KEVELAER Die wichtigsten Fragen zum Gradierwerk

KEVELAER · Am Sole- und Pilgerpark auf der Hüls gehen die Arbeiten voran. Eröffnung soll zwar erst 2020 sein, aber ab Mai können die Besucher schon mal antesten, wie sich eine Meeresbrise am Niederrhein anfühlt.

 Krystof Lazarz (links) und sein Team haben bereits mehr als 80 Gradierwerke gebaut.

Krystof Lazarz (links) und sein Team haben bereits mehr als 80 Gradierwerke gebaut.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Bei der Grundsteinlegung regnete es, auch bei der ersten Baustellenführung am Gradierwerk goss es wie aus Kübeln. Architekt Peter Grund hat jetzt den Wunsch, dass zur Eröffnung endlich auch mal die Sonne scheint. Beim Termin gab es noch mal die Infos zu den wichtigsten Fragen rund um das Großprojekt.

Wie gehen die Arbeiten voran? Die Baustelle liegt voll im Zeitplan, erläutert der Architekt. Nach den Rohbauarbeiten im Sommer ist das Solebecken mit einer speziellen Beschichtung versiegelt worden. So wird verhindert, dass solehaltiges Wasser ins Erdreich sickert. Wie berichtet, ist Anfang des Jahres der Schwarzdorn geliefert worden. Spezialisten sind seit etwa zwei Wochen dabei, den Schwarzdorn auf die Holzkonstruktion zu flechten. In der kommenden Woche soll mit dem Bau des Dachstuhls über dem Gradierwerk begonnen werden. Im April soll das Dach fertig sein, rein baulich sollen die Arbeiten im Mai abgeschlossen sein.

Wann wird die Anlage eröffnet? Das wird noch bis zum Frühjahr 2020 dauern. Denn das Empfangsgebäude und der Park müssen auch noch angelegt werden. Das Gradierwerk wird aber schon im Mai seinen Betrieb aufnehmen. Denn für den Schwarzdorn ist wichtig, dass er auch berieselt wird. Besucher können so zumindest schon mal in der Nähe die Wirkung der Sole testen. Zudem soll es Führungen geben, bei denen Gäste auch in die Anlage können.

Wie hoch sind die Kosten? Der gesamte Sole- und Pilgerpark kostet rund 2,3 Millionen Euro. 1,8 Millionen Euro (80 Prozent) bekommt die Stadt Kevelaer als Zuschuss aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre). Die laufenden Kosten für den Betrieb des Gradierwerks werden etwa im fünfstelligen Bereich liegen, wegen des hohen Zuschusses würden kaum Zinsen für Kredite anfallen. Getragen wird das Gradierwerk über die Technischen Betriebe Kevelaer, die Anlage läuft dort in der Abrechnung quasi wie eine öffentliche Grünfläche. Getragen wird das Gradierwerk also über die Allgemeinheit und nicht etwa über den Strompreis der Stadtwerke.

Warum wurde eine Muschelform gewählt? Architekt Peter Grund erläuterte noch einmal die besondere Gestaltung der Anlage. Für die hat er eine Muschelform gewählt, um damit auch die Verbindung zum Sole- und Pilgerpark zu schaffen. Schließlich ist die Muschel das Symbol des Pilgerns. Die besondere Form soll auch den Aufenthalt am Gradierwerk zu einem besonderen Erlebnis machen. Vorteil sei nämlich, dass so die Wirkung der Sole im Freien und auch in einem inneren Bereich genutzt werden könne. Auf die Idee gekommen sei er durch die Pilgermuschel, die am Priesterhaus in Kevelaer zu sehen ist.

Wie funktioniert das Gradierwerk? Von der Quelle in der Nähe wird das Solewasser zum Gradierwerk gepumpt. Von Hand wird an kleinen „Zapfhähnen“ reguliert, wie viel Wasser nach unten rieselt. Das läuft über den Schwarzdorn nach unten, wird dort in einer Rinne aufgefangen und wieder nach oben gepumpt. Es handelt sich um ein geschlossenes System. Wenn zu viel Wasser verdunstet ist, wird der Zufluss von der Quelle geöffnet. Das Wasser hat einen Salzgehalt von drei Prozent, der sich beim Herunterrieseln durch Verdunsten langsam erhöht. Dadurch kommt es zur typischen Meeresluft von Gradieranlagen. Wenn das Wasser einen Salz-Sättigungsgrad von 26 Prozent erreicht, muss das Salz abgeschlagen werden.

Wie lange ist der Schwarzdorn haltbar? Der Architekt ist überzeugt, dass das Material erst nach 18 bis 22 Jahren ausgetauscht werden muss. Vorteil für Kevelaer ist, dass es ein Dach über der Anlage gibt. So ist die Holzkonstruktion vor Regenwasser (also Süßwasser) geschützt. Das Holz bekomme im Laufe der Zeit durch die Sole quasi eine Schutzhaut gegen Umwelteinflüsse.

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