Kevelaer Die Welle der Wahlbriefe schwappt

Kevelaer · Immer mehr Menschen geben ihre Stimme per Briefwahl ab. In den Kommunen im Gelderland sind es bei dieser Bundestagswahl mehr denn je - der Anstieg ist gewaltig. Darauf bereiten sich die Gemeinden organisatorisch vor.

 Rolf Peters arbeitet im Wahlamt der Gemeinde Weeze. Gemeinsam mit seinen Kollegen steht er vor der Aufgabe, die Auszählung der zurückgeschickten Wahlscheine zu organisieren. Bis zum Wahltag werden die Umschläge in Kisten gesammelt.

Rolf Peters arbeitet im Wahlamt der Gemeinde Weeze. Gemeinsam mit seinen Kollegen steht er vor der Aufgabe, die Auszählung der zurückgeschickten Wahlscheine zu organisieren. Bis zum Wahltag werden die Umschläge in Kisten gesammelt.

Foto: Gottfried Evers

Der Wahlausgang ist noch offen, eine Sache steht fünf Tage vor der Bundestagswahl aber fest: Bei der Briefwahl wird es in den Kommunen des Gelderlandes einen Rekord geben.

In Kevelaer hatten bis gestern Morgen bereits 4196 Wähler ihre Stimme per Briefwahl abgegeben. Eine enorme Steigerung zur Landtagswahl im Mai. Da hatten am Ende 3100 per Brief gewählt. Eine genaue Erklärung, warum die Stimmabgabe per Post so gefragt ist, können die Mitarbeiterinnen im Wahlamt auch nicht geben. Auf jeden Fall deute sich damit eine hohe Wahlbeteiligung an.

Die hohe Zahl an Briefwählern sorgt für erheblichen zusätzlichen Aufwand. Denn die Stimmen im Briefwahlbezirk müssen natürlich ausgezählt werden. Und das wird dauern, denn durch die Rekordzahlen werden die Wahlhelfer deutlich mehr Arbeit haben. Selbst größere Wahlbezirke wie Kervenheim sind mit 1000 Wahlberechtigten deutlich kleiner als der Briefwahlbezirk, von einem kleinen Bezirk wie Achterhoek mit 250 Stimmen ganz zu schweigen. Gestemmt wird das dadurch, dass der Briefwahlvorstand größer als in den Stimmbezirken "draußen" ist. Sollte sich die Entwicklung zur Briefwahl fortsetzen, ist durchaus denkbar, dass in Kevelaer zwei Briefwahlbezirke eingerichtet werden, um die Auszählung so zu entzerren.

Auch in Weeze gibt es einen Run auf die Briefwahl, wie Rolf Peters vom Wahlamt erläutert. Bis gestern Morgen hatten 1154 Weezer bereits gewählt, das sind schon rund 200 mehr als bei der letzten Bundestagswahl. Mit der Zahl an Briefwählern liegt man in Weeze allerdings auf dem Niveau der "normalen" Wahlbezirke. Das liegt daran, dass es bei der Bundestagswahl einen anderen Zuschnitt der Bezirke gibt. Es gibt dann nur fünf große mit jeweils rund 1000 Stimmberechtigten.

Bei der Gemeinde Issum stimmen schon mehr als 20 Prozent der Wähler per Post ab, heißt es aus dem Wahlamt. Der Tagesstand lautete gestern Morgen 2039, in der Gemeinde Issum gibt es insgesamt 9579 Wahlberechtigte. Bei der Landtagswahl lag die Briefwahlbeteiligung übrigens bei 14 Prozent. Warum der Anteil der Briefwähler steigend ist, könnte an dem vereinfachten Verfahren liegen. QR-Code und die Beantragung der Unterlagen online könnten gerade für junge Leute reizvoll sein, sagt eine Mitarbeiterin des Issumer Wahlamts. Insgesamt hat die Gemeinde sechs Wahlbezirke plus zwei Briefwahlbezirke, eine Gruppe zählt die Issumer Briefwähler aus, eine andere die Briefwähler aus Sevelen.

In Straelen sind bislang etwas mehr als 2000 Briefwahlumschläge im Rathaus angekommen. "Wir hatten bei der letzten Bundestagswahl an die 1600", blickt Irmgard Maes zurück, Mitarbeiterin im Wahlamt. Man hat es bei den Briefwahlen also mit einem Zuwachs von gut 20 Prozent zu tun, und der Trend ist eindeutig.

"Ein starker Wahlbezirk ist vergleichbar mit einem Briefwahlbezirk", setzt Maes die Zahlen in Vergleich. Vielleicht müssen die beiden Teams bei den Briefwahlen im Endeffekt sogar etwas mehr Stimmen auszählen als die Helfer in den Wahllokalen. "Aber es ist noch machbar", sagt Maes. "Sonst hätten wir einen dritten Briefwahlbezirk einrichten müssen." Für die Zukunft müsse man darüber vielleicht nachdenken, aber für diese Wahl hat man sich in Straelen noch nicht dafür entschieden. "Heute kommt man noch damit zurecht."

In Gelderns Wahlamt gab Jennifer Haberkorn gestern Vormittag die 5151. Briefwahlunterlagen heraus. Keine Stunde später waren es schon ein Dutzend Umschläge mehr. Exakt 25.771 Wahlberechtigte gibt es in der Stadt. Damit wird es in den vier Briefwahlbezirken, die in Geldern eingerichtet werden, mehr Stimmzettel auszuwerten geben als in jedem Wahllokal; dort liegt man nämlich bei 300 bis 700 Wählern. Die Wahlhelfer-Gruppen in den Briefwahlbezirken hingegen, "die haben mehr als 1000 Wahlbriefe, die sie zählen müssen", sagt Jennifer Haberkorn. "Das ist so gerade noch händelbar."

Sie glaubt, dass - abgesehen von dem Trend zur Briefwahl - auch das Datum der Wahl in diesem Jahr zu dem Boom Beiträgt. "Es ist einfach so, dass viele verreist sind im September", sagt sie. Aber bei ihr kommt auch die Rückmeldung an, dass die Briefwahl für viele Menschen einfach bequemer ist.

(RP)
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