Weeze Ein Tag im KDW: Wemb, nicht Berlin

Weeze · Christina Wilbers hat vor einem Jahr den Kaufladen der Wember eröffnet. Neben den üblichen Waren gibt es am Wochenende Selbstgekochtes und viele persönliche Worte. Die RP begleitete das Treiben in dem Laden einen Tag lang.

 Eine Pause muss auch mal sein. Gemeinsam mit ihrem Partner und Kollegen Roy Hackbusch wird der Kaffee vor dem Kaufladen genossen. Doch schon bald geht es weiter.

Eine Pause muss auch mal sein. Gemeinsam mit ihrem Partner und Kollegen Roy Hackbusch wird der Kaffee vor dem Kaufladen genossen. Doch schon bald geht es weiter.

Foto: Thomas Binn

Klein und fein. Das ist das Konzept des "KDW". Das Kaufhaus der Wember hat die 23-jährigen Christina "Tini" Wilbers vor einem Jahr, Anfang August 2015, eröffnet und damit ein Stück Infrastruktur geschaffen. Ein Blick in den Alltag im kleinen Dorfladen. Ein Alltag, der aus viel mehr besteht, als Regale füllen.

5 Uhr Der Wecker von Christina Wilbers klingelt. In einer Stunde öffnet sie ihren Laden.

5.45 Uhr Aufschließen und direkt durchstarten heißt es für sie und ihren Freund Roy Hackbusch um diese Uhrzeit. Die von der Bäckerei Reffeling gelieferten Rohlinge werden zu frischen Brötchen aufgebacken.

 Um kurz vor sechs Uhr schließt Christina den Laden auf.

Um kurz vor sechs Uhr schließt Christina den Laden auf.

Foto: Thomas Binn

6 Uhr "Wir haben jeden Morgen dieselbe junge Frau, die pünktlich zur Ladenöffnung Brötchen holt", sagt Wilbers lachend. "Das ist einfach eine Frühaufsteherin", tippt die 23-jährige Ladenbesitzerin. Auch sonst wird der Morgen von Stammkunden beherrscht. Wie viele Brötchen und welche Zigaretten es sein dürfen, das wissen Wilbers und ihr Team schon im Schlaf. Was auch gut geht, außer Backwaren, sind Energiegetränke, für diejenigen, die zur Arbeit fahren, und Bier, für diejenigen, deren Schicht nach einer langen Nacht zu Ende ist.

6.45 Uhr Zeitungen einräumen. Brötchen belegen, auf Wunsch, das geht natürlich auch.

8 Uhr "Um diese Zeit bediene ich meinen Papa", sagt Christina Wilbers. Der kommt immer kurz vorbei, um Brötchen zu holen und für ein kleines Gespräch. "Und? Alles in Ordnung?" "Ja." Weil ihr Vater Postbote war, ist die Ladenbesitzerin für viele Wember "die Kleene vom Postboten". Man kennt sich halt und das ist gut so.

 Die frische Käse-Lauch-Suppe wird im Laufe des Vormittags zubereitet.

Die frische Käse-Lauch-Suppe wird im Laufe des Vormittags zubereitet.

Foto: Thomas Binn

9 Uhr Montag und Donnerstag kommt die Ware für das gesamte Sortiment. Nach einem Jahr weiß Wilbers, was ihre Kundschaft braucht. Sonderwünsche werden auch erfüllt. Im Sortiment sind sogar Pferdesticker mit Glitzer. "Für die Schulkinder", erklärt die Ladenbesitzerin. Nahrungsmittel und "Tüddelskram", das KDW hält eine bunte Mischung vor.

11 Uhr Zeit fürs Büro. Bestellungen machen, Rechnungen bezahlen, Sachen für den Steuerberater sortieren. Freitags und samstags hat "Tini" Wilbers um diese Uhrzeit bereits drei Stunden in der Küche gestanden. Am Wochenende wird nämlich frisch gekocht, Wilbers ist gelernte Köchin. Selbstgemachter Tortellini- und Kartoffelsalat steht immer in der Kühlung und heute Herrencreme. "Einmal habe ich das Dessert ausfallen lassen. Da kam direkt Schimpfe von der Kundschaft", sagt die Ladenbesitzerin lachend. Die Kunden verwöhnen ist ihr Ding. In einem Topf dampft die frisch gekochte Käse-Lauch-Suppe. Wer Zeit hat, isst gleich dort. Es gibt einen kleinen, gemütlichen Bistrobereich.

12 Uhr Eine Dame in geblümter Bluse hat ihren Kochtopf gleich mitgebracht, um die Suppe mit nach Hause zu nehmen, eine andere steht an, um Würstchen und eine Frauenzeitschrift zu bezahlen. "Hübsch biste wieder", sagt Christina Wilbers. Die Dame lächelt. "Du auch." Zeit für Gespräche und Komplimente, die gibt es auch.

13 Uhr Licht aus, Pause. Eigentlich. "Erst eine Arbeit abschließen, bevor man eine andere anfängt", lautet aber das Motto von Tini Wilbers. Deswegen lässt sie auch nicht mit dem Schlag der Uhr alles fallen. Sie und ihr Partner Roy gehen mit den Hunden raus, manchmal schaffen sie es sogar, eine Tasse Kaffee im Garten zu trinken.

 Natürlich müssen zwischendurch immer wieder Kunden bedient werden. Die Wember lieben den Laden.

Natürlich müssen zwischendurch immer wieder Kunden bedient werden. Die Wember lieben den Laden.

Foto: Thomas Binn

14.45 Uhr Aufschließen, Licht an, frische Brötchen aufbacken. "Es ist Kaffeezeit, bis 16 Uhr merkt man das deutlich", sagt Wilbers. Kuchen ist dann stark gefragt.

16 Uhr Bedienen, die nächsten Bestellungen machen. Eine Frau im Sommerkleid geht suchend durch die Reihen, während Wilbers an der Bäckereitheke steht. Die Brotschneidemaschine rattert. Ein Kunde wartet an der Kasse. Es läuft.

18 Uhr In einer Stunde schließt das Geschäft. Die ersten Vorbereitungen laufen. Wenn der Kundenandrang es zulässt, wird schon mal gefegt. Die Blumen werden reingestellt. Blumen. "Innerhalb der Woche werden die von Frauen gekauft, am Wochenende mehr von den Männern", sagt Wilbers. So ist das.

19 Uhr Ladenschluss. Last-Minute-Kunden gibt es auch. Für Wilbers und ihren Freund Roy Hackbusch geht es noch lange nicht nach Hause. Putzen steht an. Die wichtigsten Sachen müssen aufgefüllt werden. "Die Schinkenwurst darf morgens nicht leer sein", sagt Wilbers.

21 Uhr Eigentlich Schlafenszeit, aber nicht an lauen Sommerabenden. Die Bilanz nach einem Jahr: Sie sei im Laufe des Jahres entspannter geworden, sagt Wilbers. "Es ist nie ein Tag wie der andere", stellt sie klar. "Aber ich finde das gut, ich mag das." Im Team ist man per Du. Und dann sind da noch die Freunde und die Familie, die da sind. "Ich finde es schön so." Und das spürt man.

(RP)
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