Kevelaer Einblicke in das Leben einer Ordensschwester

Kevelaer · Schwester Bernwarde aus Münster besucht regelmäßig das Marienhospital in Kevaeler. Ihr Handwerkszeug sind Auto und Handy. Sie hat sich gegen Ordenstracht und für zivile Kleidung entschieden.

 Oberin Schwester Bernwarde (l.) besucht Schwester Magda im Marienhospital in Kevelaer.

Oberin Schwester Bernwarde (l.) besucht Schwester Magda im Marienhospital in Kevelaer.

Foto: gerhard seybert

Auf den ersten Blick ist sie nicht als Ordensschwester zu erkennen. Anders als Schwester Magda, der sie im Kevelaerer Marienhospital einen Besuch abstattet, trägt Schwester Bernwarde zivile Kleidung.

Statt einer Ordenstracht ist die 69-Jährige mit Hose, Bluse und Blazer bekleidet und hat eine Kurzhaarfrisur. Regelmäßig besucht sie die drei Ordensschwestern in Kevelaer. Sie ist als eine von drei Rätinnen mit in der Ordensleitung der Clemensschwestern. Sie betreut einen Großteil der 330 Schwestern, deren Altersdurchschnitt bei 79,5 Jahre liegt.

Dass sie mit 69 Jahren hingegen recht jung daherkommt, ist ihr nicht im Weg, um den Schwestern eine Vertraute zu sein, sich die Sorgen und Probleme anzuhören oder einfach Neuigkeiten aus dem Mutterhaus in Münster mitzubringen. Um von Münster nach Kevelaer zu kommen, gehören zu ihrem täglichen Arbeitswerkzeug auch das Auto und Handy. Eigentlich heißt die Gemeinschaft, die sich im Volksmund Clemensschwestern nennen, "Barmherzige Schwestern von der allerseeligsten Jungfrau und schmerzhaften Mutter Maria".

Der griffigere Name entstand, als das Clemens-Hospital in Münster um das Jahr 1848 die Schwestern um Hilfe bei der stationären Krankenpflege bat. Von der anfänglich ambulanten Pflege wechselten die Schwestern so in das Krankenhaus. Die Ausrichtung auf das Helfen findet sich auch im Gelübde wieder. Zu den üblichen drei Versprechen, Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam, kommt ein viertes hinzu: Barmherzigkeit.

"Ein Herz voll Erbarmen haben, sich in den anderen einfühlen", beschreibt Schwester Bernwarde den Inhalt dieses Versprechens. Dem haben sich auch Schwester Magda und Schwester Ulrike verschrieben. Sie sind die Seelsorger im Kevelaerer Marienhospital und freuen sich regelmäßig über den Besuch aus Münster.

Entschieden hat sich Schwester Bernwarde bereits mit 19 Jahren für ein Leben im Orden. "Heute würde man das nicht mehr so machen", sagt die 69-Jährige. Heute rät man jungen Frauen zum Warten, um sich zu prüfen, ob die Berufung denn die fürs Leben ist. Für ein Leben ohne Tracht hat sie sich lange vor dem Beschluss 1995, der den Schwestern die Wahl ließ, ob sie Tracht oder "normale Kleidung" tragen wollen, entschieden.

Grund war, dass sie sich in der Kinder- und Jugendhilfe engagierte. "Für die Kinder, die aus sozial schwachen Verhältnissen kamen, war es eine Stigmatisierung, wenn ich in meiner Ordenstracht mit denen zu Ämtern ging", erinnert sich die Schwester.

Als sie danach vier Jahre Oberin im Kalkarer Krankenhaus wurde, ist sie in zivil geblieben. Anders ist es mit ihren drei Mitschwestern im Marienhospital Kevelaer. Schwester Magda, Schwester Ulrike und Schwester Helene, die sich um die Krankenhauskapelle kümmert, tragen alle ihre Tracht.

Das wird von Rainer Haas, Geschäftsführer des Marienhospitals Kevelaer, auch durchaus gern gesehen. "Als katholisches Krankenhaus ist es uns wichtig, dass die geistige Haltung stimmt und sichtbar wird", sagt der Geschäftsführer. Bis zum 31. Dezember 2014 konnte er eine Verlängerung erwirken, damit die Ordensschwestern dem Haus so lange erhalten bleiben. Wie es dann weiter geht, darüber werden noch Gespräche geführt. Ein Krankenhausleben ohne die Schwestern möchte er sich nicht vorstellen.

(bimo)
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