Tierpark Weeze Poitou-Esel soll für Nachwuchs sorgen

Weeze · Zuwachs im Tierpark Weeze: Ti’Ane ist aus dem Münsterland an den Niederrhein gezogen, um die seltene Eselrasse zu erhalten.

 Poitou-Esel Ti'Ane soll im Tierpark Weeze für Nachwuchs sorgen

Poitou-Esel Ti'Ane soll im Tierpark Weeze für Nachwuchs sorgen

Foto: Verena Kensbock

Eines seiner Markenzeichen musste Ti’Ane ablegen: Sein dichtes, zotteliges Fell wurde geschoren. Nur an den Ohren lassen ein paar lange Haare noch seine Fellpracht erahnen. Ti’Ane ist ein Poitou-Esel – eine vom Aussterben bedrohte Haustierrasse, die vor allem für ihr zotteliges Fell bekannt ist. Ansonsten hat Esel Ti’Ane aber nichts von seiner Eindrücklichkeit verloren. Poitou-Esel sind zwar nicht die größten, aber die schwersten Esel der Welt. Die Hengste wiegen bis zu 450 Kilogramm. Und auch sein weiteres Markenzeichen – die Ohren – sind noch etwa 40 Zentimeter lang.

Ti’Ane lebt seit Anfang Juli im Tierpark in Weeze und hat dort die Aufgabe, für Nachwuchs zu sorgen, um die bedrohte Rasse zu erhalten. Die Poitou-Eselstuten Ambre und Tosca beäugen den Hengst aber noch skeptisch vom anderen Ende der Weide. Sie sollen schon länger Nachwuchs bekommen und sollten dazu zu Ti’Ane nach Olfen im Münsterland reisen. Dort lebte der Hengst bis Ende Juni in einem Tierpark. Doch die Eselstuten hatten zu viel Angst vor dem Anhänger, in dem sie transportiert werden sollten.

„Als uns dann der Eselhengst zum Kauf angeboten wurde, haben wir uns sehr darüber gefreut“, sagt Marie-Christin Kuypers, Leiterin des Weezer Tierparks. „Aber es war auch schnell klar, dass für diese Anschaffung ein Sponsor gefunden werden musste.“ Für 5000 Euro sollte der Hengst den Besitzer wechseln. Der Windpark Kalbeck unter dem Geschäftsführer Frank Dudek sagte schnell zu, den Kauf zu finanzieren. „Für uns war klar, dass wir gerne einen Beitrag zur Arterhaltung dieser schönen Rasse leisten werden“, sagt Dudek.

Nun lebt Ti’Ane seit fast zwei Monaten mit den beiden Stuten Ambre und Tosca auf einer Weide. Erste Annäherungsversuche habe es schon gegeben, sagt Marie-Christin Kuypers. Eine Schwangerschaft sei aber noch nicht garantiert. „Der Hengst kann immer“, sagt Kuypers. „Aber es kommt darauf an, wann die Damen rossig werden.“ Die Tragzeit bei Poitou-Eseln dauert etwa ein Jahr und ist nach vier bis sechs Wochen erkennbar. Eine Schwangerschaft ist also auch noch nicht ausgeschlossen.

Sollte es tatsächlich Poitou-Nachwuchs geben, steht eines zumindest schon fest: Die Jungen werden Namen mit dem Anfangsbuchstaben „J“ tragen. So schreibt das Zuchtbuch es vor. Marie-Christin Kuypers wünscht sich etwas Französisches, passend zur Heimat der Poitou-Esel.

Die ersten Belege für die Rasse reichen bis ins zehnte Jahrhundert, also das frühe Mittelalter, in Frankreich zurück. Damals wurden Poitou-Esel als Arbeitstiere eingesetzt und für die Maultierzucht. Da Esel für die Arbeit kaum noch gebraucht werden, ist der Bestand stark geschrumpft. Mitte der 70er Jahre gab es nur noch 44 reinrassige Tiere. Einige Züchter haben daraufhin die Zucht in die Hand genommen. Mittlerweile gibt es wieder 80 Poitou-Hengste und einige Hundert Stuten.

Ti’Ane, Ambre und Tosca sollen dafür sorgen, dass es noch mehr werden. Dass die Anbandelungsversuche wegen des fehlenden Fells scheitern, dürfte wohl kein Problem sein. Denn wegen der Hitze mussten auch die Eseldamen ihr Fell lassen. „Kein Grund zur Sorge, das wächst schnell wieder nach“, sagt Kuypers.

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