Kevelaer Eine Praxis für den Doktor

Kevelaer · Ernst Umbach, Ortsvorsteher von Kervenheim, will nicht hinnehmen, dass sein Dorf demnächst keinen Arzt mehr hat. Seine Idee: Die Bürger legen zusammen und finanzieren einem Interessenten die Praxis.

Ganz Kervenheim, zumindest die reifere Generation, traf sich gesten Abend im Saal Brouwers, um zu hören, wie es um das Thema "Ansiedlung eines neuen Arztes in Kervenheim" steht. Wie berichtet, wird Dr. Elke Kleuren-Schryvers, die 22 Jahre lang die medizinische Versorgung im Ort leistete, aus persönlichen Gründen ihre Praxis aufgeben. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht — weil es Deutschland und das Land NRW Medizinern nicht leicht machten, sich für eine Niederlassung in ländlicher Region zu entscheiden.

KV-Vorsitzende erklärt

Das erläuterte Dr. Brigitte Schmelzer, Kreisvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), zu Beginn der Bürgerversammlung. Ortsvorsteher Ernst Umbach hat einen Vorschlag, wie dem Problem abzuhelfen sei: Die Bürger sollen sich zu einem Förderverein zusammentun und einem interessierten Arzt die bald verwaiste Praxis von Dr. Kleuren-Schryvers kostenlos zur Verfügung stellen.

Bevor diese Idee ausgesprochen war, hatte die KV-Vorsitzende nachvollziehbar erklärt, warum es für junge Ärzte unattraktiv sei, sich hierzulande niederzulassen. Wobei vermutlich mehr Menschen als die eine Frau, die dies anmerkte, nicht im Raum stehen lassen wollten, Kervenheim könne als unattraktiv empfunden werden.

Aber Hausarzt auf dem Land sein bedeutet, viele betagte Patienten zu haben, reichlich Hausbesuche machen zu müssen und so viele Medikamente zu verschreiben, dass Regressforderungen zwangsläufig sind (schließlich sind pro Patient und Quartal nur 31 Euro vorgesehen). Das drängendste Problem der Kervenheimer: "Wo kommen wir jetzt unter?"

Ärzte in den Nachbarorten sollen zurückhaltend auf die Bitten von Kervenheimern reagiert haben, sie als Patienten anzunehmen — chronisch Kranke und Alte tun dem Praxis-Budget nicht gut. Dr. Schmelzer versprach, ihre Kollegen anzuschreiben und zu sensibilisieren. Bürgermeister Axel Stibi erklärte, die Stadt könne nicht unmittelbar finanziell helfen, denn damit würde sie "ein Fass aufmachen".

Bleibt das bürgerschaftliche Engagement, das Umbach jetzt einfordert. Statt mit dem Bus in die Nachbarorte zu fahren, könne jeder fünf Euro oder mehr pro Monat in den Förderverein einzahlen. Und so vielleicht einen Arzt gewinnen.

(RP)
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