Kevelaer Die Welt aus der Sicht der Fliese

Kevelaer · Diese ungewöhnliche und interessante Perspektive können Besucher in einer neuen Ausstellung im Museum in Kevelaer erforschen. Informative Begleittexte werden mit wertvollen Exponaten zu einem faszinierenden Ganzen.

 Wolfgang und Luise Posten zeigen einen großen Teil ihrer seit 30 Jahren wachsenden Sammlung alter Fliesen im Niederrheinischen Museum in Kevelaer.

Wolfgang und Luise Posten zeigen einen großen Teil ihrer seit 30 Jahren wachsenden Sammlung alter Fliesen im Niederrheinischen Museum in Kevelaer.

Foto: Gerhard Seybert

Fliesen sind etwas, das man im Bad oder der Küche hat, und nichts, das wirklich spannend ist, denken sich wohl die meisten. Doch die bis zum 17. April laufende Ausstellung im Niederrheinischen Museum beweist das Gegenteil. Unter dem Titel "Vom Zauber alter Fliesen" stellen die Eheleute Wolfgang und Luise Posten einen großen Teil ihrer seit 30 Jahren wachsenden Sammlung aus, mit einem Schwerpunkt auf Exponaten aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert. Für die eigentliche Präsentation hat sich das Ehepaar Posten viel Mühe gegeben, um auch die historischen Fakten rund um die verschiedenen Motive zu erklären.

"Ein besonderer Aspekt des Sammelns von antiken Dingen ist die Erforschung und das Eintauchen in die geschichtlichen Hintergründe", erklärte Wolfgang Posten bei der Ausstellungseröffnung am Sonntag. "Durch die Kenntnis der politischen, religiösen, kulturellen und soziologischen Verhältnisse, die auch den jeweiligen Zeitgeist widerspiegeln, werden die gesammelten Gegenstände einer vergangen Epoche erst erlebbar."

So haben die Besucher nämlich die Chance, aus der selten in den Fokus gerückten Perspektive der Fliesenkunst verschiedenste geschichtliche Elemente wahrzunehmen und einmal auf eine neue Art und Weise zu erleben. Denn der Ursprung der Fliese geht zurück bis ins alte Ägypten 4000 Jahre vor Christus. "Im Verlauf der Jahrhunderte verbreitete sich diese Art der Keramik im gesamten Orient. Die alten Techniken wurden von den Arabern und Türken kultiviert und kamen über Spanien, Portugal und Italien auch in die damaligen Niederlande", weiß Posten. "Somit waren gegen Ende des 16. Jahrhunderts und zu Beginn des 17. Jahrhunderts die frühen niederländischen Fliesen noch stark von italienischen, portugiesischen und spanisch-maurischen Vorbildern beeinflusst. Erst im Verlauf des 17. Jahrhunderts setzte sich zunehmend ein eigener nationaler Stil durch."

Und genau an dieser Stelle setzt die eigentliche Ausstellung ein. Ob es nun vielfarbige religiöse Bildfliesen aus dem 18. Jahrhundert sind, die eine Marienerscheinung darstellen, oder ob sie verschiedenste Fabelwesen, Chimären und Meereskreaturen abbilden: Stets wird die Präsentation von informativen Texten und ausgestellten alten Büchern begleitet, die weitere Informationen zur Konzeption und Bedeutung der verschiedenen Abbildungen bieten. Mehrteilige Bildcollagen und ganze Geschichtsabläufe, die etwa die Erschaffung des Garten Edens zeigen, laden zum Staunen und Erforschen ein.

Zudem können Interessierte für 15 Euro einen aufwändigen Ausstellungskatalog kaufen, der Bilder und weitere Zusatzinformationen über mehr als 500 Fliesen bietet. Wer also neugierig ist, die Mythologie, Religion und Weltgeschichte aus einer selten behandelten Perspektive zu erforschen, der sollte sich die Ausstellung "Vom Zauber alter Fliesen" nicht entgehen lassen. Das Niederrheinische Museum hat von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Mehr Informationen gibt es unter www.niederrheinisches-museum-kevelaer.de.

(cnk)
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