Kevelaer Erste Turnhalle bereit für Asylbewerber

Kevelaer · Erst einmal geht es nur um die Umkleiden der Turnhalle Kroatenstraße: Die Stadt Kevelaer hat sie für die Unterbringung von Flüchtlingen hergerichtet. Weitere Idee: Im Winter freie Quartiere von Saisonarbeitern als gute Zwischenlösung.

 Die Turnhalle an der Kroatenstraße möchte die Stadtverwaltung Kevelaer für die Unterbringung von Flüchtlingen nutzen. Dafür muss allerdings der Umkleide-Trakt noch umgebaut werden.

Die Turnhalle an der Kroatenstraße möchte die Stadtverwaltung Kevelaer für die Unterbringung von Flüchtlingen nutzen. Dafür muss allerdings der Umkleide-Trakt noch umgebaut werden.

Foto: nik

Bogenschützen, Judoka, Kwoon-Do-Kämpfer und wohl auch einige Schüler werden staunen, wenn sie in den nächsten Tagen zum Training in "ihre" zum Teil denkmalgeschützte Turnhalle an der Kroatenstraße kommen: Zumindest der Bereich des Umkleide-Traktes ist ein wenig umgebaut worden. Weil er einer völlig neuen Nutzung zugeführt wird: In ihm werden künftig Asylbewerber untergebracht. "Dieser Schritt ist nötig, weil wir aus allen Nähten platzen. Allein in der vergangenen Woche haben wir 13 Neuzugänge bekommen", berichtet Ludger Holla vom Fachbereich Ordnung.

 Die Turnhalle an der Kroatenstraße möchte die Stadtverwaltung Kevelaer für die Unterbringung von Flüchtlingen nutzen. Dafür muss allerdings der Umkleide-Trakt noch umgebaut werden.

Die Turnhalle an der Kroatenstraße möchte die Stadtverwaltung Kevelaer für die Unterbringung von Flüchtlingen nutzen. Dafür muss allerdings der Umkleide-Trakt noch umgebaut werden.

Foto: nik

Der Druck ist in allen Kommunen groß: Immer mehr Flüchtlinge erreichen auch den Niederrhein und werden mit einem Vorlauf von zwei, drei Tagen den Städten und Gemeinden zugeteilt. Dann stehen sie da und brauchen zumindest ein Bett. Längst ist die Unterkunft an der Gelderner Straße voll, und auch die Wohnungen, die die Stadt angemietet hat, reichen nicht mehr aus. "Wir prüfen alle städtischen Immobilien und Grundstücke und sind weiterhin dankbar für alles, was uns Eigentümer anbieten", versichert Holla. Weil die Anforderungen zum Beispiel an den Brandschutz jedoch hoch sind - grundsätzlich ist ein zweiter Fluchtweg nötig - kommt längst nicht jede Wohnung für den Zweck infrage. Die ebenerdigen Turnhallen-Umkleideräume bereiten da offenbar weniger Probleme.

In der vergangenen Woche hat die Stadt schon einen Sichtschutz errichten lassen, schlichte Küchenausstattung fehlte noch, während Toiletten und Waschmöglichkeiten vorhanden sind. "Dort entsteht Platz für circa 14 Personen", erklärt der Fachbereichsleiter. Außerdem wird noch eine städtische Wohnung an der Jahnstraße, die bisher das Jugendamt nutzte, umgewidmet. Genug Platz ist auch das noch nicht. "Wir haben jetzt eine verwaltungsinterne Arbeitsgruppe mit Vertretern aus allen beteiligten Abteilungen eingerichtet, die an dem Thema arbeitet", sagt Holla. Er hat auch eine Bitte: "Es wäre toll, wenn sich Gärtner oder Landwirte, die ihre Unterkünfte für Saisonarbeiter jetzt im Winter nicht benötigen, bei uns melden würden. Sie hätten den Vorteil zuverlässiger Einnahmen, und wir als Verwaltung wären sehr dankbar."

Wie berichtet, werden in einigen Wochen Mobilheime an der Ladestraße für weitere Flüchtlinge aufgestellt, eventuell müssen sogar noch mehr als die bisher bestellten angeschafft werden. Auch, wenn Gärtnereien oder Bauernhöfe natürlich weit außerhalb der Innenstadt liegen, was für Menschen ohne Auto nicht ideal ist: "Für die Übergangszeit wäre den Flüchtlingen auch mit einer solchen Unterkunft geholfen", betont Holla. Die Stadt hoffe, dass es nicht nötig werde, Zelte aufzubauen und Hilfesuchende - zumal im Winter - darin unterzubringen. Da setze man doch lieber auf die Unterstützung der Mitbürger. Ob demnächst nicht nur Umkleiden, sondern auch die Turnhallen selbst als Schlafräume benötigt werden - das wagt Holla nicht einzuschätzen.

(RP)
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