Kevelaer Diebe auf Beutezug im Gotteshaus
Kevelaer · Derzeit häufen sich gerade in Kevelaer die Vorfälle rund um Kirchen. Diebe stehlen Kunstgegenstände, brechen den Opferstock auf und montieren sogar Regenrohre ab.
Der Vorfall an der kleinen Kapelle am Hospital war besonders dreist. Hier montierten Unbekannte mehrere über zwei Meter lange Regenrohre aus Kupfer ab. In aller Seelenruhe, obwohl direkt neben der Kirche der Parkplatz des Hospitals liegt. "Das waren vermutlich Altmetalljäger, die treiben auch auf dem Friedhof ihr Unwesen. Bis zu dem Vorfall jetzt hatten wir zumindest wieder einige Zeit Ruhe", sagt Pfarrer Andreas Poorten von St. Antonius.
Viel dagegen unternehmen könne die Kirche nicht. Die Diebe würden auch immer dreister. Vor einiger Zeit hatte ein Dieb sogar erst im Hospital und dann in der Kapelle gestohlen, der Täter war zumindest gefasst worden. Die Unbekannten dagegen, die nicht nur die Rohre stahlen, sondern auch den Opferstock in der Kapelle aufbrachen, sind weiter flüchtig. Im Opferstock in der Nähe des "Biker Memorials" sei kaum Geld gewesen, da die Spendenbox regelmäßig geleert werde. Ohnehin sei der Schaden durch den Aufbruch oft heute als der Materielle, sagt der Geistliche. Auch er beobachtet, dass es kaum mehr Ehrfurcht vor sakralen Kunstgegenständen gebe. Erst vor kurzem waren in Twisteden Leuchter vom Altar gestohlen worden.
Auch in Kevelaer schlugen Unbekannte zu. Am Samstag entwendeten unbekannte Täter aus dem Priesterhaus am Kapellenplatz einen Weihwasserkessel mit Aspergill. Ein Aspergill, umgangssprachlich auch Weihwasserwedel genannt, wird zum Besprengen mit Weihwasser durch einen Priester genutzt. Bereits einen Tag später entwendeten Unbekannte zwischen 12 Uhr und 14.30 Uhr zwei Kerzenleuchter aus der Beichtkapelle. Die Kerzenleuchten standen auf einem Gabentisch im Altarbereich.
Trotz der Vorfälle ist es Rainer Killich wichtig, dass die Kirchen weiter geöffnet bleiben. "Offenheit gehört zur katholischen Kirche dazu, dass soll auch durch offene Türen nach außen gezeigt werden", sagt der Sekretär der Wallfahrt.
Gerade in einer Kommune wie Kevelaer, die die Besucher ja gerade wegen seiner Gotteshäuser in die Stadt ziehe, sei es einfach undenkbar, die Basilika abzuschließen. Auch Videoüberwachung in der Kirche sieht er skeptisch. Es könne nicht Sinn der Sache sein, Betende, die sich ins Gotteshaus zurückziehen mit der Kamera aufzuzeichnen. Besonders wertvolle Kunstschätze seien allerdings zusätzlich und für Besucher unsichtbar gesichert.
Auch Killich beobachtet, dass die Täter immer skrupelloser werden. Bei einem Extremfall sei der Dieb im Blaumann seelenruhig in die Kirche marschiert, habe einen Kunstgegenstand abmontiert und sich aus dem Staub gemacht.
Es sei auch schon passiert, dass der Küster die Gegenstände für die Heilige Messe gerade erst auf den Altar gestellt hatte und dann noch eben in die Sakristei musste. Als er zurückkam, waren die Gegenstände verschwunden. "Solche Vorfälle sind für uns ein Anlass, gerade die Besucher zu ermuntern, die Augen offen zu halten", sagt Killich. Wer etwas beobachtet, sollte das sofort melden.
Die Täter zu finden, ist schwierig. Oft bringt die Fahndung nichts. Das zeigt auch der spektakuläre Fall vom Oktober. Da hatten Unbekannte eine wertvolle Armreliquie des Heiligen Petrus Canisius aus der Sakramentskapelle am Kapellenplatz gestohlen. Der Diebstahl geschah am helllichten Tag zwischen 12 und 18 Uhr. Das Reliquiar hat einen unschätzbaren ideellen Wert. "Bislang konnte der Täter noch nicht ermittelt werden", berichtet Polizeisprecherin Anna Stamm.
Auch wenn die Polizei eine Häufung von Delikten im kirchlichen raum nicht bestätigen kann, habe man schon den Eindruck, dass die Hemmschwelle gesunken sei, in Kirchen einzubrechen.