Weeze Eis gegen die Hitze – in Weeze gemacht

Weeze · Die Eisdiele "Alpago" in Weeze hat Kultstatus. Rudi Bortoluzzis Eis bekommt von Kennern aus der Region beste Noten. Eines seiner "Geheimnisse": nur natürliche Zutaten werden verwendet. Die RP durfte bei der Eisbereitung zusehen.

 Rudi Bortoluzzi wiegt zunächst den Zucker mit einer traditionellen Küchenwaage ab. Die Masse aus Milch, Zucker und Eiern füllt der Weezer, nachdem sie im Pasteurisierer war, in die Eismaschine. Dort wird sie schnell fest.

Rudi Bortoluzzi wiegt zunächst den Zucker mit einer traditionellen Küchenwaage ab. Die Masse aus Milch, Zucker und Eiern füllt der Weezer, nachdem sie im Pasteurisierer war, in die Eismaschine. Dort wird sie schnell fest.

Foto: Gerhard Seybert

So eine Küche hätte mancher gern: lauter glänzende Edelstahlgeräte, dazwischen zwei, drei fast antike Gebrauchsgegenstände. Dabei wird hier gar nicht gekocht — ganz im Gegenteil. Wo Rudi Bortoluzzi vom Eiscafé "Alpago" in blitzsauberer weißer Schürze steht und rührt, entsteht eiskaltes Speiseeis. Und zwar nach der Einschätzung unzähliger Stammkunden das Beste in weitem Umkreis. Der Umbau der Kevelaerer Straße hat Rudi, wie ihn jeder einfach nennt, veranlasst, seine Terrasse zu erweitern. Dort schmeckt das Eis, das nie fruchtiger sein kann als in diesen Tagen, besonders gut.

 Mit dem großen Spatel holt Bortoluzzi das frische Erbeereis aus der Maschine. Fruchteis kommt bei den Kunden im Sommer besonders gut an. So, wie die geschmeidige Masse aus der Maschine kommt, ist sie fertig für die Truhe. Und wird Kugel für Kugel an die Genießer verkauft.

Mit dem großen Spatel holt Bortoluzzi das frische Erbeereis aus der Maschine. Fruchteis kommt bei den Kunden im Sommer besonders gut an. So, wie die geschmeidige Masse aus der Maschine kommt, ist sie fertig für die Truhe. Und wird Kugel für Kugel an die Genießer verkauft.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Große Behälter mit herrlich reifen Erdbeeren stehen auf der Arbeitsplatte. Auch Bananen, gelb und fleckfrei wie gemalt, bringt ein Mitarbeiter ins Kühlhaus. Die baldige Verwendung ist gewiss. Andere Früchte, die nicht gerade in der Nachbarschaft reifen, kommen von weither, als gefrorene Ware oder auch mal Püree in die Eis-Küche. Künstliche Aromen haben keine Chance. "Eis-Leute sind keine Chemiker", sagt Rudi.

Aus seinen Rezepten macht der Norditaliener kein großes Geheimnis. In die Eismaschinen kommt hinein, was man erwartet: Je nach Sorten Milch, Zucker, Eier, Früchte, Nüsse und Gewürze. Im Fall des Erdbeereises verzichtet der Fachmann übrigens auf die Milch. "Viele Kinder haben eine Lactose-Unverträglichkeit und dürfen keine Milch zu sich nehmen." Dadurch wird das Eis zwar weniger sahnig, aber dafür um so erfrischender.

"Mein Favorit ist Vanilleeis", erklärt der Chef der Eisdiele, der versichert, noch immer täglich Eis zu genießen und dabei etwas verlegen lächelnd über seinen nicht ganz flachen Bauch streicht. Für seinen Klassiker trennt er zunächst Eier, schlägt das Eigelb mit Zucker von Hand, fügt dann die Milch hinzu und lässt den Pasteurisierer dafür sorgen, dass sich keine Keime entwickeln können. Natürliche Vanille-Schoten geben der Flüssigkeit das gewünschte Aroma. Die genau richtigen Mengen der jeweiligen Zutaten misst er mit einer altertümlichen Waage ab, auf deren Schalen kleine Gewichte gramm-genaue Ergebnisse liefern.

In der Eismaschine (sie heißt ausgerechnet Kälte-Rudi) entsteht aus der Flüssigkeit innerhalb weniger Minuten ein dicker sämiger Brei, den Bertolucci mit einem großen Spatel in die Edelstahl-Behälter füllt. Bei sommerlichem Wetter warten die Mitarbeiter meist schon in der Tür, um den frostigen Nachschub in die Theke zu stellen.

In der Hochsaison bietet Bortoluzzi 30 Eissorten an, klassische und ab und an immer wieder mal neue. "Wenn es richtig warm wird, so wie jetzt, werden die Fruchtsorgen stärker nachgefragt", sagt Rudi. Kinder entscheiden sich gerne für Eis mit witzigen Namen oder knalligen Farben. Wem "Blauer Engel" oder "Brombeere" an Farbigkeit noch nicht genügt, dem mischen Bortoluzzi und seine Mitarbeiter auch gerne die Sorte "Regenbogen" — da gibt es in einer Kugel mehrere Sorten. Am Tresen steht fast immer der Chef selbst, manchmal seine Tante oder der Bruder.

"Im Frühjahr, das ja eher winterlich war, kam ,Heiße Schokolade' gut an", erinnert sich der Weezer. Jetzt hofft er auf starke Fruchteis-nachfrage, auf viele Fahrradtouristen und kleine Nierspiraten. Bis zum dritten Wochenende im Oktober wird er die Eisfreunde mit seinen kalten Spezialitäten erfreuen und sich dann für ein paar Monate in die italienische Heimat begeben. Der Ort Alpago, 100 Kilometer nördlich von Venedig gelegen, schmückt in vielen Fotos die neu gestaltete Eiskarte. Ein Stück Heimat — aber eigentlich fühlt sich Rudi, der seit 25 Jahren in Weeze lebt, längst als Niederrheiner.

(RP/rl)
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