszeit an den Niederrhein kam — man weiß es nicht. KOMMENTAR

(RP/ac)
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